Töchter des Windes: Roman (German Edition)
nicht zur Eröffnung kommen sollst. Er wollte nur nicht, daß du . . .« Beinahe hätte sie gesagt, ›daß du ihm die ganze Zeit vor den Füßen herumläufst‹, doch dann besann sie sich eines Besseren und meinte: »daß es zuviel für dich wird, wenn du heute schon den ganzen Tag auf den Beinen bist.«
»Schließlich ist es auch meine Galerie«, murmelte sie. Ihr Rücken tat höllisch weh, und außerdem hatte sie im Bauch ein widerliches Ziehen. Was nichts weiter zu bedeuten hatte, beruhigte sie sich selbst. Wahrscheinlich hatte sie einfach beim Mittagessen zuviel Lammbraten in sich hineingestopft.
»Natürlich ist sie das«, pflichtete Brianna ihr besänftigend bei. »Und morgen werden wir alle gemeinsam zur Eröffnung gehen. Die Anzeigen in den Zeitungen waren einfach toll. Ich bin sicher, daß es ein Riesenerfolg werden wird.«
Statt einer Antwort knurrte Maggie nur. »Wo treibt sich überhaupt dein Ami rum?«
»Er arbeitet. Hat sich in reiner Notwehr gegen das kleine deutsche Mädchen, das ständig in sein Zimmer gestapft kommt, dort eingesperrt.« Bei dem Gedanken lächelte sie. »Er ist so ein Schatz, wenn es um Kinder geht. Gestern abend hat er ein Würfelspiel mit ihr gemacht, und dabei hat sie sich in ihn verliebt, so daß sie ihn nicht mehr in Ruhe läßt.«
»Und du denkst, was für ein toller Vater er wäre, nicht wahr?«
Brianna setzte eine undurchdringliche Miene auf. »Das habe ich nicht gesagt. Obwohl er das tatsächlich wäre. Du solltest sehen, wie er . . .« Als sie hörte, wie sich die Haustür öffnete, unterbrach sie sich. »Wenn das neue Gäste sind, muß ich ihnen wohl mein Zimmer geben und ins Wohnzimmer ziehen.«
»Statt die Reise nach Jerusalem zu spielen, schlaf doch einfach gleich bei Gray«, bemerkte Maggie und fuhr zusammen, als sie die Stimmen im Flur vernahm. »Na klasse. Dabei hatte ich gehofft, daß sie es sich noch einmal überlegt und vielleicht ganz in Frankreich bleibt.«
»Hör auf«, warnte Brianna und nahm zwei weitere Teetassen aus dem Schrank.
»Die Weltreisenden sind zurück«, verkündete Lottie mit fröhlicher Stimme, als sie hinter Maeve die Küche betrat. »Oh, was für eine wunderbare Villa ihr dort habt, Maggie. Der reinste Palast. Was haben wir uns amüsiert.«
»Du vielleicht«, schnaubte Maeve und stellte ihre Handtasche auf der Arbeitsplatte ab. »Ständig sind haufenweise halbnackte Ausländer am Strand herumgeturnt.«
»Ein paar der Männer haben nicht schlecht ausgesehen«, kicherte Lottie. »Einer von ihnen war ein amerikanischer Witwer, der unablässig mit Maeve geflirtet hat.«
»Süßholz hat er geraspelt.« Maeve winkte ab, aber ihre Wangen wiesen eine leicht verlegene Röte auf. »Aber ich habe ihn so gut wie möglich ignoriert.« Sie setzte sich und wandte sich mit einer gewissen Besorgnis, die sie allerdings sofort hinter einem erneuten verächtlichen Schnauben verbarg, Maggie zu. »Du bist spitz geworden. Tja, bald werden die Wehen einsetzen, und dann wirst du wissen, was eine Mutter zu erleiden hat.«
»Vielen Dank für den aufmunternden Kommentar.«
»Ach, das Mädchen ist stark wie ein Pferd«, sagte Lottie in munterem Ton und tätschelte Maggie tröstend die Hand. »Und jung genug, um ein halbes Dutzend Kinder zu bekommen, wenn sie will.«
Maggie lachte und rollte die Augen himmelwärts. »Ich weiß wirklich nicht, wer von euch beiden mich mehr deprimiert.«
»Schön, daß ihr rechtzeitig zurückgekommen seid, um morgen bei der Eröffnung der Galerie dabei zu sein«, sprach Brianna taktvoll ein anderes Thema an und trat mit der Teekanne an den Küchentisch.
»Ha. Was sollte ich wohl in einer Galerie?«
»Wir kommen ganz bestimmt.« Lottie bedachte Maeve mit einem strengen Blick. »Maeve, du weißt genau, daß du gesagt hast, du würdest dich freuen, Maggies Arbeiten und all die anderen wunderbaren Dinge zu sehen.«
Maeve rückte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. »Was ich gesagt habe, war, daß es mich überrascht, was für ein Aufhebens um ein bißchen Glas gemacht werden kann.« Ehe Lottie sie weiter in Verlegenheit bringen konnte, wandte sie sich mit gerunzelter Stirn Brianna zu. »Ich habe deinen Wagen gar nicht gesehen. Hat er sich inzwischen endgültig in seine Bestandteile aufgelöst?«
»Man sagte mir, es wäre hoffnungslos. Aber ich habe bereits einen neuen, den blauen Sedan, der draußen steht.«
»Einen neuen.« Geräuschvoll stellte Maeve ihre Tasse auf den Tisch zurück. »Du wirfst also dein Geld für
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