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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gehört mit zu unserem Job. Wir leben schließlich in einer Demokratie. Daran muss man sich gewöhnen.«
    Dann lehnte er sich zurück, als habe er alles gesagt, was es zu sagen gab.
    »Was ist mit dieser spezifischen Drohung?«, fragte Reacher.
    Stuyvesant zögerte, dann schüttelte er den Kopf. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Die ganze Atmosphäre im Konferenzraum war anders geworden.
    »Das ist genau der Punkt, an dem ich aufhöre, offen zu sprechen«, sagte er. »Froelich hat einen schlimmen Fehler gemacht, als sie Ihnen gegenüber zugegeben hat, dass es überhaupt eine Bedrohung von außen gibt. Dazu kann ich nur sagen, dass wir sehr viele Drohungen erhalten. Anschließend unternehmen wir etwas gegen sie. Aber was, das ist absolut vertraulich. Deshalb muss ich Ihnen strikt verbieten, jemals mit Außenstehenden über diese Situation oder irgendwelche Aspekte unserer Arbeitsweise zu sprechen, wenn Sie heute Abend dieses Gebäude verlassen. Diese Verpflichtung ist in Bundesgesetzen festgeschrieben. Verstoßen Sie dagegen, stehen mir Sanktionen zur Verfügung.«
    Danach herrschte Schweigen. Froelich wirkte besorgt. Stuyvesant ignorierte sie völlig und musterte stattdessen Reacher und Neagley – erst feindselig, dann plötzlich nachdenklich. Er schien wieder angestrengt nachzudenken. Dann stand er auf und trat an den halb hohen Schrank, auf dem die Telefone standen. Ging davor in die Hocke, öffnete eine Tür und nahm zwei gelbe Schreibblöcke und zwei Kugelschreiber heraus. Kam zurück, legte je einen vor Reacher und Neagley auf den Tisch und nahm wieder auf seinem Stuhl Platz.
    »Schreiben Sie mir beide Ihren vollständigen Namen auf«, forderte er sie auf. »Etwaige Pseudonyme, Geburtsdatum, Sozialversicherungsnummer, Personenkennziffer beim Militär und gegenwärtige Adresse.«
    »Wozu?«, fragte Reacher.
    »Tun Sie’s einfach«, sagte Stuyvesant.
    Reacher zögerte, bevor er nach dem Kugelschreiber griff. Froelich starrte ihn sorgenvoll an. Neagley warf ihm einen Blick zu, zuckte mit den Schultern und begann zu schreiben. Reacher wartete noch einen Moment, dann folgte er ihrem Beispiel. Er war lange vor ihr fertig. Er hatte keinen zweiten Vornamen und keine gegenwärtige Adresse. Stuyvesant nahm die Schreibblöcke an sich und marschierte wortlos damit aus dem Raum. Die Tür fiel laut hinter ihm ins Schloss.
    »Das wird nicht einfach für mich«, sagte Froelich. »Und Sie beide habe ich auch in Schwierigkeiten gebracht.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken«, munterte Reacher sie auf. »Er will uns vielleicht nur eine Geheimhaltungsverpflichtung unterschreiben lassen, das ist alles. Er ist rausgegangen, um sie tippen zu lassen, vermute ich.«
    »Aber was hat er mit mir vor?«
    »Wahrscheinlich nichts.«
    »Mich degradieren? Mich entlassen?«
    »Er hat das Audit genehmigt. Es war wegen dieser Bedrohungen nötig. Die beiden Dinge hängen zusammen. Wir erklären ihm, dass wir Sie mit Fragen bedrängt haben.«
    »Er degradiert mich«, sagte Froelich. »Die Sache mit dem Audit hat ihm von Anfang an nicht gefallen. Er hat mir erklärt, es lasse auf mangelndes Selbstvertrauen schließen.«
    »Quatsch«, sagte Reacher. »Bei uns hat’s solche Überprüfungen dauernd gegeben.«
    »Audits erzeugen Selbstvertrauen«, warf Neagley ein. »Die Erfahrung haben wir gemacht. Es ist besser, etwas sicher zu wissen, als einfach nur das Beste zu hoffen.«
    Froelich äußerte sich nicht dazu. Im Konferenzraum wurde es still. Sie warteten – fünf Minuten, dann zehn, dann fünfzehn. Reacher stand auf und reckte sich. Trat an den halb hohen Schrank und betrachtete das rote Telefon. Er nahm den Hörer ab, hielt ihn ans Ohr, ohne einen Wählton zu hören, legte ihn wieder auf und überflog die vertraulichen Memos am schwarzen Brett. Die Decke des Raums war so niedrig, dass er die Wärme der Halogenlampen auf der Schädeldecke spürte. Er setzte sich wieder hin, drehte den Stuhl zur Seite, kippte ihn etwas nach hinten und legte seine Füße auf den Stuhl daneben. Sah auf seine Armbanduhr. Stuyvesant war nun schon zwanzig Minuten weg.
    »Was zum Teufel macht er?«, fragte er. »Tippt er die Dinger selbst?«
    »Vielleicht ruft er seine Agenten zusammen«, meinte Neagley. »Vielleicht wandern wir alle hinter Gitter, damit absolutes Schweigen garantiert ist.«
    Reacher gähnte grinsend. »Wir lassen ihm noch zehn Minuten Zeit. Dann gehen wir. Vielleicht essen wir irgendwo gemeinsam.«
    Stuyvesant erschien fünf Minuten

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