Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
Sicherheit. Aber ich kann Paul nicht bitten, seine Anstellung aufzugeben und sein Leben für eine Verlobung umzuorganisieren, die ich vielleicht brechen muss. Das wäre ihm gegenüber nicht fair.
Und auch mir gegenüber nicht. Ich denke an die Unterhaltung, die ich mit Maura in der Kutsche hatte. Ich spüre keine Schmetterlinge im Bauch, wenn Paul meinen Namen sagt oder meine Hand berührt. Ich vermisse ihn nicht, wenn er mir keinen Besuch abstattet. Was auch immer verliebt sein heißt – ich glaube nicht, dass ich so etwas für ihn empfinde.
Ich kann nicht Ja sagen. Noch nicht. Vielleicht in ein paar Wochen, wenn ich herausgefunden habe, was es mit Elena und der Schwesternschaft auf sich hat. Vielleicht wenn ich vergessen habe, wie FinnsKuss sich angefühlt hat – wie versucht ich war, ihm von der Magie zu erzählen – vielleicht kann ich dann mit gutem Gewissen Ja sagen.
»Paul, ich – « Wie kann ich ihn vertrösten, ohne ihn zu verletzen?
Doch in dem Moment, als ich aufsehe, weiß er auch schon Bescheid. Er setzt diesen für ihn so typischen, entschlossenen Gesichtsausdruck auf und schiebt die Hände in die Manteltaschen. »Das war wohl etwas voreilig. Ich hatte Angst, zu spät zu kommen, aber du brauchst mehr Zeit.«
Ich fühle, wie mich eine Welle der Erleichterung durchströmt. »Ja«, sage ich und sehe ihm endlich in die Augen.
»Aber du sagst nicht Nein, oder?« Sein Blick ist voller Sorge, verletzlich.
»Nein«, versichere ich ihm. »Ich sage nicht Nein.«
»Gut.« Er wackelt mit den Augenbrauen. »Darf ich versuchen, dich zu überzeugen?«
Wie? Will er mir etwa vorschlagen, ein Architekturbüro in Chatham zu eröffnen? Meine Gedanken kreisen, mein Verstand kämpft gegen Mauras lächerliche Vorstellung von Romantik an.
»Sicher.« Ich lächele und lege meinen Kopf auf diese kokette Art schief, die Sachi an sich hat. »Und woran dachtest du da?«
Er umschlingt mich mit einem Arm und zieht mich zu sich heran. Dann senkt er seinen Mund zu mir herab und drängt gegen meinen. Mein Körper reagiert augenblicklich, mir wird warm, und ich fühle mich begehrt. Ich schlinge die Arme um seinen Hals; meine Lippen berühren zaghaft die seinen. Als er meine Unterlippe in den Mund nimmt und sanft daran saugt, werde ich von Hitze durchströmt. Ich presse mich gegen ihn. Küssen ist schön.
Doch als der Gedanke durch meinen Kopf schießt, drücke ich mich auch schon wieder von ihm weg. Denn auf einmal erinnere ich mich an einen Kuss, der mehr als schön war – der sich einfach richtig angefühlt hat.
Paul macht einen Schritt zurück. Er lächelt. »War das in Ordnung?«, fragt er. »Du hast nicht das Bedürfnis, mich zu ohrfeigen, weil ich zu unverschämt war, oder?«
»Nein«, sage ich und schaue auf seine Stiefel. »Ich denke, ich kann dir verzeihen.«
»Gut. Also. Du weißt nicht, ob du mich heiraten willst«, sagt er. »Aber du küsst mich gern?«
»Müssen wir jetzt darüber reden?«, frage ich beschämt. Wie soll eine Dame auf so eine Frage reagieren? Er ist attraktiv, und das weiß er auch. In einem anderen Leben – einem Leben, in dem ich keine Hexe wäre und ich nicht Belastras Buchladen mit all seinen Geheimnissen besuchen müsste – wäre das vielleicht mein erster Kuss gewesen. Und vielleicht hätte es dann gereicht.
»Ich interpretiere das mal als ein Ja«, sagt er, eingebildet wie immer. »Ist es der Umzug in die Stadt, der dir Sorgen bereitet? Ich weiß, dass du deine Blumen vermissen wirst, aber es gibt dort großartige Parks. Wir könnten jeden Abend, wenn ich von der Arbeit komme, spazieren gehen. Und ich könnte mit dir zum Hafen runtergehen, um die einlaufenden Schiffe zu beobachten. Ich würde dir so gern New London zeigen, Cate. Es ist umwerfend dort.«
Er spricht schnell und voller Leidenschaft. Er liebt New London über alles, das ist klar. Er wird seine Meinung nicht ändern. Und ich werde ihn nicht darum bitten.
»Meine Schwestern«, sage ich und suche nach einer Entschuldigung. »Die Dinge haben sich geändert, seit Mutter gestorben ist. Ich fühle mich für sie verantwortlich. So weit fortzuziehen – es sind ja nicht nur ein paar Stunden. Wenn etwas passieren sollte, und ich bin nicht hier – «
Paul sieht verwirrt aus. »Aber Maura hat mir erzählt, dass sie der Schwesternschaft beitreten will. Dann wäre sie direkt in New London.«
Das hat sie nicht, oder? »Da ist immer noch Tess. Und sie ist noch so klein – und Vater ist kaum noch zu Hause. Wie könnte ich sie
Weitere Kostenlose Bücher