Töchter des Windes: Roman (German Edition)
einen neuen Wagen zum Fenster hinaus.«
»Es ist ja wohl ihr Geld, so daß sie damit machen kann, was sie will«, setzte Maggie hitzig an, aber als Brianna sie mit einem strengen Blick bedachte, verstummte sie.
»Er ist nicht neu, außer für mich. Es ist ein Gebrauchtwagen, und nicht ich habe ihn gekauft« — sie atmete tief ein —, »sondern Grayson.«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen im Raum. Lottie starrte mit zusammengepreßten Lippen auf ihre Tasse, und Maggie machte sich, ungeachtet des Ziehens in ihrem Leib, bereit, für ihre Schwester in die Bresche zu springen.
»Er hat ihn für dich gekauft?« Maeves Stimme war hart wie Stein. »Und du hast ihn angenommen? Ist es dir denn vollkommen egal, was man über dich denken wird?«
»Ich nehme an, man wird denken, daß Grayson sehr großzügig war.« Sie legte ihr Küchenmesser zur Seite und hob ihre Tasse an den Mund. Gleich würde sie anfangen zu zittern. Sie wußte und haßte es.
»Man wird denken, du hättest dich ihm verkauft. Und, stimmt das? Hast du das getan?«
»Nein.« Ihr Ton war von eisiger Gelassenheit. »Der Wagen war ein Geschenk, und als solches habe ich ihn angenommen. Es hat nichts damit zu tun, daß ich seine Geliebte bin.«
Na also, dachte sie. Sie hatte es gesagt. Ihr Magen verkrampfte sich, und ihre Hände zitterten, aber sie hatte es gesagt.
Kreidebleich und mit brennenden blauen Augen schob sich Maeve vom Tisch zurück. »Du hast also mit ihm herumgehurt.«
»Habe ich nicht. Ich habe mich einem Mann hingegeben,
den ich mag und bewundere. Und zwar war es das erste Mal für mich«, sagte sie und stellte zu ihrer eigenen Überraschung fest, daß sie nicht länger zitterte. »Obwohl du anscheinend bereits vor Jahren etwas anderes behauptet hast.«
Maeve wandte sich in zorniger Verbitterung Maggie zu.
»Nein, ich habe es ihr nicht verraten«, sagte Maggie in einigermaßen ruhigem Ton. »Ich hätte es tun sollen, aber ich habe es nicht getan.«
»Wie ich es herausgefunden habe, ist ja wohl bedeutungslos.« Brianna faltete die Hände in ihrem Schoß. Ihr war eiskalt, aber sie würde die Sache zu Ende führen. »Du hast das Glück, das ich vielleicht mit Rory gefunden hätte, zerstört.«
»Er war ein Nichts«, schoß Maeve zurück. »Ein Bauernsohn, aus dem nie etwas Anständiges geworden wäre. Mit ihm hättest du außer einem Haus voller schreiender Kinder nichts gehabt.«
»Ich wollte Kinder.« Heißer Schmerz brach durch das Eis. »Ich wollte eine Familie und ein Heim, aber wir werden nie herausfinden, ob ich es mit ihm gefunden hätte. Dafür hast du gesorgt, und zwar, indem du einen guten, anständigen Mann in deine Lügen einbezogen hast. Um mich zu schützen, Mutter? Das glaube ich nicht. Ich wünschte, ich könnte es. Aber du hast es wohl eher getan, um mich zu Hause festzuhalten. Wenn ich Rory geheiratet hätte, wer hätte dann dich und dieses Haus versorgt? Das werden wir ebenfalls nie erfahren.«
»Ich habe getan, was das beste für dich war.« Da ihre Beine zitterten, setzte sich Maeve wieder auf ihren Stuhl. »Das ist also die Weise, auf die du es mir heimzahlen willst. Indem du dich in Sünde dem erstbesten Mann hingibst, der dir gefällt.«
»Indem ich mich in Liebe dem ersten und einzigen Mann hingebe, von dem ich in meinem Leben je angerührt worden bin.«
»Und was willst du machen, wenn er dich schwängert und sitzenläßt?«
»Das geht ja wohl nur mich etwas an.«
»Jetzt redet sie wie du.« Wütend starrte Maeve Maggie an. »Du hast sie gegen mich aufgehetzt.«
»Das war gar nicht erforderlich.«
»Halt Maggie da raus.« Schützend legte Brianna ihrer Schwester die Hand auf die Schulter. »Diese Sache betrifft nur dich und mich, Mutter.«
»Gibt es zufällig . . .« Wohlgelaunt kam Gray hereingeplatzt, doch als er die Besucherinnen sah, verstummte er. Obgleich ihm die Spannung im Raum nicht verborgen blieb, setzte er ein freundliches Lächeln auf. »Mrs. Concannon, Mrs. Sullivan, schön, daß Sie wieder im Lande sind.«
Maeve ballte die Fäuste. »Verdammter Bastard, ich hoffe, daß du neben meiner Tochter in der Hölle schmoren wirst.«
»Hüte deine Zunge.« Briannas Schärfe schockierte sie alle mehr als Maeves bitterer Fluch. »Gray, ich möchte mich bei dir für die Unhöflichkeit meiner Mutter entschuldigen.«
»Du wirst dich bei niemandem für mich entschuldigen.«
»Nein«, sagte auch Gray und nickte Maeve zu. »Dazu besteht keine Veranlassung. Sie können sagen, was Sie wollen,
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