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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kümmere mich schon um sie.«
    »Du kannst doch gar nicht kochen.«
    »Dann gehe ich eben mit ihnen ins Restaurant. Keine Sorge, Brie.«
    »Ich fürchte, ich benehme mich im Augenblick ziemlich dumm. Aber ich bin so aufgeregt. Tut mir leid, Gray.«
    »Das braucht es nicht.« Da er selbst inzwischen wieder wesentlich ruhiger war, nahm er ihr Gesicht in die Hände und zwang sie, ihn anzusehen. »Denk im Augenblick einfach nicht weiter darüber nach. Fahr einfach los und hilf deiner Schwester, ihr Baby zu bekommen.«
    »Mache ich. Könntest du bitte Mrs. O’Malley anrufen? Ihre Nummer steht in dem Adreßbuch neben dem Telefon. Sie kann sich um alles kümmern, bis ich wieder zu Hause bin. Und vielleicht könntest du auch Murphy anrufen. Er will sicher wissen, daß es soweit ist. Und . . .«
    »Brie, jetzt fahr endlich los. Und dann rufe ich die ganze Grafschaft an, wenn du es willst.« Trotz all der Zuschauer gab er ihr einen schnellen Kuß. »Sag Rogan, daß er mir eine Zigarre schicken soll.«
    »Ja. In Ordnung, ja. Ich gehe jetzt.« Endlich eilte sie zum Wagen, und Gray trat zurück und sah ihr nach, wie sie, gefolgt von Lottie und Maeve, mit ihrer Schwester von dannen fuhr.
    Familie, dachte er und schüttelte erschaudernd den Kopf. Gott sei Dank hatte er keine Familie, um die es sich zu sorgen galt.
     
    Aber als der Nachmittag in den Abend und der Abend in die Nacht überging, mußte er sich eingestehen, daß es doch einen Menschen gab, um den er in Sorge war. Kaum eine halbe Stunde nach seinem Notruf war Mrs. O’Malley aufgetaucht, hatte Töpfe und Pfannen geschwenkt und fröhlich von ihren Erfahrungen beim Kinderkriegen erzählt, bis Gray kreidebleich in sein Zimmer geflüchtet war.
    Als Murphy zur Feier des Tages auf einen Whiskey vorbeigekommen war, hatte er sich ein wenig besser gefühlt, aber als es mit Einbruch der Nacht ruhig wurde in der Pension, hatte er weder arbeiten noch schlafen können — zwei Aktivitäten, in die es ihm normalerweise stets zu flüchten gelang.
    Wach und allein, war er hilflos seinen Gedanken ausgesetzt. So sehr er sich auch um Verdrängung bemühte, ging ihm doch wieder und wieder die häßliche Szene in der Küche durch den Kopf. In welche Schwierigkeiten hatte er Brianna gebracht, nur weil er sie begehrte und diesem Begehren Taten folgen ließ? Dabei hatte er weder an ihre Familie noch an ihre Religion
gedacht. Ob sie wohl ebenso gläubig wie ihre Mutter war?
    Der Gedanke an Seelen und ewige Verdammnis machte ihn nervös. Alles Ewige machte ihn nervös, wobei Verdammnis ganz oben auf der Liste stand.
    Oder hatte Maggie ausgesprochen, was Brianna empfand? All das Gerede von Liebe wirkte kaum weniger beunruhigend auf ihn. So wie er es sah, konnte Liebe ebenso gefährlich wie Verdammnis sein, und so wich er in seinem Privatleben beiden Dingen gleichermaßen aus.
    Weshalb konnten die Menschen nichts einfach so nehmen, wie es war? überlegte er, während er Briannas Zimmer betrat. In seinen Romanen kam er ohne Komplikationen natürlich nicht aus, aber das wirkliche Leben gestaltete sich viel einfacher, wenn man die Dinge weniger verbissen sah.
    Aber es war dumm, gestand er sich ein, und unglaublich naiv, so zu tun, als wäre Brianna Concannon keine Komplikation. Hatte er nicht bereits zugegeben, daß sie einzigartig war? Rastlos zog er den Stöpsel aus einer kleinen Flasche auf ihrem Ankleidetisch. Hob sie an seine Nase und roch — sie.
    Er wollte doch nur mit ihr zusammen sein — im Augenblick. Sie genossen das Zusammensein, sie mochten sich. In diesem Augenblick und an diesem Ort paßten sie einander hervorragend ins Konzept.
    Natürlich könnte er jederzeit aussteigen. Natürlich könnte er das. Mit einem leisen Schnauben machte er die Flasche wieder zu.
    Doch noch immer roch er ihren Duft.
    Sie war nicht in ihn verliebt. Vielleicht bildete sie sich das ein, weil er der erste Mann für sie war. Das wäre nur natürlich. Und vielleicht, nur vielleicht, mochte er sie ebenfalls ein wenig lieber als je eine andere Frau zuvor. Weil sie anders war. Das wäre ebenfalls vollkommen normal.
    Und trotzdem wäre ihre Liaison mit dem Ende seines Buchs
vorbei. Er würde weiterziehen. Er hob den Kopf und starrte sich im Spiegel an. Alles beim Alten, dachte er. Dasselbe Gesicht. Das schwache Glitzern in seinen Augen übersah er lieber.
    Er blickte in den Spiegel und sah Grayson Thane. Den Mann, der von ihm aus dem Nichts erschaffen worden war. Einen Mann, mit dem es sich bequemstens leben

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