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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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machte ein kleines Pflaster in Briannas Armbeuge fest. »Gleich kommt Ihr Abendessen, Miss, das heißt, falls in Ihrem Magen nach dem Hamburger noch Platz dafür ist.«
    »Ah, nein, aber trotzdem vielen Dank. Ich glaube, ich schlafe jetzt.«
    »Fünf Minuten, Mr. Thane.«
    Als sich die Tür hinter ihr schloß, kratzte sich Grayson am Kinn. »Offenbar habe ich mich bei meinem Schmuggelversuch doch nicht so geschickt angestellt.«
    Brianna sah ihn schmollend an. »Du hast gesagt, du würdest mich verteidigen, falls jemand mit einer Spritze kommt.«
    »Sie ist viel größer als ich.« Er beugte sich vor und gab ihr einen sanften Kuß. »Arme Brie.«
    Statt einer Erwiderung klopfte sie mit dem Finger auf den Deckel des neben ihr liegenden Buchs. »Ian hätte nie einen so feigen Rückzieher gemacht.«
    »Himmel, guck dir mal an, was für eine Statur er hat. Ich fürchte, für den Dunklen Lord habe ich nicht die erforderliche Qualifikation.«
    »Ich nehme dich trotzdem. Grinsende Barracudas«, sagte sie und lachte. »Wie kommst du nur auf solche Dinge?«
    »Talent. Reines Talent.« Er ging zur Tür und spähte vorsichtig hinaus. »Ich sehe sie nicht. Am besten mache ich jetzt das Licht aus und verstecke mich im Bad. Ich würde sagen, wir geben ihnen zehn Minuten Zeit.«
     
    Zwei Stunden lang entführte er sie in Katrinas und Ians gefährliche und zugleich romantische Welt, und hin und wieder strich er ihr dabei sanft über die Hand.
    Sie wußte, niemals vergäße sie den Klang seiner Stimme, die Art, in der er, um sie zu unterhalten, die Dialoge in einem täuschend echten schottischen Akzent vortrug. Und sein Aussehen, dachte sie, die Art, in der sein Gesicht von der kleinen Lampe beleuchtet wurde, so daß seine Augen im Dunklen lagen und sie seine Wangenknochen als markante Schatten sah.
    Ihr Held, dachte sie. Jetzt und immerdar. Sie schloß die Augen und lauschte den Worten, die er sprach.
    »Du gehörst mir.« Ian zog sie mit seinen starken, doch vor Verlangen zitternden Armen an seine Brust. »Nach dem Gesetz und dem Recht gehörst du mir. Und, Katrina, von diesem Tag, von dieser Stunde an, bin ich dein Mann.«
    »Und, Ian, gehört Ihr mir ebenso?« Furchtlos barg sie ihre Finger in seinem Haar und schob sich enger an ihn heran. »Gehört Ihr mir, Dunkler Lord?«
    »Niemals hat dich jemand mehr geliebt als ich«, versprach er ihr. »Und niemals wirst du eine größere Liebe erleben als die, in der ich dir verbunden bin.«
    Brianna entschlummerte mit dem Wunsch, Gray fände selbst einmal die Worte, die er las.
    Als Gray ihren langsamen, regelmäßigen Atem vernahm, wußte er, daß sie eingeschlafen war, und endlich vergrub er sein Gesicht in seiner Hand. Die Anstrengung der gespielten Munterkeit war zuviel für ihn.
    Sie war nicht schwer verletzt, aber egal, wie oft er sich diese Tatsache in Erinnerung rief, hallte in seinem Inneren noch das eisige Entsetzen nach, das ihn bei Murphys Eintreffen in ihrer Küche gepackt hatte.
    Er wollte nicht, daß sie zerschunden und verbunden im Krankenhaus lag. Er wollte nicht daran denken, daß sie je auch nur den geringsten Schmerz empfand. Und jetzt würde er sich auf ewig daran erinnern, würde auf ewig wissen, daß sie nicht unverwundbar war. Daß sie vielleicht nicht immer summend in ihrer Küche stehen oder ihre Blumen umsorgen würde, wie es seinem Wunsch entsprach.
    Es machte ihn wütend, daß er dieses Bild von ihr mit sich herumtragen müßte. Und es machte ihn noch wütender, daß er sie zu sehr in sein Herz geschlossen hatte, als daß sich dieses Bild wie vor ihm hundert andere verdrängen ließ.
    Es würde schwer für ihn zu gehen, und genau deshalb war es erforderlich, daß er es so bald wie möglich tat.
    Grübelnd wartete er, daß die Nacht vorüberging. Jedesmal, wenn eine Schwester nach Brianna sah, lauschte er den leisen Fragen, auf die sie schlaftrunkene Antworten gab. Einmal, als er aus dem Badezimmer kam, rief sie nach ihm.
    »Schlaf weiter.« Er strich ihr das Haar aus der Stirn. »Es ist noch Nacht.«
    »Grayson.« Schläfrig nahm sie seine Hand. »Du bist noch da.«
    »Ja.« Mit gerunzelter Stirn blickte er auf sie hinab. »Ich bin noch da.«
     
    Als sie wieder wach wurde, war es draußen hell. Ohne an ihre Verletzungen zu denken, richtete sie sich auf, doch der dumpfe Schmerz in ihrer Schulter brachte die Erinnerung an die Geschehnisse unangenehm schnell zurück. Eher verärgert als betrübt strich sie mit den Fingerspitzen über ihren Kopfverband.
    Gray

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