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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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vollkommen ausgetrocknet vor. Später, versprach er sich, später wäre die Erinnerung an diese Szene sicher durchaus amüsant, doch im Augenblick kämpfte er sich mühsam aus seinen erotischen Phantasien in die Gegenwart zurück, in der ein dunkelhaariger, auffallend gutaussehender Mann in groben, robusten Kleidern, die ihn als Farmer auswiesen, näherkam. Er mochte um die Dreißig sein, dachte Gray, einer der Iren mit kobaltblauen Augen und pechschwarzem Haar. Die Augen blickten freundlich, wenn auch leicht amüsiert.
    Hinter ihm tollte fröhlich hechelnd Briannas Hund herum, der, als er Gray erkannte, in den Steinkreis gesprungen kam.
    »Ein interessanter Fleck«, sagte der Mann in dem melodiösen Tonfall, der den Menschen in den westlichen Grafschaften zu eigen war.
    »So etwas hatte ich hier nicht erwartet.« Gray strich Con über den Kopf und trat aus dem Kreis heraus. »Er ist auf keiner meiner Touristenkarten drauf.«
    »Nein, das ist er nicht. Wissen Sie, er ist unser ganz privates Heiligtum, aber hin und wieder teilen wir ihn gern mit anderen. Sie müssen Bries Ami sein.« Er reichte Gray eine große, vom Arbeiten rauhe Hand. »Ich bin Murphy Muldoon.«
    »Der mit den in Rosen herumtrampelnden Kühen.«
    Murphy zuckte zusammen, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. »Himmel, das verzeiht sie mir bestimmt nie. Dabei habe ich jeden einzelnen Busch ersetzt. Man sollte meinen, die Kühe hätten nicht ihre Rosen, sondern ihr Erstgeborenes erwischt.« Er blickte auf Con, als erhoffe er sich Unterstützung von ihm. Der Hund jedoch legte den Kopf auf die Seite und schwieg. »Haben Sie sich im Blackthorn Cottage schon eingelebt?«
    »Allerdings. Und jetzt versuche ich, ein Gefühl für meine Umgebung zu entwickeln.« Gray sah sich um. »Ich schätze, daß ich auf Ihr Land geraten bin.«
    »Heutzutage erschießen wir Leute nur noch selten dafür, daß sie unbefugt unser Land betreten«, sagte Murphy in lockerem Ton.
    »Freut mich zu hören.« Noch einmal musterte Gray den anderen Mann. Er strahlte etwas Solides aus, dachte er, und zugleich war er von freundlicher Offenheit. »Gestern abend war ich in O’Malleys Pub. Ich habe ein Bier mit einem Mann namens Rooney getrunken.«
    »Sie meinen, Sie haben ihm eins ausgegeben.« Murphy grinste.
    »Zwei.« Gray grinste ebenfalls. »Aber er hat sie sich ehrlich verdient, denn als Gegenleistung hat er mich mit dem neuesten Dorfklatsch versorgt.«
    »Von dem wahrscheinlich sogar ein Teil der Wahrheit entspricht.« Murphy nahm sich eine Zigarette und hielt Gray die Packung hin.
    Gray schüttelte den Kopf und vergrub die Hände in den Taschen seiner Jeans. Er rauchte nur, wenn er schrieb. »Ich glaube, Ihr Name wurde ebenfalls erwähnt.«
    »Das bezweifle ich nicht.«
    »Was dem jungen Murphy fehlt«, ahmte Gray Rooney derart täuschend nach, daß Murphy wiehernd zu lachen begann,
»sind eine gute Frau und kräftige Söhne, die mit ihm auf die Felder gehen. Aber er hat es auf Perfektion abgesehen, unser Murphy, und so verbringt er seine Nächte allein in einem kalten Bett.«
    »Und das von Rooney, der fast jeden Abend im Pub verbringt und sich ständig beschwert, seine Frau triebe ihn in den Suff.«
    »Das hat er ebenfalls erwähnt«, leitete Gray möglichst unauffällig die für ihn interessanteste Frage ein. »Und außerdem sagte er, da Ihnen Maggie von diesem feinen Pinkel aus Dublin vor der Nase weggeschnappt worden wäre, machten Sie sicher über kurz oder lang ihrer jüngeren Schwester den Hof.«
    »Brie?« Murphy schüttelte vehement den Kopf. »Das wäre, als hätte ich es auf meine kleine Schwester abgesehen.« Er lächelte immer noch, aber zugleich bedachte er Gray mit einem prüfenden Blick. »War es das, was Sie wissen wollten, Mr. Thane?«
    »Ja, das war es, was ich wissen wollte. Aber bitte nennen Sie mich doch Gray.«
    »Dann lassen Sie mich Ihnen sagen, daß Ihnen nichts im Wege steht. Aber sehen Sie sich vor. Ich habe in bezug auf meine Schwestern einen ausgeprägten Beschützerinstinkt.« Zufrieden, daß er sich klar ausgedrückt hatte, nahm Murphy einen weiteren tiefen Zug. »Wenn Sie wollen, trinken Sie doch noch eine Tasse Tee bei mir.«
    »Vielen Dank für das Angebot, aber ich glaube, ich komme lieber später einmal darauf zurück. Ich habe heute noch einiges zu erledigen.«
    »Tja, dann halte ich Sie wohl besser nicht länger auf. Ihre Bücher gefallen mir«, sagte er auf eine derart beiläufige Art, daß Gray die Bemerkung als doppeltes Kompliment

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