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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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alles, was er hatte, sein Anker, das Einzige, was ihn vor der emotionalen Isolation bewahrte. Wegen Tyler hatte er die Chens. Wegen Tyler hatte er Ziele und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ohne Tyler wäre er einsam und verlassen, verloren in der Welt.
    Jace hatte ein Gefühl, als wäre sein wild hämmerndes Herz in seinen Magen gerutscht und sauge dort wie ein Schwamm die Säure auf. Er drängte alle Gedanken über die Ungerechtigkeit der Welt zurück und darüber, dass sie in ihrem kurzen Leben schon mehr Leid hatten erfahren müssen als die meisten anderen. Es hatte keinen Zweck, darüber nachzudenken, und jetzt wäre auch nicht die Zeit dazu. Gerade war Abby Lowell aus der Tiefgarage aufgetaucht…
    Sie hatte das perfekt sitzende Prada-Kostüm, das sie für die Bank angezogen hatte, gegen eine beigefarbene Hose und ebensolche Stiefel getauscht, dazu trug sie einen schwarzen Rollkragenpulli und eine hellblaue Steppjacke. Das Mädchen hatte Stil.
    Parker beobachtete durch ein leistungsstarkes Fernglas, wie sie den Platz in Richtung Fifth Street überquerte, wo der Junge mit den grünen Haaren auf einer Bank saß. Sie hatte eine LouisVuitton-Handtasche und einen kleinen Nylonbeutel dabei.
    Parker stand in einem elegant eingerichteten Zimmer im vierten Stock des Biltmore, das zur Olive Street hin lag. Vor ihm erstreckte sich der Pershing Square. Das Spielfeld für ein Spiel, in das er nicht einzusteigen gedachte.
    Er nahm Ruiz das Märchen nicht ab, dass sich Damon gemeldet hätte. Und dass sie und ihre Kumpel vom Raub und Mord ihm keine glaubwürdigere Geschichte auftischen konnten, sprach Bände über die trostlose geistige Verfassung dieser Leute.
    Parker nahm an, dass Abby Lowell sich ans Raub- und Morddezernat gewandt hatte, und dort hatte man wiederum dieses hübsche Tableaux entworfen, um ihn reinzulegen und endgültig aus dem Weg zu schaffen. Falls Damon tatsächlich auftauchen sollte und Bradley Kyle irgendwie davon Wind bekommen hatte, dann hätte man ihn, Kev Parker, garantiert nicht dazugeladen.
    Was Ms. Lowell letztlich noch in petto hatte, wusste er nicht genau. Er war sich dagegen vollkommen sicher, dass sie bis zu ihrer hübschen Nasenspitze mit in dieser Geschichte steckte. Die Morde gingen allerdings auf Eddie Davis' Konto, und der hatte angeblich gedroht, auch sie umzubringen.
    Erpresser waren auf zwei Dinge aus: Geld und Macht. Und sie waren meistens Einzeltäter. Je mehr Leute an einer Erpressung beteiligt waren, desto kleiner fiel der jeweilige Anteil aus und desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein Fehler gemacht wurde.
    Auf der anderen Seite der Straße warf Abby Lowell dem Typen mit den grünen Haaren einen skeptischen Blick zu, ging zum anderen Ende der Bank, setzte sich, legte den Nylonbeutel auf den Schoß.
    Zahltag, dachte Parker. Zumindest sollte es so aussehen: Es sollte den Eindruck erwecken, dass sie hier war, um mit Damon Geld gegen Negative zu tauschen.
    Auf der Suche nach Kyle oder Roddick ließ er sein Fernglas über den Platz wandern. Dann hob er es an, um die Dächer abzusuchen. Reine Gewohnheit. Er fragte sich, wo Kelly abgeblieben war. Wahrscheinlich saß sie unten im Smeraldi's, aß Kokosnusssahne-Torte, sah vom Fenster aus zum Platz hinüber und wartete darauf, dass etwas passierte.
    Ein Filmteam bereitete einen nächtlichen Dreh vor. Sie stellten hinter den Skulpturen Scheinwerfer auf, um sie von hinten zu beleuchten und je nachdem, wie es das Drehbuch verlangte, einen geheimnisvollen oder unheimlichen Eindruck zu erwecken. Sie würden für eine einzige Szene die halbe Nacht brauchen. Es dauerte bereits eine Ewigkeit, die Scheinwerfer und die Kameras so aufzubauen, dass der Kameramann zufrieden war. Dann, je nach Regisseur und Budget, würde es eine weitere Ewigkeit dauern, bis die Szene im Kasten war. Sie würden sie proben, darüber diskutieren, erneut proben, noch mal darüber diskutieren. Sie würden sie aus einer Perspektive aufnehmen, dann aus einer anderen, dann kämen die Nahaufnahmen dran. So aufregend war das Filmgeschäft. Etwa so, wie anderen Leuten beim Schlafen zuzusehen.
    Parker sah mit dem Fernglas zu den beiden Transportern der Produktionsfirma, die auf der Fifth abgestellt waren. Er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken.
    Zurück zum Platz. Abby Lowell saß wartend auf der Bank, offensichtlich angespannt. Sie warf dem grünhaarigen Typen einen abschätzigen Blick zu, aber der war vollkommen zugekifft und interessierte sich nicht

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