Töchter des Windes: Roman (German Edition)
kleiner Fortschritt ist. Am liebsten würde ich dir nicht erzählen, daß das eben meine Agentin war. Meine verheiratete Agentin, die, obgleich sie sowohl mir als auch meinem Bankkonto lieb und teuer ist, gut zwanzig Jahre älter als ich und stolze Großmutter dreier Enkelkinder ist.«
»Oh.« Das Gefühl, sich lächerlich gemacht zu haben, war ihr beinahe ebenso unangenehm wie ihre vorherige Eifersucht. »Ich nehme an, daß du jetzt etwas essen willst.«
»Zum ersten Mal ist essen so ziemlich das letzte, was ich will.« Was er wollte, war ihm deutlich anzusehen, und wie zur Bestätigung seines lüsternen Blicks zog er sie eng an seine Brust. »Du siehst wirklich niedlich aus mit dem Hut.«
Sie wandte ihren Kopf gerade noch rechtzeitig ab, so daß sein Kuß daneben ging. Statt ihren Mund trafen seine Lippen ihre Wange. »Und, hatte sie gute Nachrichten für dich?«
»Sehr gute sogar. Meinem Verleger gefallen die Probekapitel, die ich ihm vor ein paar Wochen geschickt habe, und er hat mir ein ziemlich gutes Angebot gemacht.«
»Das ist schön.« So wie er an ihrem Ohr nagte, kam er ihr durchaus hungrig vor. »Obwohl ich dachte, daß du deine Bücher verkaufst, bevor du sie schreibst, daß du feste Verträge hast.«
»Ich mache keine Vorverträge, weil ich dann das Gefühl habe, gebunden zu sein.« Und dieses Gefühl war ihm so unangenehm, daß er deshalb ein wahrhaft spektakuläres Angebot über drei Romane ausgeschlagen hatte. »Ich verkaufe die Bücher einzeln, und mit Arlene als Agentin komme ich mit dieser Verkaufsstrategie hervorragend zurecht.«
In ihrem Magen breitete sich eine wohlige Wärme aus, als sein Mund genüßlich von ihrem Ohrläppchen zu ihrem Hals hinunterglitt. »Fünf Millionen, hast du mir erzählt. Eine solche Summe übersteigt meine Vorstellungskraft.«
»Dieses Mal sind es keine fünf.« Er ließ den Mund ihre Kinnlinie hinaufwandern. »Arlene hat sie auf sechseinhalb hochgehandelt.«
Ihr Kopf fuhr hoch. »Millionen? Amerikanische Dollar?«
»Klingt wie Spielgeld, nicht wahr?« Er lachte leise auf. »Aber mit dem Angebot der Briten ist sie nicht zufrieden — und da mein letztes Buch in der Times auf Platz eins der Bestsellerliste
steht, quetscht sie bestimmt noch ein bißchen mehr aus ihnen heraus.« Geistesabwesend umfaßte er ihre Hüfte und bedeckte erst ihre Braue und dann ihre Schläfe mit einem Kuß. »Nächsten Monat ist in New York die Premiere von Wendepunkt. «
»Die Premiere?«
»Mmm. Des Kinofilms. Arlene dachte, vielleicht wäre ich gern dabei.«
»Bei der Premiere deines eigenen Films. Da mußt du unbedingt hin.«
»Es gibt kein Muß. Und außerdem ist die Premiere bereits ein alter Hut für mich. Wendepunkt habe ich bereits ad acta gelegt, jetzt ist Schatten der Erinnerung dran.«
Seine Lippen strichen über ihren Mundwinkel, und für einen Augenblick setzte ihre Atmung aus. »Schatten der Erinnerung?«
»Das Buch, an dem ich augenblicklich arbeite. Das ist das einzige, was im Moment für mich von Bedeutung ist.« Plötzlich schweifte sein Blick in die Ferne. »Er muß das Buch finden. Mist, wie konnte ich das nur vergessen. Anders geht es nicht.« Er warf den Kopf in den Nacken und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Wenn er es erst einmal gefunden hat, hat er keine Wahl mehr, stimmt’s? Das ist es, was die ganze Sache zu seiner persönlichen Angelegenheit werden läßt.«
Sämtliche Nervenenden in ihrem Körper vibrierten von der Berührung seiner Lippen. »Wovon redest du? Was für ein Buch?«
»Deliahs Tagebuch. Das ist es, wodurch die Vergangenheit mit der Gegenwart verbunden ist. Wenn er es erst einmal gelesen hat, kann er sich der Sache nicht mehr entziehen. Er muß . . .« Gray schüttelte den Kopf wie ein Mann, der aus einer tiefen Trance erwacht. »Ich muß sofort an die Arbeit.«
Er war schon halb die Treppe hinauf, und immer noch klopfte Brianna das Herz bis zum Hals. »Grayson?«
»Was?«
Er war bereits in seine eigene Welt zurückgekehrt, merkte sie, und wußte nicht, ob sie deswegen belustigt oder verärgert war. »Möchtest du etwas zu essen?«
»Stelle mir einfach ein Tablett vor die Tür, wenn du Zeit dafür hast. Danke.«
Und schon war er fort.
Nun ja. Brianna stemmte die Hände in die Hüften und lachte über sich selbst. Um ein Haar hätte dieser Kerl sie verführt, und offenbar hatte er es nicht einmal bemerkt. Zog sich einfach zu Deliah und ihrem Tagebuch, zu Mord und Totschlag in sein Zimmer zurück und ließ sie angespannt
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