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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Schraubstock spannte, streckte sie, ähnlich einem Chirurgen, der ein Skalpell verlangt, ohne hinzusehen, ihre Hand nach der Feile aus.
    Er hörte, wie sie mit angehaltenem Atem gegen das Hefteisen schlug, so daß die Kugel sanft auf die Unterlage fiel. »Handschuhe«, wies sie ihn an. »Die schweren neben meinem Stuhl. Beeilen Sie sich.«
    Die Augen auf die Kugel geheftet, zog sie sich ungeduldig die Handschuhe an. Oh, sie konnte es nicht erwarten, sie in den Händen zu halten, sie mit bloßen Fingern zu umfassen wie in ihrem Traum. Statt dessen griff sie nach einer asbestüberzogenen Metallgabel, mit der sie den Ball zum Kühlofen trug.
    Sie stellte die Uhrzeit ein und starrte eine Minute ins Leere.
    »Wissen Sie, es ist der Mond«, sagte sie im Flüsterton. »Er sorgt sowohl im Meer als auch in uns für Ebbe und Flut. Wir richten die Jagd, die Ernte und die Nachtruhe nach ihm aus. Und mit ein bißchen Glück halten wir ihn manchmal in den Händen und träumen mit ihm.«
    »Wie werden Sie es nennen?«
    »Gar nicht. Jeder sollte das darin sehen, was ihm am besten gefällt.« Als wäre sie soeben aus einem tiefen Traum erwacht, fuhr sie sich zögernd mit der Hand an den Kopf. »Ich bin müde.« Sie schleppte sich zu ihrem Stuhl zurück, sank hinein und warf den Kopf auf die Lehne zurück.
    Sie war kreidebleich, stellte Rogan fest, denn die energische Glut, von der ihr Gesicht während der Arbeit überzogen gewesen war, hatte sich gelegt. »Haben Sie wieder mal die ganze Nacht hier in Ihrem Atelier verbracht?«
    »Nein, ich habe geschlafen.« Sie lächelte stillvergnügt in sich hinein. »In Murphys Feld, unter dem hellen, vollen Mond.«
    »Sie haben die Nacht in einem Feld verbracht?«
    »Ich war betrunken.« Sie gähnte, lachte und machte die Augen wieder auf. »Ein bißchen. Und es war eine so herrliche Nacht.«
    »Und wer«, fragte Rogan, während er neben sie trat, »ist Murphy?«
    »Ein Bekannter von mir. Der bestimmt ziemlich überrascht gewesen wäre, hätte er mich auf einer seiner Weiden schlafen sehen. Würden Sie mir etwas zu trinken holen?« Als sie seine fragend hochgezogenen Brauen sah, brach sie abermals in fröhliches Lachen aus. »Etwas Alkoholfreies. Aus dem Kühlschrank, der da drüben steht. Und nehmen Sie sich selbst etwas«, fügte sie hinzu. »Sie geben einen durchaus passablen Assistenten ab, Sweeney.«
    »Es war mir ein Vergnügen«, sagte er, denn einen größeren
Dank bekäme er wohl nicht, und als sie die Dose an die Lippen hob, überflog sein Blick eilig den Raum. Seit ihrer Rückkehr aus Dublin hatte sie einiges geschafft. In einer Ecke des Ateliers standen mehrere neue Stücke, ihre Interpretationen der in seiner Galerie ausgestellten Indianerkunst.
    Eins der Teile, einen flachen, breiten Teller, der in dunklen, matten Farben gehalten war, sah er sich genauer an. »Wunderbare Arbeit«, sagte er.
    »Mmm. Ein gelungenes Experiment. Ich habe undurchsichtiges und durchsichtiges Glas miteinander vermischt.« Wieder gähnte sie. »Und dann habe ich es mit Zinnrauch glasiert.«
    »Zinnrauch? Ach, egal«, sagte er, denn auf eine komplizierte Erklärung war er nicht sonderlich erpicht. »Ich würde es sowieso nicht verstehen. Chemie war noch nie meine Stärke. Es reicht mir, wenn mir das Ergebnis Ihrer Arbeit gefällt.«
    »Sie sollten sagen, daß es genauso faszinierend ist, wie ich es bin.«
    Er warf einen Blick über seine Schulter, und fast hätte er gelacht. »Sie haben also die Kritiken gelesen, ja? Gott stehe uns bei. Warum ruhen Sie sich nicht ein bißchen aus? Wir können uns hinterher unterhalten. Ich führe Sie zum Essen aus.«
    »Sie haben doch nicht den ganzen weiten Weg gemacht, um mit mir essen zu gehen.«
    »Trotzdem wäre es nett.«
    Irgend etwas war anders an ihm, bemerkte sie. Seine phantastischen Augen sahen sie anders an, und auch wenn er sich bemühte, ganz der alte, beherrschte Rogan Sweeney zu sein, brächte sie ihn bestimmt innerhalb weniger Stunden dazu, daß er die Hüllen fallen ließ, dachte sie und sah ihn lächelnd an.
    »Lassen Sie uns rübergehen. Ich mache uns einen Tee und sehe nach, was noch an Eßbarem vorrätig ist. Und dann erzählen Sie mir, weshalb Sie gekommen sind.«
    »Beispielsweise, um Sie zu sehen.«
    Etwas in seinem Ton sagte ihr, daß es angebracht wäre, auf der Hut zu sein. »Nun, Sie haben mich gesehen.«
    »Das stimmt.« Er nahm seine Aktentasche und öffnete die Tür. »Ein Tee wäre jetzt wirklich nicht schlecht.«
    »Gut, dann kochen Sie

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