Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
dass zumindest eine von Ihnen eine Hexe ist, aber die Schwestern wollten unbedingt – «
Ich drehe mich um und sehe sie direkt an. »Bestätigt? Von wem?« Ich wusste schon immer, dass die Brüder Spione in Chatham haben. Haben die Schwestern etwa auch welche? Gibt es noch mehr Hexen in der Stadt außer Maura und Tess und mir?
Elena setzt sich auf das Sofa und ordnet ihre tiefblauen Röcke elegant um ihre Füße. »Es ist mir nicht gestattet, das zu sagen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es niemand ist, der Ihnen Böses will. Ich bin geschickt worden, um festzustellen, welche von Ihnen Magie beherrscht , und zu meiner Überraschung habe ich festgestellt, dass Sie alle drei es tun. Das ist sehr selten. Außerordentlich selten.«
Mein erster Instinkt ist, es zu leugnen, aber Elena hebt bereits die Hand, um meinen Einwand abzuwenden.
»Maura hat es mir erzählt. Seien Sie bitte nicht böse mit ihr. Ich weiß, dass Sie sich sehr viel Mühe gegeben haben, es geheim zu halten, und Sie haben es wirklich gut gemacht.«
Offensichtlich nicht gut genug. Meine Wut kocht vor sich hin. »Und jetzt haben Sie es der ganzen Schwesternschaft erzählt?«
»Noch nicht. Ich soll außerdem herausfinden, was für Arten von Magie Sie beherrschen. Gedankenmagie, zum Beispiel.« Elena legt ihren Kopf schief und sieht mich an. »Maura sagt, sie hat es noch nie ausprobiert. Haben Sie es schon mal probiert?«
»Nein. Guter Gott. Es ist schlimm genug, eine Hexe zu sein. Das wäre das Letzte, was ich wollte.« Gestärkt durch die Halbwahrheit drehe ich mich wieder zum Spiegel.
»Sie sind nicht gern eine Hexe?« Elena runzelt ihre gebräunte Stirn, als wenn ich etwas Bedauernswertes preisgegeben hätte. »Warum nicht?«
»Warum sollte ich?« Ich ziehe ein Gesicht und lege Mutters Saphirohrringe an.
»Maura sagt, Sie hätten sich die Predigten der Brüder zu sehr zu Herzen genommen. Dass Sie denken, Magie wäre etwas Schlechtes.«
Maura redet eindeutig zu viel. »Maura denkt, Magie wäre etwas zum Spielen. Wissen Sie, wie oft Vater oder die Bediensteten schon beinahe etwas gesehen hätten, was Maura nicht hätte erklären können? Es ist wirklich ein Wunder, dass wir noch nicht entdeckt wurden.«
»Das ist auf jeden Fall Ihnen zu verdanken, das ist sicher.« Elena dreht den Silberring an ihrem Finger, das Symbol ihrer angeblichen Verbindung mit dem Herrn. »Die Schwesternschaft kann Ihnen helfen, Cate. Ich weiß, was Ihre Schwestern Ihnen bedeuten. Wir können Ihnen helfen, sie zu beschützen. Sie müssen sich von uns helfen lassen. Sie drei sind vielleicht in größerer Gefahr, als Sie sich vorstellen können.«
»Wegen der Prophezeiung?« Sobald die Worte draußen sind, bereue ich sie auch schon.
»Woher wissen Sie davon?« Ein ganz leichtes Heben ihrer Brauen – das ist das einzige Anzeichen ihrer Überraschung. Sie würde eine fabelhafte Kartenspielerin abgeben.
»Mutter hat es mir erzählt. Sie war besorgt, weil … nun. Weil wir drei sind.« Ich spiele mit der weißen Spitzentischdecke, die über dem Frisiertisch liegt.
»Cate, Sie sollten wissen, dass die Brüder von der Prophezeiung wissen. Sie haben in dem Haus einer verhafteten Hexe Aufzeichnungen darüber gefunden.« Elena runzelt die Stirn. »Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass sie die letzten Jahre besonders hart gegen Mädchen vorgegangen sind? Besonders, wenn es sich um drei Schwestern handelte. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis sie auf Sie aufmerksam werden?«
Die Dolamores. Und die Mädchen in Vermont. Ich frage mich, wie viele Geschwisterkonstellationen, bestehend aus drei Schwestern, es noch in Chatham gibt. In Neuengland. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass Familien sechs oder sieben Kinder haben, besonders auf den Bauernhöfen außerhalb der Städte – aber wie viele haben bloß drei Mädchen?
»Cate!«, brüllt Maura von unten. »Beeil dich, oder wir kommen zu spät!«
»Ich bin gleich da!«, rufe ich.
»Es tut mir leid, dass ich nicht offener mit Ihnen war«, sagt Elena. »Sie müssen verstehen , die wahre Natur der Schwesternschaft und die Prophezeiung sind sehr große Geheimnisse. Wir teilen sie nicht einfach so.«
Ich beiße mir auf die Unterlippe. »Weiß Maura Bescheid?«
Da ist es wieder , das leichte Heben ihrer Brauen. Sie steht vom Sofa auf. »Sie haben es ihr nicht erzählt?«
»Noch nicht. Ich würde es ihr und Tess gern selbst sagen.«
»Natürlich.« Als Elena sich zu mir herunterbeugt, um eine meiner Haarnadeln zu richten,
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