Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
Das ergibt jetzt natürlich einen Sinn, nicht wahr?«
Mauras Augen leuchten vor Aufregung, ihre Wangen sind gerötet. Sie zupft an meinem Ärmel. »Wir könnten ihnen beitreten! Wir könnten uns alles über Magie beibringen lassen, und wir wären in New London, und wir müssten keine jämmerlichen, alten Männer heiraten!« Sie dreht sich so schnell im Kreis, dass ihre blassen Röcke um sie fliegen. »Das ist absolut perfekt!«
Oh nein. »Maura«, sage ich sanft. »So einfach ist es leider nicht.«
»Warum nicht? Es ist ja nicht so, dass du Paul liebst. Du hast selbst gesagt, dass du ihn nicht wirklich heiraten willst. Wir könnten alle drei zusammenbleiben, und wir wären sicher vor den Brüdern.«
Sie sieht so glücklich aus. So hübsch, wie sie sich im Sonnenlicht dreht.
Und sie hat recht. Jetzt, da ich weiß, was die Schwesternschaft ist, ist das eine annehmbare Möglichkeit. Es ist mit Sicherheit besser, als einen alten Mann zu heiraten und Kindermädchen für ein halbes Dutzend ungezogener Gören zu spielen. Aber irgendetwas kommt mir an Elenas Versprechen hinterhältig vor. Was wollen die Schwestern von uns? Es ist wahrscheinlich nicht besonders einfach, das wahre Wesen der Schwesternschaft geheim zu halten. Würden sie etwa von mir verlangen, dass ich meine Gedankenmagie bei ihren Feinden einsetze, wie in den alten Zeiten? Hat Mutter deswegen Vater geheiratet und ist mit ihm aufs Land geflohen, weil sie ihre Gedankenmagie den Schwestern nicht mehr länger zur Verfügung stellen wollte?
Du wirst von denen gejagt werden, die dich für ihre eigenen Zwecke benutzen wollen. Du darfst deine Geheimnisse niemandem anvertrauen.
War Mutter bloß übervorsichtig, oder war ihre Warnung gerechtfertigt? Was wusste sie über die Schwesternschaft, das ich nicht weiß?
Maura sieht mir den Zweifel an. »Oder du könntest Paul trotzdem heiraten. Wenn Tess und ich der Schwesternschaft beitreten, wären wir alle zusammen in New London! Du hast die Wahl!« , zirpt sie.
Habe ich das? Aber warum fühle ich mich dann mit keiner der Möglichkeiten wohl?
Maura dreht sich noch einmal um sich selbst, dann lässt sie sich ins Gras fallen. Offensichtlich ist ihr schwindelig, und sie ist vollkommen entzückt über die Aussicht, Chatham zu entkommen. Mir reicht unsere kleine Ecke der Welt aus, aber für sie ist es nicht genug. Vielleicht liegt es an all den beeindruckenden Romanen, die sie gelesen hat; vielleicht sind es auch die Geschichten, die ihr Mutter an der Wiege erzählt hat. Sie will mehr als dies hier. Das hat sie letzte Woche schon gesagt, aber ich glaube, ich hatte trotzdem bis zu diesem Moment noch nicht richtig begriffen, wie ernst es ihr damit ist.
Elena hat es sofort erkannt. Elena ist ein schlaues Mädchen. Sie behauptet, sie sei zu unserem Schutz hier, aber in der Zwischenzeit hat sie schon die ganze Zeit daran gearbeitet, Maura zu überzeugen, der Schwesternschaft beizutreten. Denkt sie, Maura wäre diejenige aus der Prophezeiung? Oder nimmt sie an, wenn sie erst einmal Maura hat, würden Tess und ich uns ihr anschließen? Sie muss wissen, wie sehr ich meine Schwestern liebe, wie untrennbar mein Versprechen Mutter gegenüber sich mit meinem Leben verbunden hat. Für die Sicherheit meiner Schwestern würde ich mein eigenes Glück aufgeben. Wenn die Schwesternschaft das ist, was sie wollen, wenn die Brüder ihnen dort tatsächlich nichts anhaben können – dann habe ich keine Einwände dagegen.
»Elena ist wunderbar«, fährt Maura fort und springt wieder auf die Füße. Ihre Haare sind zerzaust, die Rose ist zu Boden gefallen. »Sie ist klug und nett und äußerst großzügig. Du solltest wirklich netter zu ihr sein.«
»Sie ist vielleicht all das, aber sie war nicht gerade ehrlich mit uns. Sie wurde hergeschickt, um uns auszuspionieren, um herauszufinden, ob wir Hexen sind. Ich finde, es ist durchaus begründet, dass ich misstrauisch war.«
»Nun, jetzt wo du weißt, warum, solltest du dich bei ihr dafür entschuldigen, so unhöflich gewesen zu sein.« Maura setzt sich neben mich und legt mir einen Arm um die Taille. »Ich weiß, du bist es nicht gewohnt, dass ich mit jemand anders vertraut bin, aber ihre Freundschaft ist mir wichtig. Ich war doch auch nicht böse, als du von Sachi und Rory zum Tee eingeladen wurdest. Und du kannst mich nicht immer im Auge behalten und beschützen wollen.«
Ich beobachte einen einsamen violetten Schmetterling, der seinen Weg zurück durch die Gärten flattert. Er landet auf
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