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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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würde.
    Sein Verfolger – so er die Fahrt die Treppe zur Fifth Street hinunter überlebt hatte – würde bestimmt davon ausgehen, dass er über eine der Seitenstraßen verschwunden war. Er würde nicht auf die Idee kommen, hier nach ihm zu suchen. Hoffte Jace.
    Jace versteckte das Rad und sich selbst hinter einem breiten Betonpfeiler, wo er von der Straße aus nicht gesehen werden konnte. Er schüttelte die Riemen seines Rucksacks ab, ließ ihn fallen, streifte seinen Parka ab und warf ihn auf den Boden, ihm war so heiß, dass er glaubte, sich übergeben zu müssen. Sein Sweatshirt war schweißgetränkt, die Art Schweiß, die nach Angst roch. Er zitterte wie ein Malariakranker. Seine Beine gaben unter ihm nach, und er sank auf die Knie.
    So was passiert doch nur in Filmen , dachte er, ließ sich nach vorne sinken und rollte sich zusammen.
    So eine Scheiße! So eine verdammte Scheiße! Wie konnte das alles nur passieren?!
    Bilder blitzten in seinem Kopf auf. Er würde für den Rest seines Lebens Albträume haben. Der Bettler mit den grünen Haaren. Die Cops, die Pistolen. Der Kerl auf dem Motorrad.
    Wer zum Teufel war das? Der Jäger? Hatte er die Dampfwalze gegen eine Rakete getauscht? In der Karre war er schon Furcht einflößend genug gewesen. Mit dem Motorradhelm und der Ma schine, die eher einem Geschoss glich, sah er aus wie eine Ausge burt der Hölle aus dem Matrix -Zeitalter.
    Woher hatte er Bescheid gewusst? Woher hatten die Cops Bescheid gewusst? Jace konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Abby eine der beiden Seiten über ihr Treffen informiert hatte. Warum sollte sie? Sie steckte doch selbst mit drin, was immer es auch war.
    Jace hatte versucht, den Detective zu erreichen, Parker, der, wie sie ihm gesagt hatte, für den Fall zuständig war. Aber er hatte ihn nicht erwischt, und selbst wenn die Frau, mit der er gesprochen hatte, sofort reagiert hätte, wäre doch nicht genug Zeit gewesen, um die Leute im Park zu postieren. Der grünhaarige Typ hatte schon eine Stunde bevor Jace den Anruf getätigt hatte auf dieser Bank gesessen.
    Abby Lowell hatte ein doppeltes Spiel gespielt. Sie hatte gedacht, sie könnte dafür sorgen, dass er verhaftet wurde, und würde selbst ungeschoren davonkommen. Demnach hatte sie Parker schon früher am Tag angerufen, vielleicht gleich nachdem Jace mit ihr gesprochen hatte. Aber wenn dem so wäre, dann hätte sie nicht in den Besitz der Negative gelangen können, und die Negative waren doch das, hinter dem alle her waren. Die Negative steckten nach wie vor in dem Umschlag, der an seinen Bauch geklebt war.
    Und selbst wenn sie die Cops gerufen hatte, erklärte das immer noch nicht die Anwesenheit des Jägers, vorausgesetzt, er war es, der ihn gejagt hatte.
    Was zum Teufel sollte er jetzt tun?
    Sein Puls hatte sich beruhigt, und sein Atem ging wieder normal. Ihm war kalt, der Schweiß war in der kühlen Abendluft auf seiner Haut getrocknet. Er wollte nicht denken, wollte nicht denken müssen. Er war allein. Das Licht unter der Brücke war irgendwie unheimlich, es war dunkel hier bis auf die blass schimmernden Flecken, die die Straßenlaternen warfen, wie Mondlicht, das auf einen Betonwald fällt. Das Summen der Reifen auf den Fahrbahnen über ihm drang wie weißes Rauschen in sein erschöpftes Gehirn.
    Er zwang sich auf die Knie, schlüpfte in den Parka, griff nach seinem Rucksack und zog die Rettungsdecke heraus. Als er sie auseinander faltete, fiel das Walkie-Talkie auf den Boden.
    Jace hob es auf, schaltete es ein und hielt es an sein Gesicht, aber er drückte nicht die Ruftaste.
    Seine Stimme würde seine Angst erkennen lassen, und die Angst würde über die Entfernung hinweg direkt in Tylers Ohr dringen und ihn bis ins Mark treffen. Es war schon schlimm genug für ihn, nicht zu wissen, was sein großer Bruder machte, schlimmer noch war es zu wissen, was er machte, das Schlimmste aber war zu wissen, dass er Angst hatte.
    Was konnte er Tyler auch schon sagen? Er wusste nicht, was er tun sollte. Es gab Leute, die ihn umzubringen versuchten. Wohin er sich auch wandte, er verstrickte sich immer noch mehr in diese Sache, so als liefe er tiefer und tiefer in ein Dornengestrüpp.
    Mir fällt nichts mehr ein , dachte er. Er fühlte eine schreckliche Leere in sich, so als wäre er eine Muschelschale, und falls jetzt jemand nach ihm trat, würde diese Schale in eine Million Teile zerbrechen, und es bliebe nichts von ihm übrig.
    »Scout an Ranger. Scout an Ranger. Kommen, Ranger.

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