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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Persönlicheres, etwas Spektakuläreres erwartet. So etwas wie der Brief, der plötzlich auf Ihrem Schreibtisch gelegen hat.«
    »Das klingt, als wären Sie enttäuscht«, sagte Stuyvesant.
    »Ich bin enttäuscht. Ich dachte, sie würden sich nahe genug heranwagen, um uns eine Chance zu geben, sie zu schnappen. Aber sie haben gekniffen. Sie sind Feiglinge.«
    Niemand sprach.
    »Feiglinge sind Schlägertypen«, sagte Reacher. »Und umgekehrt.«
    Neagley sah ihn an.
    »Also?«, fragte sie.
    »Also müssen wir zum Anfang zurückgehen und uns über ein paar Dinge Gedanken machen. Zum Beispiel wissen wir jetzt, dass diese Typen keine Insider sind.«
    »Also?«, fragte Neagley wieder.
    »Und was in Minnesota und Colorado passiert ist, beweist uns, dass sie vor praktisch nichts zurückschrecken.«
    »Also?«
    »Die Raumpfleger. Was wissen wir über sie?«
    »Dass sie beteiligt sind. Dass sie Angst haben und nichts sagen.«
    »Richtig«, sagte Reacher. »Aber warum haben sie Angst? Weshalb sagen sie nichts? Weil diese Männer keine Insider sind und auch keine netten Leute.«
    »Also?«
    »Also setzt man sie unter Druck. Sie werden eingeschüchtert, damit sie schweigen.«
    »Wie?«
    »Das möchte ich von dir wissen. Wie schüchterst du jemanden ein, ohne ihn äußerlich zu verletzen?«
    »Man droht ihm etwas an. Etwas, das ihm in der Zukunft vielleicht Schaden zufügt.«
    Reacher nickte. »Ihm selbst – oder jemandem, der ihm nahe steht, bis er vor Angst wie gelähmt ist.«
    »Okay.«
    »Wo haben wir das Wort Cousins schon mal gehört?«
    »Überall. Ich hab auch welche.«
    »Nein, in letzter Zeit.«
    Neagley sah zum Fenster. »Von den Raumpflegern«, sagte sie. »Ihre Kinder sind bei Cousins. So haben sie sich ausgedrückt.«
    »Aber erinnerst du dich, wie sie dabei gezögert haben?«
    »Tatsächlich?«
    Reacher nickte. »Sie haben eine kurze Pause gemacht und einen Blick gewechselt.«
    »Und?«
    »Vielleicht sind ihre Kinder nicht bei Cousins.«
    »Warum sollten sie lügen?«
    »Gibt es eine bessere Methode, jemanden zu etwas zu zwingen, als ihm die Kinder wegzunehmen?«
    Sie handelten schnell, aber Stuyvesant stellte sicher, dass es legal vonstatten ging. Er rief die Anwälte der Raumpfleger an und erklärte ihnen, sie brauchten die Antwort auf eine einzige Frage: Name und Adresse der Babysitter. Er fügte hinzu, eine rasche Antwort sei wünschenswert. Er bekam sie. Die Anwälte riefen innerhalb einer Viertelstunde zurück. Der Name lautete Gálvez, und die Adresse war nicht weiter als eine Meile vom Haus der Raumpfleger entfernt.
    Dann bat Froelich um Ruhe, setzte sich mit ihren Leuten über Funk in Verbindung und ließ sich einen vollständigen Lagebericht aus dem Hotel geben. Es gab keine Probleme. Alles verlief ruhig. Armstrong machte seine Runde durch den Ballsaal. Die Mindestabstände wurden strikt eingehalten. Sie ordnete an, sämtliche Agenten sollten Armstrong nach Schluss der Veranstaltung hinausbegleiten. Sie verlangte einen menschlichen Schutzwall bis hinaus zu seiner Limousine.
    »Und wartet nicht mehr allzu lange«, sagte sie. »Verkürzt die Zeit, in der er exponiert ist.«
    Danach stiegen sie in der Tiefgarage zu viert in Froelichs Suburban und fuhren direkt am Haus der Raumpfleger vorbei. Schlängelten sich eine weitere Meile über schlecht beleuchtete Straßen und hielten vor einem hohen, schmalen Zweifamilienhaus. Es war von einem Maschendrahtzaun umgeben und hatte an den Torsäulen angekettete Mülltonnen. Es stand zwischen einem Lebensmitteldiscounter und einer langen Reihe identischer Häuser eingezwängt. Am Randstein vor dem Haus parkte ein klappriger Cadillac.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Stuyvesant.
    »Wir gehen hinein und reden mit diesen Leuten. Aber wir wollen keinen Massenauflauf. Sie sind schon verängstigt genug. Neagley soll zuerst reingehen.«
    Stuyvesant wollte Einwände erheben, aber Neagley war schon ausgestiegen und zum Tor unterwegs. Reacher beobachtete, wie sie kurz auf dem Gehsteig stehen blieb, um sich Überblick zu verschaffen. Beobachtete, wie sie auf dem Weg zur Haustür nach links und rechts schaute. Aber es war niemand zu sehen. Als sie die Haustür erreichte, suchte sie nach einem Klingelknopf. Als keiner zu finden war, klopfte sie kräftig ans Holz.
    Sie musste eine Weile warten, bis die Tür so weit geöffnet wurde, wie es die vorgelegte Sperrkette zuließ. Ein schmaler Streifen Licht fiel ins Freie. Neagley führte ein kurzes Gespräch. Die Haustür ging wieder zu,

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