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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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attraktiven Frau dabei. Iris, nehme ich an. Oh, und sein Name ist Carstairs, John B., nicht Smythe-White.«
    Brianna preßte sich zwei Finger zwischen die Augen. »Mir schwirrt der Kopf.«
    »Keine Sorge, Brie, ich garantiere dir, daß er sich noch mal bei uns melden wird. Und, wollen wir gehen?«
    »Ja.« Ganz schwindlig von all den Ereignissen stand sie auf. »Der Kerl hat vielleicht Nerven. Und als wäre all das noch nicht genug, haut er sogar noch ab, ohne unsere Getränke zu bezahlen.«
    »Oh, er hat sie bezahlt.« Gray hakte sich bei ihr ein und winkte dem Mann hinter der Theke zum Abschied freundlich zu. »Er ist nämlich der Eigentümer dieses verdammten Pubs.«
    »Er ist . . .« Sie blieb stehen, starrte Gray entgeistert an, und dann brach sie in schallendes Gelächter aus.

19. Kapitel
    E s war herrlich, wieder zu Hause zu sein. Abenteuer und Reisen waren ja gut und schön, dachte Brianna, aber ebenso schön waren die einfachen Vergnügen am eigenen Bett, am eigenen Dach über dem Kopf, am vertrauten Ausblick, wenn man aus den eigenen Fenstern sah.
    Sie hätte nichts dagegen, noch einmal irgendwohin zu fliegen, solange es ihr Zuhause gab, zu dem sie zurückkehren konnte, wenn sie lange genug unterwegs gewesen war.
    Froh, daß sie ihren Alltag wieder hatte, stützte Brianna den knospenden Rittersporn und Eisenhut in ihrem Garten mit Pflöcken ab, wobei sie den würzigen Duft des eben erblühten Lavendels genoß, der ihr in die Nase stieg.
    Von der Rasenfläche hinter dem Haus drangen Kinderlachen und Cons aufgeregtes Bellen an ihr Ohr, als er den Ball zu fangen versuchte, den einer ihrer jungen amerikanischen Gäste für ihn warf.
    New York erschien ihr weit entfernt, ebenso exotisch wie die Perlenkette, die tief unten in einer Schublade ihres Ankleidetischs verborgen lag. Und der Tag in Wales erschien ihr im nachhinein wie ein eigenartiges, farbenfrohes Theaterstück.
    Sie hob den Kopf, klappte den Rand ihres Strohhuts zurück und blickte zu Grays Fenster hinauf. Er arbeitete, hatte, seit sie ihr Gepäck abgestellt hatten, kaum etwas anderes getan. Sie fragte sich, wo er in diesem Augenblick weilte, an welchem Ort, in welcher Zeit, und von welchen Menschen er umgeben war. Vor allem, in welcher Stimmung er wohl wäre, wenn er wieder aus seinem Zimmer auftauchte.
    Verärgert, wenn er mit dem Schreiben nicht weiterkam, dachte sie. Reizbar wie ein streunender Hund. Wenn allerdings alles geklappt hatte wie geplant, würde er hungrig sein — sowohl was das Essen als auch was sie selbst betraf. Lächelnd band sie die zerbrechlichen Pflanzenstiele an den Pflöcken fest.
    Es war erstaunlich für sie, so von einem Mann begehrt zu werden. Erstaunlich für beide, dachte sie. Eine derartige Leidenschaft war er ebensowenig gewohnt wie sie. Was ihn ein wenig zu ängstigen schien. Verträumt strich sie mit den Fingern über ein Büschel Glockenblumen.
    Er hatte ihr Dinge von sich erzählt, von denen sie wußte, er hatte sie vor ihr noch keinem Menschen anvertraut. Auch das schien ihn zu ängstigen. Wie närrisch von ihm zu glauben, sie dächte weniger gut über ihn, wenn sie erführe, was er durchgemacht hatte, was er, um zu überleben, zu tun gezwungen gewesen war.
    Sie konnte sich die Furcht und den Stolz eines Jungen vorstellen, der niemals geliebt worden war und der niemals erfahren hatte, welche Verpflichtungen, welches Leid, aber auch welcher Trost sich mit dem Wort Familie verbanden. Wie einsam war er gewesen, und wie einsam hatte er sich aus dieser Furcht und diesem Stolz heraus gemacht. Und dennoch hatte er es geschafft und aus diesem vernachlässigten Jungen einen fürsorglichen, bewundernswerten Mann geformt.
    Nein, sie dachte nicht weniger gut über ihn. Im Gegenteil, seit sie wußte, wie sein Leben verlaufen war, liebte sie ihn mehr als je zuvor.
    Aufgrund seiner Geschichte hatte sie über ihre eigene Vergangenheit, über ihr eigenes Leben nachgedacht. Ihre Eltern hatten einander nicht geliebt, was sehr schmerzlich für sie gewesen war. Aber Brianna wußte, ihr Vater hatte sie geliebt. Hatte es immer gewußt und stets Trost gefunden in dem Wissen, daß sie nicht alleine war. Sie hatte ein Zuhause gehabt
und Wurzeln, durch die sowohl ihr Körper als auch ihre Seele verankert war.
    Und auf die ihr eigene Art hatte auch Maeve sie geliebt. Oder zumindest hatte ihre Mutter gegenüber den Kindern, die sie geboren hatte, so viel Pflichtgefühl gehabt, daß sie bei ihnen geblieben war. Sie hätte jederzeit gehen

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