Tödlich ist die Nacht
das sagt, was Sie hören wollen.« Sie warf Chi einen finsteren Blick zu. »Er wird Ihnen auch erzählen, dass er den Präsidenten kennt, wenn Sie ihn danach fragen.«
»JayCee Ty! JayCee Ty, Ma'am!«, sagte Boo Zhu und zeigte mit einem kurzen, dicken Finger auf die Tür zum Büro. »Ja, Ma'am? Ja?«
Tyler wich hastig von der Tür zurück. Sein Herz schlug so schnell, dass er glaubte, ohnmächtig zu werden. Vorsichtig ließ er sich auf alle viere nieder und kroch an der Wand entlang zum offenen Fenster, dann hob er langsam den Kopf, bis er gerade über das Fensterbrett sehen konnte.
»Beruhige dich, Boo Zhu«, sagte Madame Chen.
»Ich braver Junge!«
»Du bist sehr brav«, bestätigte Kyle. »Du kennst die Antwort, nicht wahr?«
»Detective, bitte«, sagte Madame Chen. »Er ist geistig auf dem Stand eines Kleinkindes. Er weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Wer ist Ty?«, fragte Kyle.
»Ty R! Ty R!«, rief Boo Zhu.
»Tyler?«
»Ty R, JayCee!«
»J.C. Damon?«
Boo Zhu gab einen unverständlichen Singsang von sich, zu dem er herumtanzte, und ging völlig in seiner Begeisterung auf.
Kyle wandte sich an Chi. »Was ist mit Ihnen? Kennen Sie J.C. Damon?«
Tylers Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte so viel Angst, dass er glaubte, wie ein Baby jeden Augenblick in die Hose zu machen.
»Falls Sie es noch nicht wissen«, sagte Kyle. »Abgesehen von ein paar anderen Vergehen suchen wir J.C. Damon, weil wir ihm im Zusammenhang mit einem Mord einige Fragen stellen wollen. Wenn Sie ihn schützen, helfen Sie einem Kriminellen. Wenn er bei der Ausführung eines Verbrechens Ihren Wagen benutzt hat, können Sie wegen Mittäterschaft angeklagt werden.«
Chi starrte einen Moment lang seine Tante an. Als er sprach, war es auf Chinesisch. »Du darfst nicht dich und das Geschäft in Gefahr bringen, Tante. Die Polizei anzulügen ist ein schweres Vergehen.«
»Seine Familie zu verraten auch«, gab Madame Chen zurück.
»Er gehört nicht zur Familie.«
»Du verrätst mich, Chi. Wenn du das tust, kenne ich dich nicht mehr. Dann will ich nie mehr etwas mit dir zu tun haben.«
»Wir können nach Downtown fahren«, warf Kyle ein. »Ich kann einen Dolmetscher besorgen. Wenn ich der Meinung bin, dass Sie etwas zurückhalten, kann ich Sie in Beugehaft nehmen.«
Madame Chen wandte sich ihm zu. »Für wie dumm halten Sie mich eigentlich, Detective Kyle? Ich bin eine intelligente Frau, die zwei Sprachen beherrscht, während Sie mich hier lediglich in einer Sprache schikanieren können. Ich werde meinen Anwalt anrufen, der sich nicht nur um mein Geschäft kümmert, sondern auch um die Angelegenheiten meiner Familie, einschließlich die meines Neffen.«
»Sie können Ihren Neffen nicht daran hindern, mit uns zu reden«, sagte Kyle. Er wandte sich wieder an Chi. »Kennen Sie
J.C. Damon?« Chi sah zu seiner Tante. Tyler hielt den Atem an. »Ich beuge mich der Weisheit meiner Tante«, sagte Chi demü
tig und senkte den Kopf. »Als Oberhaupt unserer Familie weiß sie, was das Beste ist. Es ist ihr Wunsch, dass wir unseren Anwalt zu Rate ziehen.«
Kyle drehte sich wieder zu Boo Zhu, der noch immer in seinem Freudentaumel gefangen war und vor sich hin sang. »Boo Zhu? Kennst du J.C. Damon?«
»Das ist unerhört!«, sagte Madame Chen. »Hören Sie sofort damit auf!«
»Ja«, sagte Boo Zhu, aber das stolze Lächeln auf seinem runden Gesicht verschwand, als er Madame Chen anblickte. »Ty R Buder? Ja, Ma'am?«
Kyle ignorierte Madame Chen. »Tyler ist J.C.s Bruder?«
Boo Zhu sah zu Madame Chen, auf seinem Gesicht erschienen rote Flecken, als ihm der Gedanke kam, dass er etwas falsch gemacht haben könnte. »Ja, Ma'am. Ja?«
»Wo ist der Junge?«, fragte Kyle seinen Partner.
»Er ist reingegangen.«
»Ich will, dass er herkommt. Sofort.«
Der große Detective setzte sich in Bewegung.
Tyler sprang auf wie ein Kaninchen. Im Fernsehen machten die Cops alle möglichen Dinge, die sie eigentlich nicht tun sollten. Jace hatte ihm immer wieder eingeschärft, dass er ihnen nicht trauen konnte. Er konnte niemandem trauen außer seiner Familie. Das Leben, das er kannte, hing davon ab.
Blitzschnell war er durch den Flur und die Treppe hinauf. Er rannte wie ein Wirbelwind durch die Wohnung, packte seinen Rucksack, packte das Walkie-Talkie, das Jace ihm geschenkt hatte.
Dann flitzte er aus der Wohnung und über die letzte Treppe hinauf aufs Dach. Der Dachgarten war leer. Großvater Chen war zu seinem täglichen Schwätzchen mit seinen
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