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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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später. Er betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich. Papiere hatte er keine dabei. Er nahm auf seinem Stuhl Platz, legte beide Hände flach auf die Tischplatte und trommelte mit den Fingerspitzen darauf.
    »Okay«, begann er. »Wo waren wir? Reacher hatte eine Frage, glaube ich.«
    Reacher nahm seine Füße vom Stuhl und wandte sich ihm zu.
    »Tatsächlich?«, fragte er.
    Stuyvesant nickte. »Sie haben nach dieser speziellen Drohung gefragt. Nun, sie kommt entweder von einem Insider oder einem Außenstehenden. Eine dritte Möglichkeit gibt’s logischerweise nicht.«
    »Diskutieren wir jetzt darüber?«
    »So ist es«, sagte Stuyvesant.
    »Wieso? Was hat sich geändert?«
    Stuyvesant ignorierte die Frage. »Falls wir es mit einem Außenstehenden zu tun haben – müssen wir uns dann unbedingt Sorgen machen? Möglicherweise nicht, denn auch das ist wieder wie Baseball. Wenn die Yankees in die Stadt kommen und sagen, dass sie die Orioles schlagen werden, muss das nicht stimmen. Mit etwas zu prahlen, ist nicht das Gleiche wie etwas wirklich zu tun.«
    Niemand sprach.
    »Ich erwarte etwas Input von Ihnen«, ermunterte Stuyvesant sie.
    Reacher zuckte mit den Schultern. »Okay«, sagte er. »Sie glauben, dass die Bedrohung von außen kommt?«
    »Nein, ich glaube, dass es sich um einen internen Einschüchterungsversuch mit dem Ziel handelt, Froelichs Karriere zu beschädigen. Fragen Sie mich jetzt, was ich dagegen zu tun gedenke.«
    Reacher sah erst zu Stuyvesant, dann auf seine Uhr. Fünfundzwanzig Minuten, an einem Sonntagabend, tief im D. C.-Maryland-Virginia-Dreieck.
    »Ich weiß, was Sie dagegen tun werden«, sagte er.
    »Wirklich?«
    »Sie werden Neagley und mich für interne Ermittlungen engagieren.«
    »Glauben Sie?«
    Reacher nickte. »Machen Sie sich Sorgen wegen eines internen Einschüchterungsversuchs, brauchen Sie interne Ermittlungen. Das ist klar. Und Sie können damit keinen Ihrer eigenen Leute beauftragen, weil Sie zufällig auf den Bösewicht stoßen könnten. Und Sie wollen das FBI nicht hinzuziehen, weil Washington nicht so funktioniert. Niemand wäscht seine schmutzige Wäsche öffentlich. Also brauchen Sie jemanden, der von außen kommt. Und hier sitzen gleich zwei vor Ihnen, die noch dazu schon mit dem Fall befasst sind, weil Froelich sie eingeweiht hat. Sie können die Sache also entweder beenden oder sich dafür entscheiden, sie weiterzuverfolgen. Das würden Sie lieber tun, weil Sie dann eine hervorragende Agentin, die Sie erst vor kurzem befördert haben, nicht zu kritisieren brauchen. Können Sie uns also einsetzen? Natürlich. Wer wäre besser geeignet als Joe Reachers kleiner Bruder? Im Treasury Department gilt Joe Reacher praktisch als Heiliger. Also sind Sie abgesichert. Und ich bin’s auch. Wegen Joe gelte ich als glaubwürdig. Und ich war beim Militär ein guter Ermittler. Neagley auch. Das wissen Sie, weil Sie das gerade überprüft haben. Ich vermute, dass Sie eben fünfundzwanzig Minuten damit verbracht haben, mit dem Pentagon und der National Security Agency zu telefonieren. Dafür wollten Sie unsere persönlichen Angaben. Beide Stellen haben unsere Namen durch ihre Computer laufen lassen, und wir sind clean rausgekommen. Wahrscheinlich mehr als clean, denn unsere Sicherheitseinstufungen befinden sich bestimmt noch bei unseren Personalakten. Ich wette, dass sie weit höher sind, als sie für Ihre Zwecke sein müssten.«
    Stuyvesant nickte. Er machte ein zufriedenes Gesicht.
    »Eine ausgezeichnete Analyse«, sagte er. »Sie bekommen den Job, sobald ich diese Einstufungen schriftlich vorliegen habe. Das dürfte in ein bis zwei Stunden der Fall sein.«
    »Das können Sie?«, fragte Neagley.
    »Ich kann tun, was ich will«, antwortete Stuyvesant. »Präsidenten neigen dazu, die Leute, die hoffentlich ihr Leben schützen, mit weitreichenden Vollmachten auszustatten.«
    Schweigen im Raum.
    »Gehöre ich zu den Verdächtigen?«, fragte Stuyvesant.
    »Nein«, entgegnete Reacher.
    »Vielleicht sollte ich Ihr Hauptverdächtiger sein. Vielleicht habe ich mich gezwungen gefühlt, eine Frau des Gleichstellungszwangs wegen zu befördern, ärgere mich aber insgeheim darüber und arbeite deshalb heimlich gegen sie, um sie in Panik zu versetzen und auf diese Weise zu diskreditieren.«
    Reacher schwieg.
    »Ich könnte einen Freund oder Verwandten gefunden haben, dessen Fingerabdrücke nirgends gespeichert sind. Ich hätte das Blatt Papier am Mittwochabend um halb acht Uhr auf meinem

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