Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
vor einer Minute noch geregnet – oh.« Sie bemerkt die Vegetation um sich herum, dann schließt sie die Augen. Einen Moment später schlägt sie sie überrascht wieder auf. »Du hast das gemacht? Du allein? Es ist stark. Ich komme nicht dagegen an.«
Ich bin zu bestürzt, um beleidigt zu sein. »Bring es wieder in Ordnung!«, jammere ich.
Sie hält einen Augenblick inne und konzentriert sich. » Reverto! «
Es funktioniert nicht. Tess seufzt verärgert. Ich bekomme es mit der Angst zu tun.
Was, wenn John das sieht? Was, wenn Finn es sieht? Ich kann nicht noch einmal seine Erinnerungen auslöschen. Ich werde es nicht.
»Tess, wir müssen etwas unternehmen. Da sind Tulpen! «
»Wirkriegendaswiederhin.Wirmachenesgemeinsam«,sagtsie.WirhaltenunsandenHänden.IchspüredieKraftzwischenunsaufflackern,alswirzusammendaslateinischeWortsprechen.DerHimmelverdüstertsichgenauindemMoment,alsdieKüchentürauffliegt.
Maura kommt, gefolgt von Elena, in den Garten gelaufen. »Tess, was hast du getan?«, will Maura wissen.
Tess wirft die Hände in die Luft. »Ich war es nicht. Es war Cate!«
Maura zittert im kühlen Oktoberwind und schlägt die Arme um ihren Körper. »Es war wahnsinnig stark. Ich wollte es vom Fenster aus rückgängig machen, aber ich konnte es nicht.«
»Ich konnte es auch nicht«, bemerkt Tess.
Elena steht neben uns, ihre Augenbrauen sind zusammengezogen, ihre Seidenröcke bauschen sich im Wind. »Ich auch nicht.«
Die Furcht überkommt mich. Ich weiß, was sie jetzt denkt. »Es war nur, weil ich so aufgebracht war. Ich wollte überhaupt gar nicht zaubern. Ich hatte nur an den Frühling gedacht und – « Ich suche nach den richtigen Worten und ziehe mir die Kapuze wieder über die Haare. »Es ist einfach so aus mir herausgekommen.«
Elena nickt. »Was haben Sie gemacht, bevor es passiert ist?«
»Nichts«, lüge ich. »Ich war im Garten spazieren.«
Sie sieht mich aus ihren dunklen Augen eindringlich an. Ich frage mich, ob ich irgendwie zerzaust aussehe. »Sie waren nicht mit Paul zusammen?«
Sehe ich aus, als wäre ich gerade geküsst worden? Kann sie es mir irgendwie ansehen? Ich muss mich sehr zusammenreißen, nicht meine Lippen zu berühren, am liebsten würde ich in meinem Mantel versinken. »Nein.«
»Ihre Liebesgeschichte ist mir gleichgültig. Es geht mir um die Magie. Sagen Sie mir die Wahrheit – waren Sie gerade mit ihm zusammen?«, drängt Elena.
»Nein! Warum sollte das meine Magie beeinflussen, wenn es so gewesen wäre?«
»Paul ist schon vor Ewigkeiten gegangen«, sagt Tess und streicht sich Regentropfen von der Wange. »Ich habe ihn vom Küchenfenster aus gesehen.«
»Interessant. Dann weiß ich nicht, was es verursacht haben könnte.« Elena kneift den Mund zusammen, sodass ihre Lippen nur noch ein rosafarbener Strich in ihrem Gesicht sind. Irgendwie scheint sie zu wissen, dass ich nicht ganz ehrlich bin. Aber das mit Finn werde ich ihr niemals anvertrauen. Sie hat sich vielleicht in unseren Haushalt eingeschlichen, aber sie ist deswegen noch lange nicht meine Freundin.
Ich muss Zeit finden, Marianne zu treffen – und zwar allein und möglichst bald. Ich brauche ihren Ratschlag. Sie ist die Einzige, von der ich glaube, dass sie mir helfen kann.
Ich hoffe nur, sie verzeiht mir, dass ich ihren Sohn in dieses Chaos mit hineingezogen habe.
Kapitel 15
Wie findest du es?« Maura trägt eines ihrer neuen Kleiderund dreht sich vor mir in der Eingangshalle. Das Kleid ist jadegrün mit rosafarbenen Paspeln, und Maura hat sich diese grünen Schuhe von Elena ausgeliehen, auf die sie es schon seit Elenas erstem Tag abgesehen hatte.
»Hübsch. Wo hast du die Ohrringe her?«, frage ich, während ich einen Arm voll Rosen in Urgroßmutters geschliffener Kristallvase drapiere.
Sie spielt mit einem der Jadetropfen. »Von Elena geliehen. Sind sie nicht einfach göttlich? Sie ist so großzügig«, sprudelt es aus ihr hervor.
»Ich weiß, dass du Elena bewunderst, aber meinst du nicht, du treibst es ein bisschen zu weit?« Mauras Haare sind zu einer hübschen Pompadour-Frisur hochgesteckt, und ein paar kleine Ringellocken hängen ihr vor den Ohren ins Gesicht – genauso wie Elena ihre Haare immer trägt.
Maura gefriert das Lächeln auf dem Gesicht. »Kannst du nicht einmal sagen, dass ich hübsch aussehe, und es dabei belassen? Du musst immer etwas finden, das du kritisieren kannst. Du bist doch nur neidisch.«
Oh Gott. »Neidisch worauf?«, frage ich und gehe ein Stück zurück, um
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