Töchter des Windes: Roman (German Edition)
ein richtiger Berg angesammelt hat. Möchtet ihr vielleicht was trinken? Rogan?«
»Ich würde nicht nein sagen.« Er trat an das Tischchen, auf dem die Karaffe stand. »Maggie?«
»Ein kleiner Whiskey wäre nicht schlecht.«
»Und du, Brie?«
»Danke. Gern.« Sie schob einen Faden durch das Öhr und verknotete die Enden. »Und, kommst du mit deiner Arbeit voran, Maggie?«
»Es ist einfach wunderbar, wieder etwas zu tun. Ja, ich komme sehr gut voran.« Sie gab Liam einen geräuschvollen Kuß auf den Mund. »Gerade heute habe ich ein Stück fertiggestellt. Gray hat mich mit seiner Schwärmerei von der alten Ruine auf die Idee gebracht.«
Sie nahm das Glas, das Rogan ihr hinhielt, und sprach einen Toast. »Auf eine friedliche Nacht.«
»O ja«, stimmte ihr Gatte ihr inbrünstig zu, ehe er sein Glas an die Lippen hob.
»Liam ist der Ansicht, daß man die Zeit zwischen zwei und fünf Uhr morgens am besten hellwach verbringt.« Lachend legte Maggie sich das Baby über die Schulter. »Aber Brie, eigentlich sind wir gekommen, um dir zu erzählen, daß der Detektiv Amanda Doughertys Spur weiterverfolgt. Wo ist er jetzt noch mal gelandet, Rogan?«
»In Michigan. Er scheint sowohl ihr als auch dem Mann, den sie geheiratet hat, dicht auf den Fersen zu sein.« Er bedachte seine Frau mit einem vielsagenden Blick. »Ebenso wie dem Kind.«
»Sie hat eine Tochter, Brie«, murmelte Maggie und strich ihrem eigenen Kind über den Kopf. »Er hat die Geburtsurkunde ausfindig gemacht. Amanda hat sie Shannon genannt.«
»Nach dem Fluß«, flüsterte Brianna, und hinter ihren Augen stiegen Tränen auf. »Wir haben eine Schwester, Maggie.«
»Allerdings. Und vielleicht finden wir sie bald, auch wenn ich nicht weiß, ob ich mich darüber freuen oder davor fürchten soll.«
»Ich hoffe, daß wir sie finden. Oh, ich bin so froh, daß ihr gekommen seid, um mir das zu erzählen.« Es half ihr ein wenig über ihren Schmerz hinweg. »Ein schöner Gedanke.«
»Es kann sein, daß es noch eine Weile dauern wird«, warnte Rogan sie. »Die Spur, der er folgt, ist immerhin fünfundzwanzig Jahre alt.«
»Dann werden wir eben geduldig sein«, war Briannas schlichte Erwiderung.
Vollkommen unsicher, was ihre eigenen Gefühle betraf, wandte sich Maggie einem anderen Thema zu. »Ich würde mein neues Stück gern Gray zeigen, um zu sehen, ob er es erkennt. Wo ist er? Arbeitet er etwa immer noch?«
»Er ist gefahren.« Brianna schob die Nadel durch den Stoff.
»Wohin? In den Pub?«
»Nein, nach Dublin, glaube ich, oder wohin es ihn auch immer verschlägt.«
»Du meinst, er ist weg? Richtig weg?« Maggie erhob sich so plötzlich, daß das Baby vergnügt zu glucksen begann.
»Ja, seit einer Stunde.«
»Und du sitzt hier und nähst?«
»Was soll ich denn sonst machen? Mich geißeln, weil es mir nicht gelungen ist, ihn festzuhalten?«
»Eher wohl ihn. Dieser miese Hund. Wenn ich daran denke, daß ich ihn wirklich mochte.«
»Maggie.« Rogan legte ihr warnend die Hand auf den Arm. »Ist alles in Ordnung mit dir, Brianna?«
»Ja, danke, Rogan. Reg dich nicht so auf, Maggie. Er tut, was für ihn das richtige ist.«
»Zur Hölle mit dem, was für ihn das richtige ist. Was ist mit dir? Nimm mir mal das Baby ab«, sagte sie ungeduldig zu Rogan und kniete sich vor ihre Schwester hin. »Ich weiß, was du für ihn empfindest, Brie, und ich kann einfach nicht verstehen, wie er einfach so gehen konnte. Was hat er auf deine Bitte zu bleiben gesagt?«
»Ich habe ihn nicht darum gebeten.«
»Nein? Warum, zum Teufel, nicht?«
»Weil diese Frage uns beide nur unglücklich gemacht
hätte.« Sie fluchte, als sie sich mit der Nadel in den Daumen stach. »Außerdem habe ich auch meinen Stolz.«
»Der dir eine Menge nützt. Wahrscheinlich hast du ihm sogar noch angeboten, ihm ein paar Brote zu machen für die lange Fahrt.«
»Allerdings.«
»Oh.« Angewidert stand Maggie auf und wandte sich von ihr ab. »Mit dir kann man einfach nicht vernünftig reden. Das konnte man noch nie.«
»Ich bin sicher, daß du Brianna mit deinem Wutanfall wirklich hilfst«, stellte Rogan trocken fest.
»Ich habe nur . . .« Als sie seinem Blick begegnete, biß Maggie sich auf die Zunge. »Du hast natürlich recht. Tut mir leid, Brie. Wenn du möchtest, bleibe ich ein bißchen hier und leiste dir Gesellschaft. Oder ich hole ein paar Sachen für das Baby, und wir übernachten beide hier.«
»Ihr beide gehört nach Hause. Ich komme auch allein zurecht, Maggie. Das habe ich
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