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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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wissen, warum Hummeln fliegen können und Tess nicht? Abgesehen von den Flügeln, meine ich.«
    Paul streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Du bist wunderschön, wenn du lachst.«
    Da vergeht mir das Lachen. Eben haben wir noch in Erinnerungen geschwelgt. Wie ist daraus auf einmal Schäkerei geworden? »Sehe ich sonst etwa verhärmt aus?«
    »Du bist immer schön für mich«, sagt er liebevoll und streichelt meine Wange. »Aber du machst dir zu viele Sorgen. Ich würde dir gern ein paar deiner Sorgen abnehmen, wenn ich könnte.«
    Ich wünschte, es wäre so einfach. Ich lächele steif und mache einen Schritt zurück. »Ich komme zurecht.«
    »Ich weiß, dass du das tust. Ich kritisiere dich auch gar nicht, Cate. Ich würde dir nur gern helfen. Wobei auch immer. Du kannst dich auf mich verlassen«, sagt er in einem ungewöhnlich ernsten Tonfall. Dann grinst er wieder. »Wollen wir ein wenig spazieren gehen?«
    Ich sehe aus dem Fenster. Mir ist etwas unwohl bei dem Gedanken. Es hat heute Vormittag geregnet, aber jetzt weht ein frischer Wind durch die Bäume und treibt graue Wolken über den Himmel. Ich war den ganzen Tag drinnen, ich würde gerne rausgehen. Aber was, wenn wir Finn treffen?
    »Lass mich raten, es ist zu kalt«, rät Paul. »Du hast Angst, dich zu erkälten.«
    Ich haue ihn leicht auf den Arm. »Nein, habe ich nicht!«
    »Du hast anscheinend zu viel Zeit mit Miss Ishida verbracht. Jetzt wirst du auch so eine Mimose wie sie«, neckt er mich.
    Wenn er nur wüsste. Als Rory einen von Sachis Miederknöpfen in einen Tausendfüßler verwandelt hatte, hat sie noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Sachi Ishida ist sehr viel abgebrühter, als die meisten denken.
    »Unsinn«, lache ich. »Natürlich komme ich mit.«
    Ich nehme meinen Mantel und rufe nach Lily. Sobald wir draußen sind, fühlen sich meine Nerven an wie ein dünner, zum Zerreißen gespannter Faden. Der Wind peitscht mir die Röcke gegen die Fußgelenke und zerrt bedrohlich an meiner Kapuze. Ich lausche nach dem Geräusch des Hämmerns vom Pavillon, aber ich höre nichts. Möglicherweise ist Finn heute gar nicht hier? Vielleicht wurde er zu Hause gebraucht. Das Herz wird mir schwer bei dem Gedanken. Denn die Wahrheit ist, dass ich mich inzwischen schon danach sehne, ihn wiederzusehen.
    Ich blicke zum Himmel hinauf und genieße die Luft an den Wangen. Wenigstens hocke ich jetzt nicht mehr im Haus.
    »Lass uns aus dem Wind gehen«, schlägt Paul vor und zieht mich hinter sich her in Mutters Rosengarten. »Lily, kannst du uns einen Augenblick allein lassen?«
    Ich habe gar keine Gelegenheit, zu protestieren. Lily huscht davon und grinst bis über beide Ohren, und da wird mir klar: Die beiden haben das so geplant.
    Er hat es so geplant.
    Und obwohl ich gerade Tess gegenüber noch so unerschrocken davon geredet habe, ihn zu bitten, mit mir in Chatham zu bleiben, fühle ich mich doch noch nicht bereit dazu.
    »Cate«, sagt er, als würde er sich meinen Namen auf der Zunge zergehen lassen. Er steht aufrecht da, breitbeinig und mit straffen Schultern. »Ich weiß, dass dies hier dein Lieblingsplatz ist. Deswegen wollte ich es gern hier sagen.«
    Ich öffne den Mund, aber er hält eine Hand hoch, um mir zuvorzukommen, und schmunzelt. »Hör mir einfach eine Minute zu. Ich liebe dich, Cate. Ich habe dich immer geliebt. Seit du dich getraut hast, auf der Mauer vom Schweinestall zu balancieren.« Er lacht. »Der Himmel hat heute genau die Farbe deiner Augen, weißt du das?«
    »Paul, ich – « Hör auf , will ich sagen. Mach das nicht. Bitte .
    Doch er achtet nicht darauf und fährt fort. »Ich weiß, das ist nicht die übliche Vorgehensweise. Ich habe noch nicht mit deinem Vater sprechen können. Aber ich dachte, es würde zu dir passen, dich zuerst zu fragen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Vater irgendwelche Einwände dagegen hätte, dass du glücklich bist. Und ich glaube, ich kann dich glücklich machen, Cate. Und es wäre mir wirklich eine Ehre – das heißt, du würdest mich sehr glücklich machen, wenn – willst du mich heiraten?«
    Ganz durcheinander sehe ich auf den Boden. Paul wäre mir ein guter Ehemann. Er wäre ein Partner, kein Herr. Er bringt mich zum Lachen. Er ist gut aussehend. Und ich liebe ihn.
    Ich sollte Ja sagen. Ich sollte Ja sagen, und ich sollte ihn bitten, darüber nachzudenken, mit mir in Chatham zu leben, zumindest für die ersten Jahre unserer Ehe. Nur bis Tess heiratet. Danach wäre sie mehr in

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