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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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er. »Sie dürften wieder bei Spionage Kurs 101 sein.«
    »Müsste inzwischen Kurs 201 sein«, entgegnete Froelich. »Er befasst sich schon ziemlich lang damit.«
    »Nein, das CIA-Zeug ist schrecklich kompliziert«, bemerkte der Agent. »Zumindest für Normalsterbliche.«
    Sie lächelte, und der Mann ging wieder auf seinen Posten zurück. Froelich drehte sich halb um, damit sie mit Neagley und Reacher sprechen konnte.
    »Fußstreife?«, fragte sie.
    »Deshalb trage ich den Mantel«, antwortete Reacher.
    »Vier Augen sehen mehr als zwei«, meinte Neagley.
    Sie stiegen gemeinsam aus und ließen Froelich im Wagen sitzen. Auf der Vorderseite des Hauses war alles ruhig, weshalb sie sich in nördlicher Richtung nach rechts wandten, um einen Blick auf die Rückseite zu werfen. An beiden Enden der hinter dem Haus vorbeiführenden schmalen Zufahrt parkten Streifenwagen. Auch dort war alles ruhig. Die Fenster der umliegenden Häuser waren wegen der Kälte fest geschlossen. Sie liefen zur nächsten Straße, in der ebenfalls Streifenwagen parkten.
    »Zeitverschwendung«, sagte Neagley. »In seinem Haus kriegt ihn keiner.«
    »Gut, gehen wir frühstücken«, sagte Reacher. Sie kehrten zur Querstraße zurück und fanden einen Doughnut Shop. Holten sich Kaffee und Krapfen und setzten sich an die lange Theke an der Straßenfront. Die Scheibe war innen beschlagen. Neagley nahm eine Papierserviette, um sie abzuwischen und hinaussehen zu können.
    »Andere Krawatte«, sagte sie.
    Er warf einen Blick darauf.
    »Anderer Anzug«, fuhr sie fort.
    »Gefällt er dir?«
    »Ja, wenn wir noch die neunziger Jahre hätten«, antwortete sie.
    Er schwieg. Sie lächelte.
    »Also«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ms. Froelich hat den Satz komplettiert.«
    »Das hast du gemerkt?«
    »Klar.«
    »Ich hab freiwillig mitgemacht«, sagte Reacher.
    »Ich denke mir schon, dass sie dich nicht vergewaltigt hat.«
    »Willst du mir deswegen Vorwürfe machen?«
    »He, das war deine Entscheidung. Sie ist eine attraktive Frau. Aber das bin ich auch. Und um mich hast du dich nie bemüht.«
    »Hättest du das denn gewollt?«
    »Nein.«
    »Das ist der springende Punkt. Ich mag es, wenn mein Interesse erwidert wird.«
    »Was deine Auswahl etwas einschränkt.«
    »Ein bisschen, aber nicht ganz.«
    »Tja, stimmt wohl«, sagte Neagley.
    »Dir gefällt das nicht?«
    »Ach, was. Tu dir keinen Zwang an. Weshalb bin ich deiner Meinung nach wohl im Hotel geblieben? Ich wollte ihr nicht in die Quere kommen.«
    » Ihr in die Quere kommen? War das so offensichtlich?«
    »O bitte«, sagte Neagley.
    Reacher trank seinen Kaffee in kleinen Schlucken, aß dazu zwei Krapfen. Er war hungrig.
    »Also, wer sind diese Männer?«, fragte Neagley. »Irgendwelche Ideen?«
    »Ein paar«, erwiderte Reacher. »Ich müsste mich sehr anstrengen, lohnt sich aber nicht, bevor wir nicht wissen, ob’s mit diesem Job weitergeht.«
    »Wohl eher nicht«, sagte Neagley. »Unser Job endet mit den Raumpflegern. Und das ist auch wieder Zeitverschwendung. Sie werden uns garantiert keinen Namen nennen, und wenn doch, ist er falsch. Bestenfalls kriegen wir eine Personenbeschreibung, die dann wertlos ist.«
    Reacher nickte. Leerte seine Tasse.
    »Komm, wir gehen«, sagte er. »Der Form halber drehen wir noch eine Runde um den Block.«
    Sie gingen so langsam, wie sie es in der Kälte ertragen konnten. Nirgends etwas Verdächtiges. Überall herrschte Ruhe. Auf allen Straßen parkten Streifenwagen oder Secret-Service-Fahrzeuge. Ihr Auspuffqualm trieb in weißen Schwaden über die Fahrbahnen. Sie bogen um die letzte Ecke und erreichten Armstrongs Straße von Süden her. Rechts vor sich sahen sie den weißen Leinwandtunnel. Froelich war ausgestiegen und winkte sie zu sich heran.
    »Eine Terminänderung«, erklärte sie. »Im Kapitol hat’s ein Problem gegeben. Er hat den CIA-Vortrag abgebrochen und ist hingefahren.«
    »Er ist schon weg?«, fragte Reacher.
    Froelich nickte. »Er ist unterwegs.«
    Dann hielt sie inne und lauschte auf eine Stimme in ihrem Ohrhörer.
    »Er kommt gerade an«, sagte sie.
    Sie hob die linke Hand und sprach in das Mikrofon.
    »Lagebericht, kommen«, sagte sie und lauschte.
    Pause. Dreißig Sekunden verstrichen. Vierzig.
    »Okay, er ist drinnen«, sagte sie. »Sicher.«
    »Was machen wir jetzt?«, wollte Reacher wissen.
    Froelich zuckte mit den Schultern. »Wir warten. Darum geht’s bei unserem Job. Man muss warten können.«
    Sie fuhren ins Büro zurück und verbrachten den restlichen Vormittag

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