Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
ziemlich bekannte Sängerin. Und dann haben sie und Tom … nun, von dem Moment
an, in dem er hier hereinspaziert kam und sie singen hörte, war es um die beiden geschehen. Sie hatten nur noch Augen füreinander, alles andere schien ihnen vollkommen egal zu sein.«
»Und nach der Hochzeit«, setzte Maggie langsam an, »hat sie mit dem Singen aufgehört?«
»Offenbar wollte sie nicht mehr. Obwohl sie nie darüber geredet hat. Tja, das Ganze ist inzwischen so lange her, daß ich es fast vergessen hätte, hättest du nicht die Sprache drauf gebracht.«
Maggie bezweifelte, daß ihre Mutter je vergessen hatte, daß sie einst eine vielversprechende Sängerin gewesen war. Wie würde sie selbst sich wohl fühlen, wenn sie durch irgendeine Wendung in ihrem Leben gezwungen wäre, ihre Kunst aufzugeben? überlegte sie. Wütend, traurig, voller Groll. Sie blickte auf ihre Hände und dachte, wie es wäre, wenn sie sie nie mehr benutzen könnte. Was würde aus ihr, wenn ihr plötzlich gerade in dem Augenblick, in dem sie der Welt ihren Stempel aufzudrücken begann, alles genommen würde, was ihr wichtig war?
Und wenn die Aufgabe ihrer Karriere auch keine Entschuldigung für all die bitteren Jahre war, die ihre Mutter ihr bereitet hatte, so war sie doch zumindest ein Grund.
Maggie brauchte Zeit, um darüber nachzudenken, um mit Brianna zu sprechen, zu erforschen, wie ihre Schwester die Sache sah. Sie spielte mit ihrem Bier herum, während sie die Frau, die ihre Mutter einst gewesen war, mit der Frau, die sie geworden war, zu verbinden versuchte – was ihr nur schwer gelang.
Wieviel von beidem, so überlegte sie, hatte Maeve ihr wohl vererbt?
»Das Sandwich ist nicht zum Angucken, sondern zum Essen da«, wies Tim sie zurecht, während er einem der beiden männlichen Gäste ein weiteres Bier über die Theke schob.
»Ich weiß.« Und wie zum Beweis ihrer Worte biß Maggie herzhaft in das Brot hinein. Im Pub war es warm und gemütlich, und morgen wäre auch noch Zeit, um den Schleier zu lüften, der über den alten Träumen ihrer Mutter lag. »Machst du mir auch noch ein Bier?«
»Aber sicher doch«, sagte er und hob die Hand, als abermals jemand durch die Pubtür trat. »Tja, das scheint der Abend der Fremden zu sein. Wo bist du die ganze Zeit gewesen, Murphy? Ich habe dich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
»Ich hoffe, du hast mich vermißt, alter Junge.« Als er Maggie erblickte, schob sich Murphy grinsend neben sie. »Ich hoffe doch, daß ich neben der Berühmtheit sitzen darf.«
»Ich nehme an, daß ich das erlauben kann«, erwiderte sie. »Zumindest dieses eine Mal. Also, Murphy, wann machst du nun meiner Schwester endlich den Hof?«
Es war ein alter Witz, aber trotzdem brachen die übrigen Gäste in vergnügtes Kichern aus. Murphy nippte an Maggies Glas und stieß einen Seufzer aus. »Meine Liebe, du weißt, in meinem Herzen ist nur Platz für dich.«
»Das einzige, was ich weiß, ist, daß du ein alter Schwerenöter bist.« Sie holte sich ihr Bier von ihm zurück.
Er war ein auf wilde Weise gutaussehender Mann, muskulös und stark und von Sonne und Wind wettergegerbt wie ein alter Eichenbaum. Sein dunkles Haar fiel in Locken über seine Ohren herab, und seine Augen waren so blau wie die Kobaltflasche in ihrem Atelier.
Nicht so elegant und gepflegt wie Rogan, dachte sie, sondern rauh wie ein Zigeuner, aber mit einem Herzen so groß und süß wie ein geliebtes Tal. Murphy war für sie der ideale Bruderersatz.
»Ich würde dich auf der Stelle heiraten«, behauptete er, und abgesehen von den interessiert zuhörenden Amerikanern brachen sämtliche Gäste in wieherndes Gelächter aus. »Aber du nimmst mich ja nicht.«
»Ich kann dich beruhigen, Männer wie du interessieren mich einfach nicht. Aber auch wenn ich dich nicht heiraten will, werde ich dich küssen, und dann wirst du bereuen, daß du mit diesem Thema überhaupt angefangen hast, du wirst schon sehen.«
Tatsächlich gab sie ihm einen langen, herzhaften Kuß, und dann schauten sie einander grinsend an. »Nun sag schon, hast du mich wenigstens vermißt?« fragte sie.
»Kein Stück. Ich nehme ein Guinness, Tim, und das gleiche wie unsere Berühmtheit hier.« Er stahl ihr eins ihrer Pommes frites. »Ich hatte schon gehört, daß du wieder im Lande bist.«
»Ach.« Ihre Stimme klang ein wenig kühler als zuvor. »Dann hast du also Brie gesehen?«
»Nein. Wie ich schon sagte, hatte ich gehört , daß du zurück bist«, wiederholte er. »Dein Ofen
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