Töchter des Windes: Roman (German Edition)
hättest du lieber ein Sandwich?«
Er warf einen argwöhnischen Blick auf den Klumpen unter dem Zeitungspapier. Beinahe meinte er, daß er ein Blöken vernahm. »Nein, nichts. Zumindest nicht im Augenblick.«
»Leben Sie in Kansas City?« fragte Kenny ihn. »Mein Bruder lebt dort. Er ist im Winter vor drei Jahren dorthin ausgewandert. Er spielt in einer Band.«
»Ich lebe zwar nicht in Kansas, aber ich war schon mal dort. Eine schöne Stadt.«
»Pat sagt, daß es dort besser ist als sonst irgendwo. Und jetzt spare ich, damit ich auch dorthin ziehen kann, wenn ich alt genug dazu bin.«
»Dann verläßt du uns also, Kenny?« Brianna strich dem Jungen liebevoll über den karottenroten Schopf.
»Wenn ich achtzehn bin.« Er biß vergnügt in sein Stück Kuchen und hob seine Tasse an den Mund. »Man kriegt gute Arbeit dort und wird auch noch gut dafür bezahlt. Vielleicht spiele ich für ein amerikanisches Footballteam. Wissen Sie, mein Bruder sagt, daß Kansas City eine tolle Mannschaft hat.«
»Das habe ich ebenfalls gehört«, pflichtete ihm Gray lächelnd bei.
»Der Kuchen schmeckt super, Miss Concannon.« Kenny verschlang den Rest seines Stücks.
Als er kurze Zeit später wieder ging, sah Brianna ihm nach, wie er, den Kuchen wie einen seiner heißgeliebten Bälle unter dem Arm, über die Felder sprang.
»So viele von ihnen gehen«, murmelte sie. »Wir verlieren sie Tag für Tag, Jahr für Jahr.« Kopfschüttelnd schloß sie die
Küchentür,. »Tja, nun, da du dein Zimmer endlich einmal verlassen hast, räume ich dort am besten ein bißchen auf.«
»Ich wollte einen Spaziergang machen. Warum kommst du nicht einfach mit?«
»Wenn es kein allzu langer Gang wird, gern. Laß mich nur noch . . .« Als das Telefon klingelte, sah sie ihn mit einem entschuldigenden Lächeln an. »Blackthorn Cottage, guten Tag. Oh, Arlene, wie geht es Ihnen?« Brianna nahm Gray bei der Hand und zog ihn zu sich heran. »Freut mich zu hören. Ja, mir geht es prima. Gray steht gerade neben mir. Ich . . . oh?« Sie zog eine Braue hoch, doch dann lächelte sie erneut. »Das wäre phantastisch. Natürlich sind Sie und Ihr Mann mehr als willkommen. September ist eine wunderbare Jahreszeit. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freuen werde, Sie hier zu sehen. Geht in Ordnung, ja. Fünfzehnter September, für fünf Tage. Allerdings, man kann von hier aus eine ganze Reihe von Tagesausflügen unternehmen. Soll ich Ihnen ein paar Prospekte schicken? Nein, es wäre mir ein Vergnügen. Ich freue mich ebenfalls. Ja, Gray steht, wie gesagt, direkt neben mir. Einen Moment.«
Er nahm den Hörer, blickte aber weiterhin Brianna an. »Sie kommt im September nach Irland?«
»Zum Urlaub machen. Mit ihrem Mann. Offenbar habe ich ihr Interesse geweckt. Sie hat Neuigkeiten für dich.«
»Mmmm-hmmmm. He, phantastisch«, sagte er ins Telefon. »Ihr wollt also hier im Westen Touristen spielen?« Er grinste und nickte, als Brianna fragend auf die Teekanne sah. »Nein, ich denke, ihr werdet begeistert sein. Das Wetter?« Er blickte aus dem Fenster in den beständig fallenden Regen hinaus. »Hervorragend.« Er blinzelte Brianna zu und nippte vergnügt an seinem Tee. »Nein, ich habe dein Paket noch nicht bekommen. Was ist denn drin?«
Er nickte und murmelte Brianna zu: »Filmbesprechungen.« Er machte eine Pause und hörte zu. »Was haben sie
geschrieben? Mmm. Brillant. Brillant gefällt mir. Warte, sag das noch mal. ›Durchdrungen von Grayson Thanes fruchtbarem Geist‹«, wiederholte er für Brianna. »Oscar-verdächtig. Beide Daumen hoch.« Darüber lachte er. »Der kraftvollste Film des Jahres. Nicht schlecht, auch wenn wir über den Mai noch nicht hinausgekommen sind. Nein, ich mache keine Witze. Großartig. Phänomenal. Die Vorbesprechungen meines neuen Buchs«, klärte er Brianna auf.
»Aber du hast es doch noch gar nicht fertig geschrieben.«
»Nicht dieses Buch. Das, das im Juli rauskommen wird. Das ist das neue Buch. Das, woran ich im Augenblick arbeite, ist das neue Manuskript. Nein, ich kläre nur gerade meine geschätzte Wirtin über die Grundzüge des Verlagswesens auf.«
Mit gespitzten Lippen hörte er weiter zu. »Tatsächlich? Das gefällt mir.«
Ohne ihn ganz aus den Augen zu lassen, kehrte Brianna zu ihren Töpfen zurück. Er stieß Geräusche der Zustimmung oder Ablehnung aus, hin und wieder gab er zu einer Sache seinen Kommentar, gelegentlich grinste er oder schüttelte den Kopf.
»Nur gut, daß ich keinen Hut trage. Mir
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