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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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näher zu ihm heran.
    »Okay«, sagte sie.
    »Hast du unter deinem Jackett was an?«, fragte er.
    »Du wusstest, dass ich eine Pistole in der Küche hatte.«
    »Ja.«
    »Warum hast du mein Haus durchsucht?«
    »Weil ich das Gen besitze, das Joe nicht hatte. Mir stoßen keine Dinge zu. Ich habe nie Pech. Bist du bewaffnet?«
    »Nein«, sagte sie.
    Kurzes Schweigen.
    »Und ich habe unter dem Jackett nichts an«, fügte sie hinzu.
    »Von solchen Dingen muss ich mich selbst überzeugen«, sagte er. »Aus angeborener Vorsicht. Rein genetisch, verstehst du.«
    Er knöpfte den ersten Knopf ihres Jacketts auf. Dann den zweiten. Ließ seine Hand hineingleiten. Ihre Haut war warm und glatt.
    Um sechs Uhr bekamen sie einen Weckruf von der Rezeption des Motels. Den muss Stuyvesant am Abend zuvor veranlasst haben, dachte Reacher. Ich wollte, er hätte ihn vergessen. Neben ihm regte sich Froelich. Dann öffnete sie plötzlich die Augen und setzte sich hellwach auf.
    »Happy Thanksgiving«, sagte er.
    »Hoffentlich wird heute ein Glückstag«, meinte sie. »Ich habe so eine Vorahnung, dass heute der Tag ist, an dem wir gewinnen oder verlieren.«
    »Ich mag solche Tage.«
    »Tatsächlich?«
    »Klar«, sagte er. »Verlieren kommt nicht in Frage, deshalb ist heute der Tag, an dem wir gewinnen.«
    Sie warf die Decke zurück und stand auf.
    »Zieh was Legeres an«, sagte sie. »Anzüge sind an einem Feiertag in einer Suppenküche fehl am Platz. Sagst du’s auch Neagley?«
    »Das kannst du selbst tun. Du kommst an ihrem Zimmer vorbei. Sie beißt nicht.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein«, sagte er.
    Froelich schlüpfte in ihren Hosenanzug und verschwand. Er ging an den Kleiderschrank, holte den Müllsack mit den in Atlantic City gekauften Klamotten heraus, kippte sie aufs Bett und tat sein Bestes, um die Falten glatt zu streichen. Dann duschte er, ohne sich zu rasieren. Sie will, dass ich leger wirke, dachte er. Neagley traf er in der Empfangshalle. Sie trug Jeans und Sweatshirt mit einer abgewetzten alten Lederjacke darüber. An einem Tisch konnte man sich mit Kaffee und Muffins bedienen. Die U. S. Marshals hatten die meisten davon schon vertilgt.
    »Habt ihr euch geküsst und wieder vertragen?«, fragte Neagley.
    »Ein bisschen von beidem, würde ich sagen«, antwortete er.
    Er goss sich Kaffee ein und nahm einen Kleiemuffin mit Rosinen. Dann tauchte Froelich auf: frisch geduscht, in schwarzen Jeans mit schwarzem Polohemd und schwarzer Nylonjacke. Nachdem sie gefrühstückt hatten, gingen sie zu Stuyvesants Suburban hinaus. Es war vor sieben Uhr morgens am Thanksgiving Day, und überall herrschte Ruhe. Der Himmel war blassblau. Die Straßen waren völlig leer. Die Fahrt ins Büro dauerte nur wenige Minuten. Stuyvesant erwartete sie schon im Konferenzraum. Seine Vorstellung von leger bestand aus einer frisch gebügelten grauen Hose und einem rosa Pullunder unter einer leuchtend blauen Golfjacke. Reacher vermutete, dass auf allen Etiketten Brooks Brothers stand, und auch, dass Mrs. Stuyvesant wie jeden Donnerstag trotz Thanksgiving nach Baltimore ins Krankenhaus gefahren war. Bannon saß Stuyvesant gegenüber. Er trug wie gewohnt Tweed und Flanell. Ganz gleich, welcher Tag gerade war, er würde immer wie ein Cop aussehen. Sein Kleiderschrank schien keine große Auswahl zu bieten.
    »Fangen wir also an«, sagte Stuyvesant. »Wir haben viel zu besprechen.«
    »Punkt Nummer eins«, begann Bannon. »Das FBI empfiehlt offiziell die Absage der heutigen Veranstaltung. Wir wissen, dass diese Verbrecher in der Stadt sind, und müssen davon ausgehen, dass ein Anschlag bevorsteht.«
    »Eine Absage kommt nicht in Frage«, widersprach Stuyvesant. »Kostenloser Truthahn in einem Obdachlosenasyl mag trivial klingen, aber dies ist eine Stadt, die von Symbolen lebt. Würde Armstrong einen Rückzieher machen, wären die politischen Folgen katastrophal.«
    »Okay, dann sind wir ebenfalls vor Ort«, sagte Bannon. »Nicht etwa, um Ihnen Ihre Kompetenzen streitig zu machen. Aus allen Dingen, die Armstrongs persönliche Sicherheit betreffen, halten wir uns strikt heraus. Aber falls irgendwas passiert, wollen wir schnell eingreifen können.«
    »Irgendwelche spezifischen Informationen?«, fragte Froelich.
    Bannon schüttelte den Kopf. »Keine. Nur eine Vorahnung. Aber ich möchte Ihnen dringend raten, sie sehr ernst zu nehmen.«
    »Ich nehme alles sehr ernst«, entgegnete Froelich. »Tatsächlich ändere ich den Plan und verlege die Veranstaltung ins

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