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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dachte er manchmal, die weiterzog, bis sie über einem anderen unglückseligen Schreibenden hing.
    Doch dieses Mal hatte es ihn voll erwischt. Er kam weder innerhalb der Szene voran noch über sie hinaus, und so verbrachte er einen Großteil der Nacht, indem er stirnrunzelnd auf die von ihm geschriebenen Worte sah.
    Erschöpft, dachte er. Er war einfach erschöpft. Und darum klang auch die Szene so leblos und schlaff.
    Und außerdem war er frustriert, wie er sich verbittert eingestand. Sexuell frustriert von einer Frau, die ihn durch nichts weiter als einen ruhigen Blick auf Abstand hielt.
    Und daß er nicht schreiben konnte, geschah ihm nur recht, dafür, daß er mehr von seiner Wirtin als von seinem Mordfall besessen war.
    Erbost murmelnd erhob er sich von seinem Schreibtisch, stapfte ans Fenster, und natürlich war Brianna das erste, was er von dort aus sah.
    Sie ging unter seinem Fenster entlang, adrett wie eine Nonne in einem züchtigen rosafarbenen Kleid, das seidige
Haar zu einem ordentlichen Knoten zusammengesteckt. Doch weshalb trug sie Pumps? überlegte er und lehnte sich dichter an die Scheibe. Er nahm an, daß das, abgesehen von den schmalen Absätzen, schlichte Schuhwerk ihrer Meinung nach vernünftig war, obgleich es ihren Beinen eine wunderbar unvernünftige, weil verführerische, schlanke Länge verlieh.
    Während er sie beobachtete, öffnete sie mit zugleich praktischen und geschmeidigen Bewegungen die Tür ihres Wagens und kletterte hinter das Steuerrad. Zuerst würde sie ihre Handtasche auf den Beifahrersitz legen, dachte er. Und genau. Dann legte sie sorgsam ihren Sicherheitsgurt an und überprüfte, ob die Einstellung der Spiegel richtig war. Ohne daß sie sich dabei kokett im Rückspiegel betrachtete. Sie rückte ihn lediglich zurecht, damit sie beim Fahren problemlos den Verkehr hinter sich sah. Und dann drehte sie den Zündschlüssel herum.
    Obgleich sein Fenster geschlossen war, drang das müde Husten des Motors an sein Ohr. Sie versuchte es ein zweites und ein drittes Mal, doch inzwischen hatte sich Gray bereits kopfschüttelnd auf den Weg die Treppe hinunter gemacht.
    »Warum zum Teufel läßt du das Ding nicht reparieren?« rief er, während er durch die Haustür in den Garten trat.
    »Oh.« Inzwischen war sie wieder ausgestiegen und machte die Motorhaube auf. »Vor ein, zwei Tagen lief er noch wunderbar.«
    »Dieser Schrotthaufen kann seit mindestens zehn Jahren nicht mehr wunderbar gelaufen sein.« Er schob sie unsanft beiseite, verärgert, daß sie so frisch und duftig war, während er von sich selbst den Eindruck hatte, daß er einem Haufen alter Wäsche glich. »Hör zu, nimm meinen Wagen, wenn du was im Dorf zu erledigen hast. In der Zwischenzeit sehe ich, was sich mit diesem Ding hier noch machen läßt.«
    Ob dieser bösen Worte reckte sie trotzig das Kinn. »Vielen
Dank, aber ich will nicht ins Dorf, sondern nach Ennistymon.«
    »Ennistymon?« Während er den Ort auf seiner geistigen Landkarte plazierte, hob er den Kopf lange genug unter der Motorhaube hervor, um sie wütend anzusehen. »Warum?«
    »Um mir die neue Galerie anzusehen. In ein paar Wochen soll die Eröffnung sein, und Maggie hat mich gefragt, ob ich nicht vorher schon einmal kommen könne.« Sie starrte seinen Rücken an, während er fluchend an diversen Drähten zog. »Ich habe dir etwas zu essen hingestellt, was du nur aufzuwärmen brauchst, denn wahrscheinlich bin ich den ganzen Tag unterwegs.«
    »In dieser Karre fährst du nirgendwohin. Der Keilriemen ist kaputt, die Benzinleitung leckt, und ich wette, daß auch der Anlasser hinüber ist.« Er richtete sich wieder auf und bemerkte, daß sie heute Ohrringe trug, schmale goldene Reifen, die ihre Ohrläppchen mit ihrem sanften Schimmer umschmeichelten. Sie verliehen ihrem Aussehen etwas geradezu Festliches, was ihn wider jede Vernunft zornig werden ließ. »In einem solchen Müllhaufen fährst du nicht herum.«
    »Nun, worin denn wohl sonst? Danke, daß du dir die Mühe gemacht hast, dir den Wagen anzusehen, Grayson. Aber am besten rufe ich einfach Murphy an und . . .«
    »Spiel nicht wieder die Eiskönigin vor mir.« Er schloß die Motorhaube mit einer solchen Wucht, daß sie erschrocken zusammenfuhr. Um so besser, dachte er. Das bewies wenigstens, daß noch Blut durch ihre Adern floß. »Und fang nicht schon wieder mit Murphy an. Er könnte auch nicht mehr tun als ich. Setz dich schon mal in meinen Wagen, ich bin in einer Minute wieder da.«
    »Und warum, bitte,

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