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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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anderen Namen benutzt«, sagte Metheny. »Du kennst ja diese Undercover-Leute. Sie ›werden eins‹ mit ihrer Rolle«, sagte er mit einer gewissen Geringschätzung.
    Metheny war ein Cop der alten Schule, aus der Zeit, als die Welt noch in gut und böse unterteilt war. Für ihn gab es nur das eine oder das andere. Es gab die guten Jungs, und es gab die bösen Jungs. Er patrouillierte auf der Straße mit dem Gesetzbuch unter dem Arm und neun versteckten Waffen, die allesamt nicht von den Behörden erlaubt waren. Ein wahrer Kämpfer für die Gerechtigkeit.
    »Vielleicht«, gab ihm Parker widerstrebend Recht, aber er war nicht überzeugt.
    »Lock sie aus ihrem Loch, und stell sie zur Rede.«
    »Ja.«
    Was sonst blieb ihm auch übrig? Parker wusste, dass er Ruiz nicht trauen konnte. Da konnte er ebenso gut herausfinden, warum nicht. Herausfinden, wie viele Feinde er in Wirklichkeit hatte.
    Er hatte sich schon über den zeitlichen Zusammenhang bei der ganzen Sache gewundert. Ruiz war nur wenige Tage vor dem Lowell-Mord zu ihm gekommen, und jetzt verkaufte sie ihn an das Raub- und Morddezernat, das sich wiederum seinen Fall unter den Nagel gerissen hatte. Aber woher konnte jemand – selbst wenn er Insiderinformationen über die Erpressung hatte – wissen, dass Lenny Lowell ermordet werden würde?
    Keine der möglichen Erklärungen behagte ihm. Er versuchte sich einzureden, dass er paranoid war und irgendwelche Verschwörungen sah, wo es keine gab. Nur der Killer hätte Lowells Tod voraussagen können, und keiner konnte wissen, wer zu diesem Zeitpunkt Bereitschaft hatte und den Fall übernehmen würde.
    Metheny beobachtete ihn, er schien ihm seine Gedanken vom Gesicht ablesen zu können.
    »So etwas wie ein zufälliges Zusammentreffen gibt es nicht, Mann«, sagte Metheny. »Nicht bei denen vom Raub und Mord. Diese Helden schwingen sich nicht ohne Grund in den Sattel.«
    »Es ergibt nur keinen Sinn, dass Ruiz mit ihnen in Verbindung stehen soll«, sagte Parker. »Wozu brauchen die sie? Die können den Fall übernehmen, wann immer sie wollen.«
    »Was ergibt überhaupt Sinn?«, fragte Metheny. »Ich habe mal einen Typen gekannt, der riesige Holzskulpturen aus Baumstämmen sägte, sie waren ziemlich gut. Er hatte da diesen Elch gemacht. Sah genau aus wie ein Elch. Du konntest den Elch praktisch riechen. Ich fragte ihn, wie er das gemacht hatte, und er sagte: ›Ich fange mit einem großen Stück von einem Baumstamm an, und dann säge ich alles weg, was nicht wie ein Elch aussieht.‹
    Lass alles weg, was nicht sein kann, und die Wahrheit wird übrig bleiben. Wenn Ruiz nicht die ist, die sie zu sein behauptet, wer ist sie dann? Wenn sie nicht eine Art Maulwurf vom Raub und Mord ist, was bleibt dann noch?«
    Ein unangenehmes, Unheil verkündendes Kribbeln kroch Parker über den Rücken. Er war mit Ruiz nur ein paar Tage unterwegs gewesen. Sie hatte ihn so sehr genervt, dass er nicht weiter darauf geachtet hatte, was sie so vor sich hin quatschte. Aber sie hatte von seinem Jaguar gewusst, und sie hatte von seinem Loft gewusst, und sie hatte mehr als eine Bemerkung darüber gemacht, was seine Anzüge kosteten und dass er mit dem Geld nur so um sich warf.
    »Was bleibt?«, fragte Metheny.
    Die Worte schmeckten bitter in Parkers Mund. »Internal Affairs. Das Dezernat für interne Ermittlungen.«

36
    »Ich kenne JayCee!«, sagte Boo Zhu, und seine winzigen Augen funkelten aufgeregt. Er lachte und schniefte. Seine Nase lief. Statt sie sich zu putzen, fuhr er sich mit seiner anormal langen Zunge über die Oberlippe.
    »JayCee Ty! JayCee Ty!« Boo Zhu sah voller Stolz zu Chi, der am anderen Ende der Laderampe stand und so tat, als habe er nichts damit zu tun, was Boo Zhu da von sich gab.
    Detective Kyle drehte sich zu Madame Chen um, die in der Tür zum anderen Teil des Gebäudes stand. In dem hellen Licht sah sie so weiß aus wie die Wand hinter ihr.
    »Wer ist das?«, fragte Kyle.
    »Der Sohn einer Cousine«, sagte Madame Chen und überquerte den kleinen Parkplatz. »Er ist behindert, wie Sie sehen.«
    Kyle schaute zu ihm hoch. »Wie heißt du?«
    »Boo Zhu! Boo Zhu kennt!«
    »Du kennst J.C. Damon?«, fragte Kyle.
    Boo Zhu begann mit der Anmut eines Bären herumzutanzen, außer sich vor Stolz, dass er offensichtlich als Einziger die Antwort auf diese Frage kannte.
    »Boo Zhu macht anderen gern eine Freude«, sagte Madame Chen.
    »Wollen Sie damit sagen, dass er nicht weiß, was er sagt?«
    »Er weiß, dass Sie sich freuen, wenn er

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