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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wie eine überdrehte Uhr hier stehen.
    Was sicher besser war, sagte sie sich. All diese Handküsse und all das Nagen an ihrem Ohrläppchen hatten sie schwach gemacht. Und es war verrückt, wegen eines Mannes schwach zu werden, der ihr Haus und ihr Land ebenso gedankenlos verlassen würde, wie er eben aus ihrem Wohnzimmer gegangen war.
    Aber, dachte sie, während sie in die Küche ging, er hatte die Frage in ihr geweckt, wie es wäre, Mittelpunkt all seiner Aufmerksamkeit, all seiner Talente zu sein. Wenn auch nur für eine kurze Zeit. Wenn auch nur für eine Nacht.
    Dann würde sie wissen, wie es sich anfühlte, wenn man einem Mann Vergnügen bereitete. Und man selbst das gleiche Vergnügen empfand. Hinterher mochte die Einsamkeit doppelt bitter sein, aber der Augenblick wäre sicher honigsüß.
    Wäre. Es gab zu viele Unwägbarkeiten, warnte sie sich, machte Gray eine Platte mit kaltem Lammfleisch und Käsekroketten zurecht, trug sie hinauf und stellte sie wortlos in seinem Zimmer ab.
    Er sprach ebenfalls kein Wort, aber auf seine Geistesabwesenheit hatte sie sich bereits vorher gefaßt gemacht. Er schien sie nie zu bemerken, wenn er mit zusammengekniffenen Augen
über seiner kleinen Maschine kauerte und seine Finger über die Tasten flogen, als hinge sein Leben davon ab. Doch zumindest knurrte er, als sie ihm eine Tasse Tee einschenkte und neben seinen Ellbogen schob.
    Als sie merkte, daß sie lächelte und das Bedürfnis verspürte, ihm mit der Hand über das herrliche goldene Haar zu streichen, beschloß sie, daß es an der Zeit war, zu Murphy hinüberzugehen und ihn zu bitten, sich ihren Wagen anzusehen.
    Die Bewegung half, daß auch das letzte begehrliche Zittern ihrer Nerven schwand. Der Frühling war für sie die schönste Jahreszeit, denn die Vögel sangen so lieblich, die Blumen blühten so leuchtend und die Hügel schimmerten in einem so satten Grün, daß einem der Anblick Tränen des Glücks in die Augen trieb.
    Die Sonne schien golden vom Himmel herab, und die Luft war so klar, daß das Tuckern von Murphys Traktor über zwei Felder hinweg an ihre Ohren drang. Glückselig schwenkte sie den Korb, den sie trug, und sang eine fröhliche Melodie. Als sie über eine niedrige Steinmauer kletterte, lächelte sie über das Fohlen mit den spindeldürren Beinen, das gierig von seiner grasenden Mutter trank. Sie sah den beiden eine Weile zu, und ehe sie weiterging, strich sie sowohl der Mutter als auch dem Baby sanft über das Fell.
    Vielleicht sollte sie von Murphy aus noch zu Maggie gehen, überlegte sie. Es waren nur noch wenige Wochen bis zum Geburtstermin, und irgend jemand müßte sich um Maggies Garten kümmern und den Frühjahrsputz für sie erledigen.
    Lachend ging sie in die Hocke, als sie Con über die Felder auf sich zurasen sah.
    »Und, hast du Murphy geholfen oder einfach Kaninchen gejagt? Nein, das ist nicht für dich«, sagte sie, als der Hund am Korb zu schnüffeln begann. »Aber zu Hause habe ich dir einen feinen Knochen hingelegt.« Als sie Murphy rufen hörte, richtete sie sich wieder auf und winkte ihm.
    Er stellte den Motor seines Traktors ab und sprang vom Sitz, als sie über die frisch gepflügte Erde zu ihm ging.
    »Schöner Tag für die Feldarbeit.«
    »Wunderschön«, stimmte er ihr zu und beäugte gierig den Korb. »Was hast du denn da, Brie?«
    »Etwas, um dich zu bestechen.«
    »Du solltest wissen, daß ich nicht bestechlich bin.«
    »Einen Biskuitkuchen.«
    Er schloß die Augen und stieß einen übertriebenen Seufzer aus. »Also gut, ich bin genau der richtige Mann für dich.«
    »Der bist du«, stimmte sie ihm zu, wobei sie allerdings den Korb immer noch außerhalb seiner Reichweite hielt. »Es geht mal wieder um mein Auto, Murphy.«
    Jetzt wurde sein Blick schmerzerfüllt. »Brianna, mein Schatz, ich fürchte, daß es Zeit für die Totenwache ist. Höchste Zeit.«
    »Könntest du ihn dir nicht wenigstens noch einmal ansehen?«
    Er blickte erst sie an und dann den Korb. »Den ganzen Kuchen?«
    »Jede Krume.«
    »Abgemacht.« Er nahm den Korb und stellte ihn auf den Traktorsitz. »Aber ich warne dich, spätestens im Sommer brauchst du wirklich einen neuen Wagen.«
    »Was sein muß, muß sein. Aber ich habe mein Herz an das Gewächshaus gehängt, so daß das Auto eben noch ein bißchen warten muß. Hattest zu Zeit, um dir meine Pläne dafür anzusehen, Murphy?«
    »Hatte ich, und ich denke, daß es machbar ist.« Er nutzte die Arbeitspause und zündete sich eine Zigarette an. »Ich

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