Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Brianna einen Augenblick später mit zwei kleinen Schachteln wiederkam.
»Es gibt einfach zu viele Geschäfte dort«, sagte sie, denn am besten machte sie gute Miene zum bösen Spiel. »Überall, wo man hinsieht, findet man wieder etwas Neues. Es war wirklich nicht einfach zu entscheiden, was das Schönste war.«
»Was auch immer du ausgesucht hast, ich bin sicher, daß es uns gefallen wird.« Lottie stellte einen Teller mit Törtchen auf den Tisch und griff begierig nach ihrem Geschenk. »Oh, seht euch das an.« Sie hob eine kleine, dekorative Flasche ans Licht, die in einem leuchtenden Blau zu schimmern begann.
»Du kannst sie als Parfümflasche benutzen, wenn du willst, oder du stellst sie einfach irgendwo hin.«
»Sie ist entzückend«, verkündete Lottie. »Seht nur, es sind
sogar Blumen eingraviert. Lilien. Wie lieb von dir, Brianna. Oh, und Maeve, deine ist rot wie ein Rubin. Mit Mohnblumen. Auf unseren Ankleidetischen wirken sie bestimmt wunderschön.«
»Ganz hübsch.« Doch trotz ihrer gespielten Gleichgültigkeit konnte Maeve der Versuchung nicht widerstehen und strich vorsichtig mit einem Finger über die zarte Gravur. Wenn sie eine Schwäche hatte, dann für hübsche Dinge, und sie war sicher, daß ihr nie die ihr zustehende Menge davon zuteil geworden war. »Nett, daß du einen flüchtigen Gedanken an mich verschwendet hast, während du in einem Luxushotel gewohnt hast und mit Filmstars ausgegangen bist.«
»Tom Cruise«, ging Lottie achtlos über Maeves Sarkasmus hinweg. »Ist er in Wirklichkeit auch so gutaussehend wie in seinen Filmen?«
»Allerdings, und obendrein äußerst charmant. Vielleicht kommen er und seine Frau sogar irgendwann einmal als Gäste hierher.«
»Hierher?« Beeindruckt preßte sich Lottie die Hand aufs Herz. »Hierher, in deine Pension?«
Brianna lächelte. »Das hat er zumindest gesagt.«
»Das möchte ich erleben«, murmelte Maeve. »Was sollte ein so reicher und berühmter Mann wohl in Blackthorn Cottage tun?«
»Die Ruhe genießen«, erklärte Brianna kühl. »Und ein paar feine Mahlzeiten zu sich nehmen. Genau dasselbe, was alle anderen Leute hier ebenfalls tun.«
»Und von beidem findet man bei Brianna mehr als genug«, mischte Gray sich ein. »Ich bin in meinem Leben sehr weit herumgekommen, Mrs. Concannon, aber nie zuvor war ich an einem so anheimelnden Ort wie diesem. Sie müssen sehr stolz auf Briannas Erfolg bei ihren Gästen sein.«
»Phh. Ich kann mir vorstellen, wie gemütlich es für Sie im Bett meiner Tochter ist.«
»Ich wäre verrückt, es anders zu sehen«, sagte er in freundlichem Ton, ehe Brianna zu einer scharfen Erwiderung Gelegenheit bekam. »Ich kann Ihnen nur dazu gratulieren, daß es Ihnen gelungen ist, sie zu einem so warmherzigen, freundlichen Menschen zu erziehen, der obendrein über die Intelligenz und den Fleiß verfügt, um geschäftlich derart erfolgreich zu sein. Ich bin voll der Bewunderung für Sie.«
Maeve schwieg verblüfft. Ein solches Kompliment hatte sie nicht erwartet, und während Gray die Arbeitsplatte umrundete, überlegte sie, ob sich hinter seinen Worten nicht irgendeine Beleidigung verbarg.
»Ich habe Ihnen beiden ebenfalls eine Kleinigkeit mitgebracht.« Ehe er zu Brianna in den Garten gegangen war, hatte er die Tasche in der Küche abgestellt. Hatte die Szene vorbereitet, dachte er jetzt, wie sie seiner Vorstellung entsprach.
»Das ist aber nett.« Lotties Stimme drückte Überraschung und Freude aus, als sie von Gray ein kleines Kästchen entgegennahm.
»Es ist wirklich nur eine Kleinigkeit«, sagte Gray und lächelte, als er Briannas verblüffte Miene sah. Lotties leiser Freudenschrei gefiel ihm sehr.
»Ein kleiner Vogel. Sieh nur, Maeve. Ein kleiner Vogel aus Kristall. Oh, seht, wie sich das Sonnenlicht in ihm bricht.«
»Sie können ihn ins Fenster hängen«, erklärte Gray. »Dann können Sie, wann immer Sie wollen, lauter kleine Regenbögen sehen. Sie erinnern mich mit Ihrer Fröhlichkeit an Regenbögen, Lottie, deshalb habe ich, als ich den Vogel sah, sofort an Sie gedacht.«
»Also bitte. Regenbögen.« Sie stand auf und nahm Gray gerührt in den Arm. »Ich werde ihn in unser Wohnzimmerfenster hängen. Danke, Gray, Sie sind wirklich ein Schatz. Nicht wahr, Maeve? Er ist ein Schatz.«
Maeve knurrte und zögerte, ehe sie den Deckel ihrer Schachtel öffnete. Eigentlich hätte ein Kerl wie er es verdient,
daß sie ihm das Kästchen vor die Füße warf. Aber Lotties Vogel war wunderschön, und mit einer
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