Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
schon fertig werden.«
»Da bin ich mir sicher. Du bist grausam.« Finn schmunzelt, aber dann wird er ernst. »Ich kann nicht – meine Familie – ich bin jetzt verantwortlich für Mutter und Clara. Der Buchladen hält sich kaum über Wasser. Seit die Brüder den Laden Tag und Nacht beobachten, mag niemand mehr zu uns kommen. Ich glaube nicht, dass sie aufgeben werden, ehe sie einen Grund finden, den Laden zu schließen. Ich kann dir keine Versprechen machen, Cate.«
Ich hebe den Kopf. »Und ich habe dich um keine Versprechen gebeten, oder?«
»Nein, aber du brauchst sie, und zwar bald. Wenn nicht von mir, dann – von jemand anders.« Finn blickt auf seine verschrammten braunen Stiefel. »Ich kann kaum uns drei ernähren, und noch viel weniger – Himmel, lass es mich banal ausdrücken: Ich kann mir keine Frau leisten. Ich würde es verstehen, wenn du McLeod nimmst. Es gefällt mir nicht – aber wir können immer noch so tun, als hätte diese Unterhaltung niemals stattgefunden. Du würdest in meinem Ansehen nicht sinken.«
»Aber in meinem«, blaffe ich. »Ich würde in meinem eigenen Ansehen sinken, wenn ich einen Mann nur wegen seines Geldes heiraten würde, obwohl ich eigentlich einen anderen will.«
Ich will Finn. Unbedingt. Mehr als ich jemals etwas in meinem Leben wollte.
Aber es ist nicht möglich. Was soll ich bloß tun? Jetzt, da ich weiß, was ich empfinde, wie kann ich mich mit irgendetwas anderem abfinden?
»Ich kann dich nicht darum bitten, auf mich zu warten. Ich weiß nicht wann – und ob – meine Umstände sich jemals ändern werden. Und auch wenn sie es täten – ein Leben mit mir wäre ganz anders als das, woran du gewöhnt bist. Mutter und Clara nähen ihre Kleider selbst. Sie haben keine Hausmädchen. Sie kochen unser Essen und kümmern sich ganz allein um das Haus.« Finn schaut ernst drein, seine Stirn liegt in Falten. »Du wärst die Frau eines Ladenbesitzers, nicht die Tochter eines Herrn. Mutter und Clara werden nicht zum Tee bei Mrs Ishida eingeladen.«
Als wenn es mich kümmern würde, was Mrs Ishida denkt! Als wenn das das Einzige wäre, das zwischen uns steht – aber das ist es nicht. Eine Verbindung mit den Belastras würde die Aufmerksamkeit der Brüder auf unsere gesamte Familie ziehen. Und wenn sie begreifen, wozu wir fähig sind – wozu ich fähig bin –
Die Prophezeiung sagt, dass es, wenn ich in die falschen Hände gerate, eine zweite Schreckensherrschaft geben wird. Wie viele unschuldige Mädchen würden umgebracht werden? Ich weiß nicht, ob die Schwesternschaft selbst vor einem zweiten Angriff sicher wäre. Würden es einige Hexen überleben? Oder würden die Hexen komplett ausgelöscht werden?
Ich lasse mich gegen das Geländer zurückfallen. Ganz gleichgültig, wie sehr ich Finn will, es ist unmöglich.
Mein Schweigen bleibt nicht unbemerkt. »Es tut mir leid.« Finns hübsches Gesicht ist voller Kummer. »Ich würde dir gern mehr geben, wenn ich es könnte. Ich würde dir den Mond schenken.«
»Ist schon in Ordnung«, sage ich leise und versuche, die Tränen zurückzuhalten. Es ist Zeit, unsere Unterhaltung auf weniger gefährliches Terrain zu bringen. »Apropos Tee – Maura und ich geben morgen unseren ersten Nachmittagstee. Deine Mutter und Clara sollten unbedingt kommen, wenn sie noch nichts anderes vorhaben.«
Finn zögert und sieht mich mit seinen braunen Augen angespannt an. »Mutter und Clara werden normalerweise nicht eingeladen.«
Ich lehne mich zurück gegen das Geländer. »Das wurden wir bis vor Kurzem auch nicht.«
»Das ist etwas anderes. Das musst du doch wissen.« Ich sage nichts und schaue nur über den Teich und auf den Friedhof auf der anderen Seite. Finn seufzt. »Ich bin nicht besonders stolz, das zu sagen. Dein Vater ist ein Geschäftsmann, ja, aber in erste Linie ein Herr und ein Gelehrter. Mutter ist eine Buchhändlerin und ein Blaustrumpf. Die Frauen der Brüder sehen sie nicht als gleichwertig an, weil sie eine Ladenbesitzerin ist. Und die Frauen der Ladenbesitzer glauben, sie hält sich für etwas Besseres.«
»Ich bin die Gastgeberin. Deine Mutter und Clara sind herzlich eingeladen.«
»DanngebeichdieEinladunggernweiter.Dasistsehrliebvondir.«FinngreiftnachmeinerHandundverschlingtseineFingermitmeinen.ErführtmeineHandanseineLippenundblästmirwarmeLuftindieHandfläche.»Ichhabeallessogemeint,wieichesgesagthabe.Ichwilldich,Cate.Aberichkanndirnichtgeben,wasdubrauchst.«
»Undwennich dich
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