Töchter des Windes: Roman (German Edition)
entfuhr, tauchte Maggie oben an der Treppe auf und winkte ihr.
Die Harfenspielerin zupfte den Hochzeitsmarsch, und Brianna verschwand im hinteren Teil des Raums. Als Niall seinen Platz vor dem Kamin einnahm und erwartungsvoll in Richtung Treppe sah, hielt sie nur noch mühsam die Tränen der Rührung zurück. Sein Haar mochte dünn sein und sein Leib um die Mitte herum dick, aber trotzdem wirkte er jung und ungeduldig und auf sympathische Weise nervös.
Erwartungsvolles Stimmengemurmel wurde laut, als Christine langsam die Treppe herunterkam, die Tür des Salons durchschritt und mit leuchtenden Augen neben ihn trat. Der Erzbischof segnete sie, und die Zeremonie begann.
»Hier. Wenige Augenblicke später tauchte Gray neben Brianna auf und gab ihr sein Taschentuch. »Ich habe das Gefühl, daß du es brauchen kannst.«
»Es ist so wunderschön«, schniefte sie und tupfte an ihren Augen herum. Die Worte hallten wie Seufzer in ihrer Seele nach. Zu lieben . Zu ehren . Wie wunderbar.
Gray hingegen vernahm die Worte bis daß der Tod uns scheidet und dachte: lebenslang. Seiner Meinung nach war diese Strafe der Grund, weshalb auf einer Hochzeit fast jeder Tränen vergoß, und so legte er den Arm um ihre Schulter und drückte sie: »Kopf hoch«, murmelte er. »Es ist fast vorbei.«
»Es fängt gerade erst an«, verbesserte sie, gönnte sich das Vergnügen, daß sie ihren Kopf an seiner Schulter liegen ließ, und erst als Niall unter dem donnernden Applaus der Gäste die Lippen seiner Chrissy mit einem innigen Kuß versiegelte, richtete sie sich wieder auf.
8. Kapitel
R eisen mit Privatflugzeugen, Champagner und glamouröse Hochzeiten waren ja gut und schön, dachte Brianna. Aber trotzdem war sie froh, wieder daheim zu sein. Obgleich sie wußte, daß weder dem blauen Himmel noch der milden Luft zu trauen war, hoffte sie, daß der Winter bald vorüber sein möge. Sie stand im Schuppen, pflanzte ihre Setzlinge um und hing Träumen von ihrem feinen, neuen Gewächshaus nach, hängte Wäsche auf und plante das neue Zimmer im Dachgeschoß.
In der Woche seit ihrer Rückkehr aus Dublin hatte sie das Haus fast ganz für sich gehabt. Gray hatte sich in seinem Zimmer verschanzt, um zu arbeiten, und nur hin und wieder unternahm er eine kleine Tour oder kam schnuppernd in die Küche spaziert.
Sie war sich nicht sicher, ob sie darüber, daß er offensichtlich zu beschäftigt war, um zu versuchen, ihr weitere Küsse zu entlocken, erleichtert oder verärgert sein sollte.
Zumindest mußte sie sich eingestehen, daß sie das Alleinsein in dem Wissen, daß er ganz in der Nähe war, als angenehmer empfand. Wenn sie abends am Kamin saß und strickte oder las, wußte sie, daß jederzeit die Möglichkeit bestand, daß er herunterkam.
Aber es war nicht Gray, der eines kühlen Abends ihr Stricken unterbrach, sondern ihre Mutter, die mit Lottie zu einer überraschenden Stippvisite kam.
Das Geräusch des vorfahrenden Wagens überraschte sie nicht sonderlich. Wenn Freunde und Nachbarn Licht bei ihr
sahen, kamen sie oft auf einen Sprung vorbei. Sie hatte gerade ihr Strickzeug beiseite gelegt und sich auf den Weg zur Tür gemacht, als sie draußen die zänkische Stimme ihrer Mutter vernahm.
Brianna stieß einen Seufzer aus. Aus ihr unbegreiflichen Gründen machte der ständige Streit den beiden Frauen offensichtlich Spaß.
»Guten Abend.« Sie begrüßte die beiden Frauen mit einem Kuß. »Was für eine nette Überraschung.«
»Ich hoffe, wir stören dich nicht, Brie.« Lottie rollte fröhlich mit den Augen. »Maeve hat es sich in den Kopf gesetzt zu kommen, also sind wir hier.«
»Es freut mich immer, euch zu sehen.«
»Schließlich waren wir ohnehin unterwegs, oder nicht?« schoß Maeve zurück. »Sie war mal wieder zu faul zum Kochen, so daß ich gezwungen war, mich in ein Restaurant zu schleppen, obwohl es mir miserabel geht.«
»Selbst Brie ist die Kocherei bestimmt hin und wieder leid«, sagte Lottie und hängte Maeves Mantel an der Flurgarderobe auf. »Auch wenn alles, was sie zaubert, phantastisch schmeckt. Außerdem ist es hin und wieder nett, wenn man aus dem Haus kommt und andere Leute sieht.«
»Es gibt niemanden, den ich sehen will.«
»Nun, Brianna wolltest du doch sehen, oder vielleicht nicht?« Wieder einmal hatte Lottie einen Punkt gemacht. »Darum sind wir schließlich hier.«
»Ich wollte einen anständigen Tee, nicht diese Brühe, die man in den Restaurants bekommt.«
»Ich kümmere mich schon darum.« Lottie
Weitere Kostenlose Bücher