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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht
Autoren: T Hoag
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bepackt mit allen lebensnotwendigen Dingen – Müsliriegel, Walkie-Talkie, Gameboy, Wasserflasche, Schulbücher, Comichefte und ein Taschenlexikon.
    Tyler stellte sich vor, dass der Rucksack ihn, wenn er einen richtig steilen Hügel hochsteigen würde, immer weiter nach hinten zöge, bis er umkippte und wie eine Schildkröte, die jemand auf den Rücken gedreht hatte, liegen bliebe. Morgen würde er die Schulbücher zu Hause lassen.
    Er überquerte die Grand Avenue und lief immer weiter, aber der Verkehr wurde nicht weniger, und je näher er der Olive Street und dem Pershing Square kam, desto mehr Leute und Polizeiautos waren zu sehen, und desto größer schien die Aufregung zu sein.
    Der Platz lag hell erleuchtet im Scheinwerferlicht, überall Absperrbänder und Leute, die aufgeregt durcheinander redeten. Tyler hatte das Gefühl, ein Filmset zu betreten, so unwirklich wirkte das alles. Er schlängelte sich durch die Menge, bis er plötzlich das Zentrum des Ganzen erreicht hatte, und blieb mit weit aufgerissenen Augen und Ohren stehen.
    »…und sie saßen einfach so da, aber schon im nächsten Augenblick…«
    » Keine Bewegung! Polizei! Mann, es war wie…«
    »…wahnsinnig! Ich dachte erst, das gehört zum Film, selbst als…«
    »…der Typ auf dem Motorrad. Glaubst du wirklich, das war kein Stunt?«
    »…Schüsse…«
    »…Schreie…«
    »…dieses schreckliche Motorrad…«
    Tyler hatte sich bis zu dem Absperrband vorgekämpft, mit dem der Tatort abgeriegelt war. Er sah niemanden in Handschellen. Er sah niemanden tot auf dem Boden liegen. Aber ungefähr sechs Meter vor sich sah er zwei Männer, die miteinander stritten und die er beide kannte. Detective Parker und Detective Kyle. Der gute Cop und der böse Cop.
    Detective Kyle war so rot im Gesicht, dass er aussah, als würde sein ganzer Kopf gleich wie ein riesiger Pickel aufplatzen. Detective Parker wiederum war so wütend, dass sich ein uniformierter Cop vor ihn stellte, um ihn davon abzuhalten, auf Detective Kyle loszugehen.
    Ein kalter Schauer lief über Tylers Rücken und seine Arme bis in seinen Bauch, und er merkte, dass seine Knie weich wurden. Die beiden Cops arbeiteten an einem Fall, wie Tyler wusste: Jace.
    »…Schüsse…«
    »…Schreie…«
    »… PENG! Und schon liegt der Typ tot da…«
    Tyler sah sich um, ob der Silberpfeil irgendwo angekettet war oder auf dem Boden lag.
    »… PENG! Und schon liegt der Typ tot da… «
    Tyler wollte zurückweichen und prallte dabei gegen jemanden, der sich hinter ihn gestellt hatte. Ihm war schwindlig. Er glaubte, dass er sich gleich übergeben musste.
    Parker brüllte Kyle immer noch an. Kyle brüllte zurück.
    »Ich habe nicht auf sie geschossen! Wie oft muss ich Ihnen das noch sagen?« Kyle fuchtelte mit dem Finger vor ihm herum. »Kein einziges Mal! Ich muss Ihnen überhaupt nichts auch nur ein verdammtes Mal sagen, Parker! Es ist nicht mehr Ihr Fall, und wenn es nach mir geht, dann sind Sie bald auch nicht mehr bei der Polizei.«
    »Sie können mir gar nichts anhaben, Bradley«, brüllte Parker über die Schulter des stämmigen Cops hinweg, der ihn immer noch davon abzuhalten versuchte, über Kyle herzufallen. »Das, was Sie sagen oder tun, interessiert mich ungefähr so sehr, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt!«
    Er trat einen Schritt zurück, hob die Hände, um dem uniformierten Cop zu zeigen, dass er nichts Böses im Schilde führte, und ging um ihn herum. Er beugte sich zu Detective Kyle und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Dann wandte Parker sich ab, machte drei Schritte und sah Tyler vor sich.

44
    Parker war bei Abby Lowell geblieben, bis die Sanitäter sie in den Krankenwagen verfrachtet hatten und weggefahren waren. Sie würde direkt in den OP gebracht werden. Bis man mit ihr sprechen konnte, würden Stunden vergehen, und dann ließen die vom Raub und Mord garantiert niemanden mehr zu ihr vor.
    Ein paar Motorradcops, die wegen der Filmaufnahmen zum Pershing Square abgeordnet worden waren, hatten die Verfolgung von Davis aufgenommen, der wiederum Damon verfolgte. Das LAPD hatte Hubschrauber losgeschickt, und die Hubschrauber der Nachrichtensender kreisten über dem Platz wie Aasgeier über ihrer Beute. Der zum Erliegen gekommene Verkehr machte es den Cops unmöglich, sich mit ihren Streifenwagen an der Jagd zu beteiligen, aber das hielt sie nicht davon ab, ihre Blaulichter und Sirenen laufen zu lassen.
    Was für ein beschissenes Chaos, dachte Parker.
    »Was zum Teufel tun Sie hier,
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