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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der von Gray nach seiner Ankunft in Irland gemietet worden war. Er wirkte so zuverlässig, so formvollendet und elegant. Er paßte hervorragend zu seinem Fahrer, dachte sie, und einen Augenblick überlegte sie, wie es wohl
war, wenn man hinter dem Lenkrad eines solchen Wagens saß.
    Beinahe entschuldigend tätschelte sie das Steuer ihres Fiats und drehte entschlossen den Schlüssel im Zündschloß herum. Der Motor gurgelte, ächzte und hustete wie ein alter Mann.
    »Also bitte, so habe ich es ja nicht gemeint«, murmelte sie und drehte den Schlüssel ein zweites Mal herum. »Nun komm schon, mein Schatz, spring an. Sie haßt es, wenn ich zu spät komme.«
    Aber der Motor stieß lediglich ein heiseres Stottern aus, ehe er mit einem Stöhnen erstarb. Resigniert stieg Brianna wieder aus und machte die Kühlerhaube auf. Ihr Fiat hatte das Temperament einer zänkischen alten Frau. Meistens allerdings gelang es ihr, ihn durch ein paar Streicheleinheiten oder durch leichtes Klopfen mit den Werkzeugen aus ihrem Kofferraum dazu zu bewegen, daß er es doch noch einmal tat.
    Sie zerrte gerade den Werkzeugkasten hervor, als Gray durch die Haustür geschlendert kam.
    »Schwierigkeiten mit dem Wagen?« rief er.
    »Er ist ein bißchen launisch.« Brianna warf ihre Haare über die Schulter zurück und schob die Ärmel ihres Pullovers hoch. »Braucht einfach ein bißchen Aufmerksamkeit.«
    Die Daumen in den Taschen seiner Jeans, trat er neben sie und warf einen Blick in den Motorraum. Sein Benehmen war nicht unbedingt großspurig – aber fast. »Soll ich mal gucken?« fragte er.
    Sie sah ihn an. Er hatte sich immer noch nicht rasiert, doch statt ungepflegt und schlampig sah er mit den Stoppeln und mit seinem zu einem Pferdeschwanz zurückgebundenen goldenen Haar wie ein amerikanischer Rockstar aus. Bei dem Gedanken lächelte sie.
    »Kennen Sie sich mit Autos aus oder bieten Sie mir Ihre Hilfe nur an, weil Sie ein Mann sind und weil Sie denken, daß es sich so gehört?«
    Er zog die Brauen hoch, und seine Mundwinkel zuckten, als er ihr die Werkzeugkiste aus den Händen nahm. Er mußte zugeben, er war erleichtert, daß sie ihm offenbar nicht mehr böse war.
    »Treten Sie zurück, junge Frau«, sagte er in der gedehnten Sprechweise eines Mannes, der aus dem amerikanischen Süden kam. »Und zerbrechen Sie sich nicht Ihr hübsches Köpfchen, sondern überlassen Sie das lieber einem Mann.«
    Sie war ehrlich beeindruckt. »Sie klingen genau, wie ich mir vorstelle, daß Buck in Ihrem Buch geklungen haben muß.«
    »Sie haben ein gutes Gehör.« Grinsend beugte er sich über den Motorraum. »Er war ein aufgeblasenes rotnackiges Arschloch, finden Sie nicht?«
    »Mmm.« Sie war sich nicht sicher, ob es höflich wäre, wenn sie zustimmte, auch wenn es diesen Buck gar nicht wirklich gab. »Normalerweise liegt es am Vergaser«, setzte sie an. »Murphy hat mir versprochen, ihn auszutauschen, wenn er mal ein paar Stunden übrig hat.«
    Kopf und Schultern unter der Kühlerhaube, drehte Gray sich mit einem spöttischen Grinsen zu ihr um. »Soweit ich sehe, ist Murphy im Augenblick nicht hier.«
    Sie mußte zugeben, daß er das nicht war. Brianna biß sich auf die Lippe und sah Gray bei seiner Arbeit zu. Sie wußte sein Angebot zu schätzen, gewiß. Aber der Mann war Schriftsteller und kein Mechaniker, und auch wenn er in guter Absicht handelte, konnte sie es sich nicht leisten, daß vielleicht irgendein Teil ihres Autos zu Schaden kam.
    »Normalerweise brauche ich nur die Klappe da zu öffnen« – um ihm zu zeigen, was sie meinte, lehnte sie sich neben Gray in den Motorraum – »und dann steige ich ein und lasse den Wagen an.«
    Wieder sah er sie an, doch dieses Mal streifte sein Mund beinahe ihr Gesicht. Sie duftete so frisch und sauber wie der Morgen, und unter seinem Blick riß sie errötend die Augen
auf. Vielleicht hätte er über ihre offenbar ungeplante Reaktion auf ihn gelächelt, aber dazu war er selbst viel zu verwirrt.
    »Dieses Mal ist es nicht der Vergaser«, sagte er und fragte sich, was sie wohl täte, wenn er seine Lippen an die Stelle pressen würde, an der das Pulsieren ihrer Halsschlagader zu sehen war.
    »Nein?« Sie stand wie angewurzelt da. Seine Augen weisen goldene Sprenkel auf, dachte sie, genau wie sein Haar. Sie sah ihn an, und selbst das Atmen fiel ihr schwer. »Normalerweise ist er es immer.«
    Er bewegte sich, bis er mit dem Arm über ihre Schulter strich. Vor Verwirrung verdunkelten sich ihre Augen wie das Meer,

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