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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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Küchentür auffliegt und Paul hereingestampft kommt.
    »Da ist ja mein Mädchen! Ich habe die ganzen Gärten nach dir abgesucht. Maura sagte, du würdest draußen mit deinen Wasserfarben arbeiten.« Er nimmt meine Hand und küsst sie. Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu – er sollte es besser wissen, als sich solche Freiheiten herauszunehmen, besonders vor anderen. »Belastra, was haben Sie denn gemacht?«
    Finn nimmt einen Schluck Tee. »Ich bin von der Leiter gefallen«, sagt er gelassen.
    Pauls Mund zuckt, und ich verspüre das Bedürfnis, Finn in Schutz zu nehmen. »Es war meine Schuld«, platze ich heraus.
    »Wie das?« Paul sieht mich irritiert an.
    Ich rutsche verlegen auf meinem Stuhl hin und her. »Ich habe ihn erschreckt.«
    »Schon vergessen. Sie haben mich wunderbar verbunden«, sagt Finn.
    »Cate?« Paul lacht, bis er Finns Lächeln wahrnimmt und sein Kiefer sich verkrampft. »Ich sollte vielleicht auch öfter mal von Leitern fallen, wenn ich dann so eine hübsche Krankenschwester bekomme.«
    »Hör auf«, protestiere ich.
    »Im Ernst, Cate, ich könnte John helfen, den Pavillon zu Ende zu bauen. Dann hätte ich eine Ausrede, öfter mal vorbeizukommen. Ich könnte vielleicht sogar ein paar Verbesserungen daran vornehmen«, sinniert Paul und grinst dabei.
    »Das ist nicht notwendig. Ich bin in ein paar Tagen wieder auf dem Damm«, sagt Finn.
    »Was?«, rufe ich. »Nein. Sie steigen auf keine Leitern mehr. Nicht, dass Sie sich nächstes Mal noch den Kopf verletzen.«
    Paul lacht in sich hinein. »Herrschsüchtig wie immer.«
    Himmel, ich habe Finn gerade herumkommandiert, wie ich es normalerweise mit meinen Schwestern tue. Ich ziehe eine Grimasse. »Entschuldigung. Ich wollte nicht so vorlaut sein. Ich – «
    »Ich habe nichts dagegen«, unterbricht mich Finn. Seine Hand liegt auf der Sessellehne und damit sehr nah an meiner, auf der Lehne von meinem Stuhl. Wenn ich die Fingerspitzen ausstrecken würde, würden wir uns berühren. Es fällt mir auf einmal unerklärlich schwer, dem zu widerstehen. Mein gesamter Körper fühlt sich zu ihm hingezogen. Ob es sehr offensichtlich ist, wie begehrenswert ich ihn finde? Ich falte die Hände im Schoß.
    Paul beobachtet uns stirnrunzelnd. »Das dachte ich mir. Mir gefällt es auch besser, wenn eine Frau temperamentvoll ist.«
    »Temperamentvoll?«, blitze ich ihn an. »Das hört sich ja an, als wäre ich ein Pferd.« Wie etwas, dessen Wille gezähmt und gebrochen werden muss.
    »Wohl kaum.« Er grinst, greift sich eine Pflanzschaufel vom Haken an der Wand und nimmt eine Fechtposition ein. » En garde .«
    Beschämt sehe ich zu Finn hinüber. Paul und ich haben früher mit Stöcken im Garten gefochten – und mit Besteck in der Küche –, aber da waren wir zwölf. Ich schüttele den Kopf. »Nein, Paul.«
    Paul fuchtelt mit seinem Möchtegerndegen vor mir herum. »Los, komm schon, ich könnte vielleicht tatsächlich mal eine Chance gegen dich haben. Ich habe in Jones’ Club geübt.«
    Finn lacht. »Ich setze auf Cate.«
    »Wetten wir?«, fragt Paul, holt eine Münze aus seiner Tasche und legt sie auf den Tisch.
    Keiner von beiden hat das Geld, um auf so etwas Albernes zu wetten. »Nein, keine Wette. Wir setzen hier nur unseren Stolz aufs Spiel«, verkünde ich, woraufhin ich einen langstieligen Löffel vom Tisch ergreife und damit drohend auf Paul losgehe.
    »Cate!«, jammert Mrs O’Hare. »Den habe ich gerade benutzt. Leg ihn wieder hin, du wirst überall Suppe – «
    »Wunderbar!« Ich lande einen Treffer auf Pauls Schulter. Der Löffel hinterlässt einen kürbisfarbenen Fleck auf seinem grauen Gehrock.
    »Das zahle ich dir heim!« Paul geht mit der Schaufel auf mich los. »Das ist ein neuer Mantel!«
    Ich ducke mich und weiche ihm aus, und so laufen wir eine ganze Weile um den Küchentisch, die Eistruhe und den Ofen. Mrs O’Hare gluckst abwechselnd und ermahnt mich dann wieder, mich wie eine Dame zu benehmen. Ich lache, meine Haare lösen sich aus den Nadeln und fallen mir über den Rücken.
    »Los, Sie schaffen ihn, Cate!«, ruft Finn.
    Ich sehe ihn über die Schulter an, und er lächelt. Ich verschnaufe kurz.
    Währenddessen schleicht Paul sich von hinten heran und nimmt mich vor seiner breiten Brust gefangen. Er dreht mich herum und tippt mit der Spitze der Pflanzschaufel auf meinen Kopf. »Habe ich dich«, sagt er zärtlich.
    Er meint es immer noch im Spiel, aber es fühlt sich anders an. Als würde er Ansprüche anmelden.
    »Miss Cate?« Die Tür zum

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