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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Was bedeutet das genau bei euch Katholiken?«
    »Oh, ich schätze, nichts anderes als in anderen Kirchen auch. Während des Gottesdienstes sprechen wir für das Kind, als Stellvertreter, sozusagen. Und wir versprechen, uns um sein religiöses Wohl zu kümmern, falls Maggie und Rogan je etwas zustoßen sollte.«
    »Scheint mir eine ziemliche Verantwortung zu sein.«
    »Es ist eine Ehre«, klärte sie ihn lächelnd auf. »Bist du niemals getauft worden, Grayson?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich nicht.« Er zuckte mit den Schultern, doch dann runzelte er nachdenklich die Stirn. »Aber was bedeutet das schon? Machst du dir jetzt Sorgen,
daß ich in die Hölle komme, nur weil mir nie Wasser auf den Kopf geträufelt worden ist?«
    »Nein.« Unbehaglich wandte sie sich ab. »Aber das Wasser ist lediglich ein Symbol, das für die Reinigung von der Ursünde steht.«
    »Was bitte ist eine Ursünde, wenn ich fragen darf?«
    Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Du willst doch sicher keine Erklärung des Katechismus von mir, und ich habe auch nicht die Absicht, dich dazu zu überreden, daß du konvertierst. Trotzdem weiß ich, daß Maggie und Rogan sich freuen würden, wenn du zum Gottesdienst kämst.«
    »Sicher komme ich. Wird bestimmt interessant. Wie geht’s dem Kleinen überhaupt?«
    »Sie meint, daß Liam wie Unkraut wächst.« Brianna konzentrierte sich auf ihre Arbeit und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie schmerzlich Grays Ablehnung alles Kirchlichen für sie war. »Ich habe ihr von Mr. Smythe-White — ich meine, von Mrs. Carstairs — erzählt.«
    »Und?«
    »Sie hat so sehr gelacht, daß ich ernsthafte Befürchtungen hatte, daß sie platzt. Sie meinte, daß Rogan die Sache vielleicht nicht ganz so locker nimmt, ist aber genau wie ich der Ansicht, daß ein solches Durcheinander Dad mehr als ähnlich sieht. Es ist fast, als hätten wir ihn für eine kurze Zeit zurück. ›Brie‹, würde er sagen, ›wer nicht wagt, der nicht gewinnt‹. Und ich soll dir ausrichten, daß sie von der Cleverness, mit der du Mr. Carstairs aufgespürt hast, wirklich beeindruckt ist, und soll dich fragen, ob du nicht den Job haben willst, für den Rogan einen Detektiv angeheuert hat.«
    »Habt ihr in der Sache immer noch kein Glück gehabt?«
    »Etwas hat der Detektiv herausgefunden.« Sie lehnte sich auf ihre Fersen zurück und ließ ihre Hände auf den Oberschenkeln ruhen. »Irgend jemand, ich glaube, eine Cousine von dieser Amanda Dougherty, meint, sie wäre vielleicht in
den Norden von New York gegangen, in die Berge. Anscheinend hat sie die Gegend sehr gemocht. Und jetzt will sich der Detektiv in, oh, an dem Ort, an dem Rip van Winkle eingeschlafen ist, umsehen.«
    »In den Catskills?«
    »Ja, genau. Mit etwas Glück findet er dort ja vielleicht etwas heraus.«
    Gray nahm einen der Pflöcke in die Hand, sah ihn sich an und überlegte kurz, ob er vielleicht als Mordwaffe geeignet war. »Und was wirst du tun, wenn du erfährst, daß du tatsächlich einen Halbbruder oder eine Halbschwester hast?«
    »Tja, ich denke, zunächst einmal schreibe ich dieser Miss Dougherty einen Brief.« Sie hatte sich bereits einen genauen Plan zurechtgelegt. »Ich möchte niemandem weh tun, aber dem Ton ihrer Briefe an Dad zufolge nehme ich an, daß sie sich vielleicht freuen wird zu erfahren, daß sie und ihr Kind hier jederzeit willkommen sind.«
    »Und du meinst allen Ernstes, daß sie und dieses« — er legte den Pflock beiseite und sah sie nachdenklich an — »inzwischen sechs –, nein siebenundzwanzigjährige fremde Kind hier willkommen sind?«
    »Natürlich sind sie das.« Seine Frage überraschte sie. »Er oder sie ist schließlich ebenso ein Kind von Dad, wie Maggie und ich es sind. Und Dad hätte bestimmt nicht gewollt, daß wir uns von einem Familienmitglied abwenden, als gehöre es nicht zu uns.«
    »Aber er ...« Schulterzuckend brach er ab.
    »Du denkst, er hat sich selbst ja ebenfalls abgewandt«, sagte Brianna in sanftem Ton. »Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann. Ich nehme an, wir werden nie erfahren, was er tat, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Immerhin hat er ihre Briefe über all die Jahre hinweg aufbewahrt, und wie ich ihn kenne, hat er bestimmt um das Kind getrauert, das er niemals gesehen hat.«
    Ihr Blick folgte einem gefleckten Schmetterling. »Er war ein Träumer, Gray, aber vor allem war er ein Familienmensch. Er hat eine Menge aufgegeben, nur damit unsere Familie zusammenbleibt. Mehr als ich

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