Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
vertrauen, und das tue ich auch, aber hiermit? Dies ist alles. Wenn es allein mein Geheimnis wäre –
Aber das ist es nicht. Es ist auch das meiner Schwestern.
Du wirst von denen gejagt werden, die dich für ihre eigenen Zwecke benutzen wollen. Du musst sehr, sehr vorsichtig sein. Du darfst deine Geheimnisse niemandem anvertrauen.
Ich sehe ihn an und bin froh, dass er mein Gesicht nicht sehen kann. » Dedisco! «
Ich spreche jede Silbe ganz vorsichtig aus, meine Konzentration ist scharf wie ein Chirurgenmesser. Ich will ihn nur die Magie und die Federn vergessen lassen. Nicht mehr und nicht weniger.
Aber meine Magie ist nicht unbedingt so präzise.
»Finn? Cate?« Marianne Belastra öffnet die Geheimtür. »Ist etwas?«
Finn blinzelt in dem plötzlichen Licht. »Nein«, sagt er.
»Nichts«, sage ich.
»Sie sollten jetzt besser nach Hause gehen, Cate«, sagt Mrs Belastra. »Ich gebe Ihnen ein Buch übers Gärtnern mit, für den Fall, dass die Brüder danach sehen kommen. Sie können das Manuskript ein andermal lesen.«
»Ja«, stimme ich benommen zu. Ich kann nicht aufhören, Finn anzusehen. Ich muss unbedingt wissen, woran er sich noch erinnert. Er sieht mich nicht an. Das ist gut; er ist also nicht schockiert, weil ich eine Hexe bin. Aber woran kann er sich erinnern?
Habe ich unseren Kuss zusammen mit den Federn ausgelöscht?
»Danke, Mrs Belastra.« Es ist schwierig, mit dem Kloß in meinem Hals zu sprechen. »Tut mir leid, wenn ich Sie in Schwierigkeiten gebracht habe.«
Ich gehe auf die Ladentür zu, als sie mich mit einer Hand am Ellbogen festhält und nach hinten zeigt. »Da lang, Cate. Die Brüder werden den Laden beobachten.«
Ich nicke und stolpere durch das Labyrinth von Büchern. Natürlich. Was denke ich mir bloß?
Finn. Ich denke nur an Finn.
Dabei kann ich ihn noch nicht einmal ansehen, geschweige denn mich von ihm verabschieden.
Kapitel 11
Sonntag ist Lilys freier Tag, also lasse ich mir das Korsett von Tess schnüren, dann ziehe ich mich an. Ich trage eines meiner neuen Kleider zum Gottesdienst: königsblau mit cremefarbener Spitze an Ausschnitt und Ärmeln. Der weite Bahnenrock ist ohne Rüschen oder irgendeinen Firlefanz, und die schlichte cremefarbene Schärpe in einer ordentlichen Schleife am Rücken zusammengebunden. Ich lächele mein Spiegelbild an und fühle mich beinahe hübsch. Wird Finn wohl denken, dass ich hübsch aussehe?
Mauras Kichern erklingt auf dem Flur. Sie und Elena kleiden sich anscheinend gemeinsam an. Sie machen in letzter Zeit immer mehr den Eindruck, als wären sie Freundinnen und nicht Lehrerin und Schülerin. Ihre Vertrautheit geht mir gehörig auf die Nerven.
Ich muss mit Elena reden. Sie mit dem, was ich weiß, konfrontieren.
Ihre Schritte kommen näher, und ich denke schnell nach. Wenn ich Elena darum bitte, mit ihr allein zu sprechen, wird das nur Mauras Verdacht erregen. Ich brauche einen Vorwand. Ich ziehe die Nadeln aus meinem Haarknoten und schüttele mein Haar.
Maura steckt den Kopf zur Tür herein. »Bist du so weit? John hat die Kutsche schon vorgefahren.«
»Fast. Elena, könnten Sie mir bitte mit den Haaren helfen?« Ich lächele verschämt. »Ich bin einfach ein hoffnungsloser Fall, was diese Pompadour-Frisuren angeht.«
Elena sieht überrascht aus. »Natürlich. Wir sind gleich da!«, ruft sie Maura hinterher, die mit Tess die Treppe hinuntertobt. »Wissen Sie, ich habe einen ganzen Stapel Damenzeitschriften aus New London mitgebracht mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Sie können sie sich gern ausleihen, wenn Sie möchten.«
»Das wäre großartig, vielen Dank.« Ich setze mich an den Frisiertisch vor dem Spiegel. Elena steht hinter mir, bürstet meine Haare und toupiert sie am Scheitel auf. Ich begegne ihrem Blick im Spiegel. Elena hat ihre schwarzen Locken hochgesteckt, und ihr Gesicht wird von ein paar perfekten Ringeln eingerahmt. Meine Haare würden sich niemals ohne stundenlange Arbeit mit dem Eisen locken.
»Wollten Sie über etwas Bestimmtes reden?«, fragt sie vorsichtig.
Eigentlich kann ich es auch einfach direkt ansprechen. »Ich weiß, dass Sie eine Hexe sind.«
Sie zögert noch nicht einmal; ihre Hände arbeiten einfach weiter. »Seit wann wissen Sie es?«
»Das tut nichts zur Sache. Sie waren unaufrichtig mit uns. Dass Sie hier sind – das ist kein Zufall. Sie sind geschickt worden, um uns auszuspionieren.«
»Nicht, um Sie auszuspionieren . Ich wurde geschickt, um Sie zu beschützen. Es war bereits bestätigt,
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