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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gegen diese Gefühle an, tat alles, was ihr möglich war, um sich nicht anmerken zu lassen, was sie empfand. Und während die Tage vergingen, sagte sie sich, daß das Gefühl der Panik und der Trauer, von dem sie regelmäßig beschlichen wurde, sicher nur eine vorübergehende Erscheinung war. Schließlich hatte sie fast alles, was sie brauchte, um glücklich zu sein. Schließlich fehlte nur eine Winzigkeit.
    Vielleicht erführe sie nie, was es hieß, Ehefrau und Mutter zu sein, aber es gab so vieles andere, mit dem sich ihr Leben füllen ließ. Und tatsächlich half es ihr, wenn auch nur ein bißchen, daß sie sich diese Dinge, während sie ihrer täglichen Arbeit nachging, immer wieder in Erinnerung rief.
    Einen Stapel frischer Bettwäsche auf dem Arm, stieg sie die Treppe hinauf, und da die Tür zu Grays Zimmer offenstand, ging sie hinein. Da er seit Tagen bei ihr unten schlief, war es nicht nötig, sein Bett zu beziehen, so daß sie die Wäsche zur Seite legte und nach einem Lappen griff. Eine eilige Reinigung des Zimmers wäre sicher nicht verkehrt. Auf sämtlichen Möbeln hatte sich eine dicke Staubschicht abgelagert, und sein Schreibtisch war unter dem Durcheinander von Büchern und Papieren kaum noch zu sehen.
    Als erstes leerte sie den überquellenden Aschenbecher aus, und dann schichtete sie die Bücher und Zettel zu ordentlichen Stapeln auf. In der Hoffnung, daß sich zwischen den aufgerissenen Briefumschlägen, der unbeantworteten Korrespondenz und den handschriftlichen Notizen vielleicht eine Seite seines neuen Buchs befand. Als sie statt dessen einige Anmerkungen zu irischem Aberglauben entdeckte, lächelte sie:
    Wer an Freitagen schlecht von Feen spricht,
wird von großem Unglück heimgesucht.
     
    Kommt eine Elster an die Tür und sieht dich an,
so steht ein unmittelbarer Tod bevor.
     
    Geht ein Mensch unter einem Hanfseil hindurch,
stirbt er eines gewaltsamen Todes.
    »Du überraschst mich, Brianna. Ich hätte nicht gedacht, daß du deinen Gästen hinterherspionierst.«
    Mit hochrotem Kopf legte sie den Zettel auf den Tisch zurück, verschränkte ihre Hände hinter dem Rücken und drehte sich zu ihm um. Oh, er überraschte sie ebenfalls, denn sie hätte nicht gedacht, daß er sich lautlos in sein eigenes Zimmer schlich.
    »Ich habe nicht spioniert. Ich habe staubgewischt.«
    Er nippte genüßlich an dem Kaffee, wegen dem er in die Küche gegangen war. Nie zuvor hatte er sie derart verlegen erlebt. »Du hast aber gar keinen Lappen in der Hand.«
    Brianna fühlte sich vollkommen entblößt, und so hüllte sie sich verzweifelt in ihre Würde ein. »Der liegt neben mir. Auf deinem Schreibtisch hat ein furchtbares Durcheinander geherrscht, also habe ich zuerst dort aufgeräumt.«
    »Du hast meine Notizen gelesen.«
    »Ich habe die Zettel aufeinandergestapelt. Vielleicht habe
ich mir das oberste Blatt flüchtig angesehen. Es ging um Aberglauben, um das Böse und den Tod.«
    »Von diesen Dingen lebe ich.« Grinsend trat er neben sie und griff nach dem Blatt. »Das hier gefällt mir. An Allerheiligen — das ist der erste November . . .«
    »Ich weiß, wann Allerheiligen ist.«
    »Sicher weißt du das. Trotzdem, an Allerheiligen ist die Luft von den Seelen der Toten erfüllt, so daß alles, was man sagt und tut, ein Symbol des Schicksals ist. Geht man an diesem Tag in den Garten und spricht den Namen eines Menschen dreimal aus, so ist dies sein sicherer Tod.« Er grinste erneut. »Ich frage mich, welches Verbrechens man sich dadurch schuldig macht.«
    »Das ist doch völliger Unsinn.« Und trotzdem erschauderte sie.
    »Natürlich ist es das. Das hat mich nicht gehindert, es in meinem Buch zu verwenden. Er legte den Zettel beiseite und sah sie an. Immer noch wiesen ihre Wangen leuchtend rote Flecken auf. »Weißt du, was bei der modernen Technik von Nachteil ist?« Er griff nach einer seiner Computerdisketten und klopfte damit lächelnd auf seiner Handfläche herum. »Es gibt keine zerknüllten Zettel mehr, die der frustrierte Schriftsteller durch die Gegend wirft, damit irgendein neugieriger Mensch sie später glattstreichen und lesen kann.«
    »Als würde ich so etwas jemals tun.« Sie nahm ihre frische Wäsche vom Stuhl. »Ich muß noch Betten machen.«
    »Willst du ein paar Seiten lesen?«
    Auf halbem Weg zur Tür blieb sie stehen und blickte argwöhnisch über ihre Schulter zurück. »Von deinem Buch?«
    »Nein, vom Wetterbericht. Natürlich von meinem Buch. Es gibt da ein paar Stellen, bei denen mir ein

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