Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Spiegel des Ankleidetischs. Die Aufschläge ihres blaß rosafarbenen Kostüms waren mit schimmernden Perlen verziert, und auf ihrem ebenso schimmernden, weißen Haar saß ein kecker, farblich passender und mit einem winzigen Schleier versehener Hut.
»Ich fühle mich auch wunderschön.« Lachend wandte sie sich um und umarmte erst Maggie und dann Brie. »Und gebe es unumwunden zu. Ich frage mich, ob Niall wohl ebenso nervös ist wie ich.«
»Er schleicht rastlos wie eine Raubkatze in seinem Zimmer herum«, erklärte Maggie ihr. »Und fragt Rogan alle zehn Sekunden, wieviel Uhr es ist.«
»Gut.« Christine atmete tief und beruhigt ein. »Sehr gut. Es ist fast soweit, nicht wahr?«
»Fast.« Brianna küßte sie auf beide Wangen. »Ich gehe dann mal runter, um nachzusehen, ob alles so ist, wie es sein sollte. Ich wünsche dir alles Glück der Welt . . . Tante Christine.«
»Ach, meine Liebe.« Hinter Christines Augen stiegen Tränen der Rührung auf. »Wie süß du doch bist.«
»Fang bloß nicht an zu heulen«, warnte Maggie sie. »Dann fangen wir nämlich alle an. Ich gebe dir ein Zeichen, wenn wir fertig sind, Brie.«
Mit einem kurzen Nicken eilte Brianna zur Tür hinaus. Natürlich hatte man einen Partyservice mit der Erstellung des Büfetts beauftragt, und außerdem gab es jede Menge Bedienstete im Haus, aber eine Hochzeit war eine Familienangelegenheit, und sie wollte, daß alles perfekt war, wenn Christine herunterkam.
Der Salon war von den leuchtenden Kleidern und dem Gelächter der Gäste erfüllt. In einer Ecke zupfte eine Harfenspielerin eine sanfte, verträumte Melodie. Die Treppengeländer
waren mit Rosengirlanden verziert, und überall im Haus waren duftende Sträuße verteilt.
Sie überlegte, ob sie kurz in der Küche nachsehen sollte, ob dort alles in Ordnung war, als sie ihre Mutter und Lottie entdeckte. Ein strahlendes Lächeln auf den Lippen, wandte sie sich den beiden zu.
»Mutter, wie hübsch du bist.«
»Red keinen Unsinn. Lottie hat mich so lange beschwatzt, bis ich gutes Geld für ein neues Kleid ausgegeben habe«, schimpfte sie, aber gleichzeitig strich sie liebevoll über den weichen Leinenstoff.
»Es ist wunderschön. Genau wie dein Kleid, Lottie.«
Maeves Gesellschafterin brach in herzliches Gelächter aus. »Wir sind in die Stadt gezogen und haben unser Geld hemmungslos verpraßt. Aber schließlich geht man nicht jeden Tag auf ein so elegantes Hochzeitsfest. Und der Erzbischof führt die Trauung durch«, flüsterte sie und zwinkerte vergnügt. »Man stelle sich nur vor.«
Maeve stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Ein Priester ist ein Priester, egal, was er trägt. Ich bin der Ansicht, er sollte es sich zweimal überlegen, ob er zwei Menschen traut, die in Sünde . . .«
»Mutter«, sagte Brianna in leisem, aber bestimmtem Ton. »Heute nicht. Wenn du doch bitte nur einmal . . .«
»Brianna.« In diesem Augenblick kam Gray, nahm ihre Hand und küßte sie. »Du siehst bezaubernd aus.«
»Vielen Dank.« Sie bemühte sich verzweifelt, nicht zu erröten, als seine Hand besitzergreifend ihre Finger umschloß. »Mutter, Lottie, dies ist Grayson Thane. Er ist Gast in Blackthorn. Gray, Maeve Concannon und Lottie Sullivan.«
»Mrs. Sullivan.« Er küßte auch Lottie die Hand, woraufhin diese erheitert kicherte. »Mrs. Concannon. Ich gratuliere Ihnen zu Ihren liebreizenden und talentierten Töchtern.«
Statt etwas zu erwidern, runzelte Maeve lediglich die Stirn.
Sein Haar war so lang wie das eines Mädchens, stellte sie fest. Und sein Lächeln hatte etwas Diabolisches. »Sie scheinen Amerikaner zu sein.«
»Ja, Ma’am. Aber Ihr Land gefällt mir ausnehmend gut. Ebenso wie die Gastfreundschaft, die Ihre Tochter mir gewährt.«
»Zahlende Gäste werden normalerweise nicht zu Familienfeiern eingeladen.«
»Mutter . . .«
»Nein, das werden sie nicht«, sagte Gray in freundlichem Ton. »Das ist noch etwas, was mir an Ihrem Land so gefällt. Fremde werden wie Freunde behandelt und Freunde niemals wie Fremde. Darf ich Sie zu Ihren Plätzen geleiten?«
Lottie hakte sich bereits bei ihm ein. »Nun komm schon, Maeve. Wie oft bekommen wir ein derartiges Angebot von einem so gutaussehenden jungen Mann? Sie sind Schriftsteller, nicht wahr?«
»Genau.« Während er mit den beiden Frauen von dannen zog, blickte er mit einem selbstgefälligen Lächeln über die Schulter zu Brianna zurück.
Am liebsten hätte sie ihn geküßt, und noch während ihr ein Seufzer der Erleichterung
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