Töchter des Windes: Roman (German Edition)
je für möglich gehalten hätte, ehe ich diese Briefe fand.«
»Ich kritisiere ihn ja gar nicht.« Er dachte an das Grab und an das dort von Brianna sorgsam angelegte Blumenbeet. »Es ist nur so, daß ich es hasse, dich traurig zu sehen.«
»Ich wäre weniger traurig, wenn wir herausfinden würden, wie es Miss Dougherty und ihrem Kind ergangen ist.«
»Und deine Mutter, Brianna? Wie, meinst du, wird sie reagieren, wenn sie von all diesen Dingen erfährt?«
Ihr Blick wurde kühl, und sie reckte trotzig das Kinn. »Damit setze ich mich auseinander, wenn es soweit ist. Sie wird es akzeptieren müssen. Ein einziges Mal in ihrem Leben wird sie etwas akzeptieren müssen, auch wenn es ihr zuwider ist.«
»Du bist immer noch wütend auf sie«, stellte er fest. »Wegen Rory.«
»Die Sache mit Rory ist aus und vorbei.«
Ehe sie nach einem weiteren Pflock greifen konnte, nahm er ihre Hand. Und wartete geduldig ab.
»Also gut, ich bin immer noch wütend auf sie. Wegen dem, was sie damals getan hat, wegen der Art und Weise, in der sie mit dir umgesprungen ist, und vielleicht vor allem, weil sie so getan hat, als wären meine Gefühle für dich etwas Schlechtes, Sündiges. Ich hasse es, wütend zu sein. Ich kriege immer Magenschmerzen davon.«
»Dann hoffe ich, daß du nicht gleich auch noch wütend auf mich bist«, sagte er, als er das Geräusch eines heranfahrenden Wagens vernahm.
»Weshalb sollte ich?«
Ohne etwas zu sagen, stand er auf und zog sie neben sich. Gemeinsam beobachteten sie, wie sich das Auto näherte und vor dem Gartentor zum Stehen kam. Lottie lehnte sich aus
dem Fenster und winkte ihnen fröhlich zu, ehe sie, gefolgt von Maeve, aus dem Wagen stieg.
»Ich habe Lottie angerufen«, murmelte Gray und drückte Briannas starre Hand. »Ich habe sie sozusagen eingeladen.«
»Ich will keinen erneuten Streit vor meinen Gästen.« Briannas Stimme war merklich abgekühlt. »Das hättest du nicht tun sollen, Gray. Ich wäre morgen zu ihr gefahren und hätte mich in ihrem statt in meinem Haus mit ihr auseinandergesetzt.«
»Brie, deine Blumen sind einfach eine Pracht«, rief Lottie, als sie näherkam. »Und was für ein wunderbarer Tag für die Gartenarbeit.« Auf ihre mütterliche Art küßte sie Brianna die Wange, während sie sie gleichzeitig in ihre Arme zog. »Und, hattest du ein paar schöne Tage in New York?«
»Die hatte ich.«
»Tut wie die Dame von Welt«, stellte Maeve mit einem verächtlichen Schnauben fest. »Und wirft dabei jeden Anstand über Bord.«
»Oh, Maeve, laß es gut sein«, winkte Lottie ungeduldig ab. »Ich brenne darauf, daß du mir alles über New York erzählst.«
»Dann kommt rein und trinkt einen Tee mit uns«, lud Brianna die beiden Frauen ein. »Ich habe euch auch etwas mitgebracht.«
»Oh, was für ein Schatz du doch bist. Mitbringsel, Maeve, aus Amerika.« Auf dem Weg ins Haus wandte sie sich strahlend an Gray. »Und Ihr Film, Grayson? War er ein Erfolg?«
»Und ob.« Er hakte sich bei ihr ein und tätschelte ihr freundlich den Arm. »Auch wenn ich hinterher mit Tom Cruise um Briannas Gunst zu wetteifern gezwungen war.«
»Nein! Was Sie nicht sagen!« quietschte Lottie, und vor Überraschung fielen ihr beinahe die Augen aus dem Kopf. »Hast du das gehört, Maeve? Brianna hat Tom Cruise kennengelernt.«
»Filmschauspieler haben mich noch nie interessiert«,
knurrte Maeve, obgleich sie tief beeindruckt war. »Die führen doch alle das gleiche Lotterleben, und es gibt kaum einen von ihnen, der nicht mindestens einmal geschieden ist.«
»Ha! Bisher hat sie im Fernsehen noch keinen einzigen Film mit Errol Flynn verpaßt.« Zufrieden, einen Punkt gemacht zu haben, betrat Lottie die Küche und ging direkt zum Herd. »Ich mache den Tee, Brianna. Währenddessen kannst du schon mal unsere Geschenke holen gehen.«
»Ich habe ein paar Beerentörtchen, wenn ihr wollt.« Mit einem wütenden Blick in Grays Richtung wandte sich Brianna ihrem Schlafzimmer zu. »Frisch von heute morgen.«
»Wunderbar. Wissen Sie, Grayson, mein ältester Sohn, Peter, war mal in Amerika. In Boston, dort hat er Verwandte besucht. Er hat sich auch den Hafen angesehen, wo ihr Yankees einfach den britischen Tee über Bord geworfen habt. Hinterher war er noch zweimal dort und hat auch seine Kinder mitgenommen. Sein eigener Sohn, Shawn, fand es dort so schön, daß er jetzt ganz hinüberziehen will.«
Während sie fröhlich über Boston und ihre Familie plauderte, saß Maeve schmollend am Küchentisch, bis
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