Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
uns einen.« Sie trat ins Freie und warf einen Blick über die Schulter zurück. »Das heißt, wenn Sie wissen, wie das geht.«
»Ich glaube, schon. Ihr Garten sieht herrlich aus.« »Brie hat sich um alles gekümmert, während ich in Dublin war. Aber was ist das?« Sie stieß mit dem Fuß gegen einen an der Hintertür abgestellten Karton.
»Ich habe ein paar Sachen mitgebracht. Zum Beispiel Ihre Schuhe. Sie haben sie im Salon vergessen, als Sie in der Nacht nach der Vernissage so plötzlich in Ihr Zimmer geflüchtet sind.«
Er reichte ihr seine Aktentasche, trug den Karton in die Küche, stellte ihn auf den Tisch und sah sich suchend um.
»Wo ist der Tee?«
»Im Schrank über dem Herd.«
Während er Wasser aufsetzte, öffnete sie den Karton, und wenige Sekunden später sank sie lachend auf einen Stuhl.
»Ich schätze, Sie vergessen nie etwas. Aber wenn ich schon nicht ans Telefon gehe, warum sollte ich dann je daran denken, einen Anrufbeantworter abzuhören?«
»Wenn Sie es nicht tun, bringe ich Sie früher oder später um.«
»Aha.« Sie stand wieder auf, beugte sich erneut über den Karton und zog einen Wandkalender hervor. »Französische Impressionisten«, murmelte sie und sah sich die Bilder über den einzelnen Monaten an. »Nun, wenigstens ist er ganz hübsch.«
»Benutzen Sie ihn«, sagte er, während er den Wasserkessel auf die Herdplatte schob. »Und den Anrufbeantworter und
das hier ebenfalls.« Er griff selbst in den Karton, zog eine längliche, samtbezogene Schatulle heraus, öffnete sie und reichte ihr eine schmale, goldene Uhr mit einem diamantbesetzten, bernsteinfarbenen Ziffernblatt.
»Gott, die kann ich unmöglich tragen. Das ist eine echte Damenuhr. Wie ich mich kenne, vergesse ich, daß ich sie umhabe, und dusche damit.«
»Sie ist wasserdicht.«
»Ich werde sie zerbrechen.«
»Dann kaufe ich Ihnen eine andere.« Er nahm ihren Arm und knöpfte die Manschette ihres Hemdes auf. »Was zum Teufel ist das?« fragte er, als er die Bandage sah. »Was haben Sie denn da gemacht?«
»Mich verbrannt.« Sie starrte immer noch auf die Uhr, so daß sie das zornige Blitzen in seinen Augen nicht zur Kenntnis nahm. »Ich habe einfach nicht aufgepaßt.«
»Verdammt, Maggie. Sie haben kein Recht, so achtlos zu sein. Soll ich mir jetzt vielleicht auch noch ständig Sorgen machen, weil Sie sich vielleicht verbrennen, wenn niemand in der Nähe ist?«
»Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Man könnte meinen, ich hätte mir die Hand abgehackt.« Sie wollte ihm ihre Finger entziehen, doch sein Griff war eisenhart. »Rogan, ich bitte Sie. Es ist durchaus normal, daß sich eine Glasbläserin hin und wieder die Finger verbrennt. Daran stirbt man nicht.«
»Natürlich nicht«, sagte er in förmlichem Ton, unterdrückte mühsam den Ärger über ihre Achtlosigkeit und legte ihr die Uhr ums Handgelenk. »Es gefällt mir eben einfach nicht, wenn Sie unachtsam sind.« Er ließ sie los und vergrub seine Hände in den Taschen seiner Jacke. »Dann haben Sie sich also nicht ernsthaft verletzt?«
»Nein.« Sie sah ihn argwöhnisch an, als er den pfeifenden Kessel holen ging. »Soll ich uns ein Sandwich machen?«
»Wie Sie wollen.«
»Sie haben noch gar nicht gesagt, wie lange Sie bleiben.«
»Ich fliege noch heute abend zurück. Ich dachte, ich rede lieber persönlich mit Ihnen, als zu versuchen, Sie dazu zu bewegen, daß Sie mal ans Telefon gehen.« Er hatte sich wieder unter Kontrolle, goß den Tee auf und kam damit an den Tisch zurück. »Ich habe die Zeitungsartikel mitgebracht, um die Sie meine Großmutter gebeten haben.«
»Oh, die Artikel.« Maggie starrte seinen Aktenkoffer an. »Nett von ihr, daß sie sie Ihnen mitgegeben hat. Ich werde sie später lesen.« Wenn sie alleine war.
»In Ordnung. Und dann ist da noch etwas, das ich Ihnen persönlich geben wollte.«
»Noch etwas.« Sie schnitt eine dicke Scheibe von Briannas Brot. »Womit habe ich bloß so viele Geschenke verdient?«
»Es ist kein Geschenk.« Rogan öffnete die Aktentasche und zog einen Umschlag heraus. »Den öffnen Sie vielleicht lieber gleich.«
»Also gut.« Sie klopfte sich die Hände ab und riß den Umschlag auf. Als sie die auf dem Scheck verzeichnete Summe sah, klammerte sie sich haltsuchend an der Stuhllehne fest. »Großer Gott.«
»Wir haben sämtliche ausgezeichneten Stücke verkauft.« Sie sank auf den Stuhl, und er war mehr als zufrieden mit ihrer Reaktion. »Ich würde sagen, daß die Ausstellung ziemlich erfolgreich
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