Töchter des Windes: Roman (German Edition)
er. Voll, großzügig und nachgiebig zugleich. Ein solcher Mund war nicht für überfallartige Küsse gemacht, und so kratzte er sanft mit seinen Zähnen an ihrer Unterlippe und ergötzte sich an dem leisen, hilflosen Schnurren, das tief aus ihrem Inneren drang. Während er beobachtete, wie sie die Augen schloß, fuhr er langsam mit der Zungenspitze die Konturen ihrer Lippen nach, ehe er die Zunge zwischen ihre Zähne schob.
So viele feine Geschmacksrichtungen, die es zu kosten gab.
Es war wunderbar – ihre sich erwärmende Haut, ihre weich werdenden Glieder, ihr klopfendes Herz. Oder vielleicht nahm er auch nur das Klopfen seines eigenen Herzens wahr. Etwas dröhnte in seinem Schädel, pochte in seinen Adern, und erst als die Gier, gepaart mit kunstfertiger Gewalt, in ihm zu erwachen begann, zog er sich zurück.
Sie zitterte, und sein Instinkt warnte ihn, daß er ihnen beiden weh tun würde, wenn er sich gehen ließ. »Das war besser, als ich es mir vorgestellt hatte«, brachte er mühsam hervor. »Und ich habe eine sehr weitreichende Phantasie.«
Sie schwankte und stützte sich auf der Arbeitsplatte ab. Ihre Knie zitterten, und nur die Angst, sich zu blamieren, verhinderte, daß auch ihre Stimme zitterte, als sie erwiderte: »Benehmen Sie sich immer so, wenn Sie aus Ihrer Höhle kommen?«
»Ich habe nicht immer das Glück, daß mir eine schöne Frau zur Verfügung steht.« Den Kopf auf die Seite gelegt, musterte er sie. Ihre Halsschlagader pochte, und ihre Haut wies einen zarten, rosafarbenen Schimmer auf. Aber, wenn er sich nicht irrte, baute sie bereits wieder die dünne Verteidigungsmauer um sich auf. »Das war kein gewöhnlicher Kuß, und es macht keinen Sinn, so zu tun, als wäre es einer gewesen, denke ich.«
»Für gewöhnlich werde ich nicht von meinen Gästen geküßt, wenn ich am Brotbacken bin. Was Sie allerdings als gewöhnlich ansehen, weiß ich nicht.« Als er auf sie zutrat, wich sie zurück. »Bitte, nicht.«
Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Vielleicht drücken Sie sich ein bißchen klarer aus.«
»Ich muß das hier noch zu Ende machen. Der Teig muß noch mal gehen.«
»Sie weichen mir aus, Brianna.«
»Also gut, küssen Sie mich nicht noch einmal so.« Sie atmete keuchend aus und rang nach Luft. »Ich weiß nicht, wie man sich gegen einen solchen Angriff wehrt.«
»Ich sehe den Austausch von Zärtlichkeiten nicht unbedingt als Kampf. Ich möchte mit Ihnen ins Bett gehen, Brianna.«
Um ihre nervösen Hände zu beschäftigen, schnappte sie sich ein Handtuch und rieb damit an ihren teigverklebten Fingern herum. »Nun, das nenne ich direkt.«
»Es ist ehrlich. Wenn Sie kein Interesse haben, brauchen Sie es nur zu sagen.«
»Ich nehme diese Dinge nicht so leicht wie Sie. Ich kann nicht einfach ja oder nein sagen und mir einbilden, es wäre nichts dabei.« Um Ruhe bemüht, faltete sie das Handtuch zusammen und legte es auf den Tisch. »Und außerdem habe ich keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet.«
Zur Hölle mit ihr, daß sie so kühl blieb, während sein Blut bereits in Wallung geraten war. »Auf welchem Gebiet?«
»Auf dem Gebiet, von dem hier die Rede ist. Und jetzt treten Sie zur Seite, damit ich mich weiter um meinen Teig kümmern kann.«
Statt zu tun, was sie verlangte, nahm er ihren Arm und starrte sie an. Eine Jungfrau? überlegte er und ließ den Gedanken kreisen, bis er in sein Bewußtsein sank. Eine Frau, die so aussah und deren Reaktion auf einen Kuß derart heißblütig war?
»Stimmt etwas nicht mit den Männern hier in der Umgebung?« fragte er leichthin. Er hoffte, auf diese Weise nähme die Spannung zwischen ihnen ein wenig ab, doch statt dessen blitzte ein Schmerz in ihren Augen auf, der ihm das Gefühl vermittelte, ein Schwein zu sein.
»Wie ich lebe, geht ja wohl nur mich etwas an, finden Sie nicht?« Ihre Stimme war merklich abgekühlt. »Nun, während der letzten Tage habe ich Ihre Wünsche und Ihre Arbeit respektiert, und jetzt bitte ich Sie, das gleiche zu tun und mich weiterarbeiten zu lassen, wenn es möglich ist.«
»Also gut.« Er ließ sie los und trat zurück. »Ich mache eine kleine Tour. Falls ich Ihnen von unterwegs irgend etwas mitbringen soll, sagen Sie es nur.«
»Nein, danke.« Sie vergrub ihre Hände im Teig und knetete daran herum. »Es regnet«, sagte sie in neutralem Ton. »Vielleicht nehmen Sie besser eine Jacke mit.«
Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Brianna.«
Er wartete, bis sie den Kopf hob, um ihn
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