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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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vielleicht fehlt es mir auch an Tapferkeit. Ich bin nicht so mutig wie du, Maggie.«
    »Das ist doch nur eine billige Ausrede. Du bist schon immer viel zu tapfer gewesen, heilige Brianna.«
    »Falls es eine Ausrede ist, dann laß sie mir.« Sie sprach in leisem Ton, denn zu einer Auseinandersetzung über dieses Thema war sie nicht bereit. »Wenn er geht, dann hat er Gründe dafür. Vielleicht billige ich diese Gründe nicht, aber ich verstehe sie. Jetzt werde nicht wütend, Maggie«, sagte sie ruhig, ehe es zu einem Ausbruch kam. »Es geht mir auch so schon nicht besonders gut. Als er heute morgen das Haus verließ, habe ich ihm angesehen, daß er bereits dabei ist, Abschied zu nehmen.«
    »Dann halt ihn auf. Er liebt dich, Brie. Das ist nicht zu übersehen.«
    »Ich glaube ja auch, daß er mich liebt.« Was den Schmerz nur noch vergrößerte. »Und genau deshalb hat er es auf einmal so eilig weiterzuziehen. Außerdem hat er Angst. Angst, daß er vielleicht wiederkommen könnte.«
    »Ist es das, worauf du baust?«
    »Nein.« Aber sie wollte darauf bauen. Sie wollte es so sehr. »Liebe reicht nicht immer, Maggie. Das haben wir bereits an dem, was Dad passiert ist, gesehen.«
    »Das war etwas vollkommen anderes.«
    »Es war etwas anderes. Aber er hat ohne seine Amanda gelebt, und er hat sich, so gut es ging, mit seinem Leben arrangiert.
Und ich habe genug von ihm geerbt, um das gleiche zu tun. Mach dir also keine Sorgen um mich«, murmelte sie, während sie über den Kopf des Babys strich. »Ich weiß, was diese Amanda gefühlt hat, als sie schrieb, sie wäre dankbar für die gemeinsame Zeit. Ich würde die vergangenen Monate gegen nichts in der Welt eintauschen, wirklich gegen nichts.«
    Sie hob den Kopf und verstummte, als sie sah, wie Rogan mit grimmiger Miene über den Rasen kam.
    »Vielleicht habe ich Neuigkeiten«, sagte er, »was diese Amanda Dougherty betrifft.«
     
    Als Brianna ihre Gäste am späten Nachmittag mit Tee, Sandwiches und Dundee-Kuchen bewirtete, war Gray immer noch nicht zurück, doch statt sich darüber Gedanken zu machen, lenkte sie sich die ganze Zeit mit dem ab, was Rogan ihnen über Amanda Dougherty berichtet hatte.
    Bei seiner ersten Überprüfung der Städte und Dörfer in den Catskills hatte der Detektiv keinen Erfolg gehabt. Was Brianna nicht allzu überraschend fand, denn wer erinnerte sich wohl an eine schwangere Irin, der er vor über fünfundzwanzig Jahren vielleicht zufällig einmal begegnet war? Aber Rogan war ein gründlicher Mann, der seine Aufträge immer an ebenso gründliche Menschen vergab, und so hatte der Detektiv die Standesämter der Region aufgesucht und sich die Geburts-, Todes- und Heiratsurkunden über einen Zeitraum von fünf Jahren nach Amandas letztem Brief an Tom Concannon angesehen. Und in einem kleinen Dorf, tief in den Bergen, hatte er sie entdeckt.
    Amanda Dougherty hatte im Alter von zweiunddreißig Jahren einen achtunddreißigjährigen Mann namens Colin Bodine geehelicht. Als Adresse war in der Urkunde lediglich Rochester, New York, vermerkt, doch der Detektiv hatte sich auf der Suche nach Amanda Dougherty Bodine bereits auf den Weg dorthin gemacht.
    Die Eheschließung war fünf Monate nach ihrem letzten Brief an ihren Vater erfolgt, dachte Brianna. Amanda mußte demnach im siebten oder achten Monat gewesen sein, so daß der Mann gewußt haben mußte, daß sie von einem anderen Mann schwanger war.
    Ob er sie wohl geliebt hatte, überlegte Brianna. Sie hoffte es. Es erschien ihr, als müsse ein Mann stark und freundlich sein, damit er dem Kind eines anderen seinen Namen gab.
    Abermals blickte sie auf die Uhr und überlegte, wohin Gray wohl gefahren war. Wütend, weil sie es nicht schaffte, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen, nahm sie ihr Rad und fuhr zu Murphy, um ihm zu berichten, wie weit die Arbeit an ihrem Gewächshaus gediehen war.
    Als sie zurückkam, war es an der Zeit, das Abendessen vorzubereiten. Murphy hatte ihr versprochen, er käme am nächsten Tag vorbei und sähe sich das Fundament persönlich an, aber die Hoffnung, daß Gray vielleicht, wie so oft, gemütlich bei ihrem Nachbarn in der Küche saß — eine Hoffnung, die, wenn sie ehrlich war, der eigentliche Grund ihres Freundschaftsbesuchs gewesen war —, hatte sich nicht erfüllt.
    Und nun, nachdem er vor über zwölf Stunden davongefahren war, wurde ihre Verwunderung allmählich durch ehrliche Sorge ersetzt.
    Während ihre Gäste sich an Makrele mit Stachelbeersauce labten, schnürte ihr

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