Töchter des Windes: Roman (German Edition)
schwillt regelrecht der Kamm. Ja, die PR-Abteilung hat mir einen endlosen Brief mit den Plänen für die Lesereise geschickt. Ich habe mich bereit erklärt, ihnen drei Wochen lang zur Verfügung zu stehen. Nein, derartige Entscheidungen überlasse ich dir. Es dauert einfach zu lange, wenn sie mir das ganze Zeug schicken. Ja, du auch. Ich werde es ihr ausrichten. Wir sprechen uns.«
»Der Film ist also ein Erfolg«, sagte Brianna und versuchte vergeblich, nicht allzu neugierig zu sein.
»Allein in der ersten Woche hat er zwölf Millionen eingespielt. Nicht gerade ein Pappenstiel. Und die Kritiker scheinen ganz begeistert zu sein. Auch das kommende Buch wurde allseits gelobt. Ich bin in Topform«, sagte er, während er nach der Keksdose griff. »Ich habe eine atmosphärisch dichte
Geschichte verfaßt, deren Prosa so scharf ist wie ein geschliffener Dolch. Voll, äh, erschreckender Wendungen und dunklem, beißendem Humor. Nicht schlecht.«
»Du kannst sehr stolz auf dich sein.«
»Ich habe das Buch vor beinahe einem Jahr geschrieben.« Er zuckte mit den Schultern und kaute genüßlich auf seinem Keks herum. »Ja, es ist ganz nett. Aber ich schätze, daß meine Zuneigung zu dem Buch nach einer Einunddreißig-Städte-Tour erheblich nachlassen wird.«
»Nach der Tour, über die du schon mit mir gesprochen hast.«
»Genau. Talk Shows, Buchläden, Flughäfen und Hotelzimmer.« Lachend schob er sich den Rest des Kekses in den Mund. »Was für ein Leben.«
»Ich schätze, daß dir ein solches Leben gefällt.«
»Allerdings.«
Sie nickte, denn sie wollte nicht traurig sein, und stellte frische Bratäpfel auf den Tisch. »Im Juli, sagst du.«
»Ja. Die Zeit hat mich eingeholt. Ich habe gar nicht bemerkt, daß ich bereits seit vier Monaten hier bei dir bin.«
»Manchmal kommt es mir vor, als ob du schon immer hier gewesen wärst.«
»Du hast dich eben einfach an mich gewöhnt.« Er strich sich geistesabwesend über das Kinn, und sie sah, daß er in Gedanken ganz woanders war. »Wie steht’s mit unserem Spaziergang?«
»Ich muß langsam anfangen, das Abendessen vorzubereiten.«
»Dann leiste ich dir noch ein bißchen Gesellschaft.« Er lehnte sich gemütlich gegen den Tisch. »Was gibt’s denn Gutes, wenn man fragen darf?«
»Lammkeule.«
Gray stieß einen leisen Seufzer aus. »Habe ich mir’s doch beinahe gedacht.«
20. Kapitel
A n einem klaren Tag Mitte Mai schaute Brianna zu, wie ein Trupp von Arbeitern das Fundament für ihr Gewächshaus auszuheben begann. Ein kleiner Traum, dachte sie und warf ihren Zopf über die Schulter zurück. Ein kleiner Traum, der endlich in Erfüllung ging.
Lächelnd blickte sie auf das Baby hinab, das zufrieden glucksend in seinem Tragekörbchen lag. Sie hatte gelernt, mit kleinen Träumen zufrieden zu sein, dachte sie, beugte sich hinab und gab dem Lockenkopf ihres Neffen einen Kuß.
»Wie er gewachsen ist, Maggie, und dabei ist er erst ein paar Wochen alt.«
»Ich weiß. Obwohl ich nicht in gleichem Maße dünner werde, wie er dicker wird.« Sie zog eine Grimasse und tätschelte ihren Bauch. »Ich komme mir zwar täglich ein bißchen weniger schweinemäßig vor, aber ich frage mich, ob ich wohl je wieder so aussehe wie vor meiner Schwangerschaft.«
»Du siehst doch toll aus.«
»Das sage ich ihr auch jeden Tag«, pflichtete Rogan Brianna bei, wobei er Maggie in seine Arme zog.
»Was weißt du schon? Du bist nicht objektiv, denn schließlich bist du verrückt nach mir.«
»Allerdings.«
Als die beiden einander anstrahlten, wandte sich Brianna ab. Wie leicht es für die beiden war, dachte sie. Sie liebten einander und hatten ein wunderschönes Baby, das fröhlich krähend neben ihnen lag. Der neidische Stich und die Sehnsucht, die sie bei diesem Gedanken empfand, mißfielen ihr.
»Und wo treibt sich dein Ami heute morgen rum?«
Brianna wandte sich den beiden wieder zu und fragte sich unbehaglich, ob Maggie vielleicht ihre Gedanken las. »Er hat das Haus schon im Morgengrauen verlassen, ohne daß er auch nur gefrühstückt hätte.«
»Und wo ist er hin?«
»Keine Ahnung. Als ich ihn gefragt habe, hat er mich lediglich angeknurrt. Zumindest denke ich, daß er mich gemeint hat. Im Augenblick weiß man nie, woran man bei ihm ist. Er hat Schwierigkeiten mit seinem Buch, obwohl er sagt, daß er es gerade schleift. Was, wie er mir erklärte, bedeutet, daß er noch ein bißchen daran herumbastelt, daß er noch ein paar Stellen aufpoliert.«
»Dann ist er also bald fertig,
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