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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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damit die Kette ausgehakt werden konnte. Der Lichtstreifen wurde erst schmal, dann wieder breiter. Neagley drehte sich um und winkte. Froelich, Stuyvesant und Reacher stiegen aus dem Wagen und gingen zum Haus. Auf der Schwelle stand ein kleiner schwarzhaariger Mann, der sie verlegen lächelnd erwartete.
    »Das hier ist Mr. Gálvez«, stellte Neagley ihn vor. Sie nannten ihre Namen. Gálvez trat zur Seite und ließ sie mit einer Bitte-folgen-Sie-mir- Bewegung ein. Er trug eine Anzughose und einen Pullover mit Karomuster, hatte einen frischen Haarschnitt und einen offenen Gesichtsausdruck. Das Haus war eng und wurde deutlich von zu vielen Menschen bewohnt, aber es war blitzsauber. An Garderobenhaken im Flur hingen säuberlich aufgereiht sieben Kinderjacken. Die meisten waren klein, einige etwas größer. Auf dem Fußboden darunter standen sieben Schulranzen und sieben Paar Schuhe. Hier und dort lagen ordentlich aufgestapelte Spielsachen. In der Küche waren drei Frauen zu sehen. Kinder lugten hinter ihren Röcken hervor. Andere schauten aus der Wohnzimmertür. Sie waren in ständiger Bewegung und schienen alle gleich auszusehen. Reacher schaffte es nicht, sie zu zählen.
    Stuyvesant wirkte leicht überfordert. Reacher zwängte sich an ihm vorbei und ging in Richtung Küche. Blieb an der Tür stehen. Auf einer Arbeitsfläche neben dem Kühlschrank standen sieben Lunchboxen. Ihre Deckel waren hochgeklappt. Er machte kehrt, zwängte sich an Neagley vorbei und betrachtete die kleinen Jacken. Bunte Nylonsachen, wie er sie im Laden in Atlantic City gesehen hatte. Er nahm eine Jacke vom Haken. Im Kragen war ein weißes Etikett eingenäht, auf das mit wasserfestem Filzstift geschrieben J. Gálvez stand. Er hängte die Jacke zurück und kontrollierte die übrigen sechs. Alle waren mit dem Familiennamen und einem abgekürzten Vornamen gekennzeichnet. Insgesamt fünf mit Gálvez und zwei mit Alvárez .
    Niemand sprach. Stuyvesant wirkte verlegen. Reacher bedeutete Gálvez, mit ihm ins Wohnzimmer zu kommen. Als sie eintraten, huschten zwei Kinder hinaus.
    »Sie haben fünf Kinder?«, fragte Reacher.
    Gálvez nickte. »Ich bin ein glücklicher Mann.«
    »Wem gehören also die beiden Mäntel, in denen Alvárez steht?«
    »Den Kindern des Cousins meiner Frau, Julio.«
    »Julios und Anitas Kindern?«
    Gálvez nickte.
    »Ich möchte sie sehen«, sagte Reacher.
    »Sie sind nicht hier.«
    »Wo sind sie?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete Gálvez. »In der Arbeit, vermute ich. Sie arbeiten nachts. Bei einer Regierungsbehörde.«
    »Nein, ich meine ihre Kinder. Nicht die Eltern.«
    Gálvez starrte ihn verwirrt an. »Ihre Kinder?«
    »Damit ich weiß, dass mit ihnen alles in Ordnung ist.«
    »Sie haben sie gerade gesehen. In der Küche.«
    »Welche sind es?«
    »Wir nehmen kein Geld«, sagte Gálvez. »Außer für ihr Essen.«
    Reacher nickte. »Hier geht’s nicht um Genehmigungen oder dergleichen. Wir möchten nur sehen, ob mit ihnen alles in Ordnung ist.«
    Gálvez rief in rasend schnellem Spanisch etwas in die Küche. Zwei kleine Kinder lösten sich aus der Gruppe und kamen ins Wohnzimmer getrabt. Sie blieben in der Nähe der Tür nebeneinander stehen. Zwei kleine Mädchen, bildhübsch, große dunkle Augen, glänzendes schwarzes Haar, ernster Gesichtsausdruck. Vielleicht fünf und sieben, vier und sechs oder drei und fünf Jahre alt. Reacher hatte keine Ahnung.
    »Hey, Kids«, sagte er. »Zeigt mir eure Jacken.«
    Sie gehorchten ihm aufs Wort. Er folgte ihnen in die Diele hinaus und beobachtete, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellten und die beiden kleinen Jacken berührten, in denen Alvárez stand, wie er bereits wusste.
    »Okay«, sagte Reacher. »Jetzt holt euch einen Keks oder so was.«
    Sie rannten in die Küche zurück. Er sah ihnen von der Tür aus nach und kehrte dann wieder ins Wohnzimmer zurück. Blieb dicht vor Gálvez stehen.
    »Hat sich sonst noch jemand nach ihnen erkundigt?«, fragte er.
    Gálvez schüttelte den Kopf.
    »Sicher?«, fragte Reacher. »Niemand hat sie beobachtet, keine verdächtigen Fremden in der Umgebung des Hauses?«
    Gálvez schüttelte erneut den Kopf.
    »Falls Ihnen irgendwas Sorgen macht, sollten Sie’s uns jetzt sagen. Dann kümmern wir uns darum.«
    Gálvez machte nur ein verständnisloses Gesicht. Reacher betrachtete seine Augen. Er hatte in seiner Dienstzeit bei der Militärpolizei viel Zeit damit verbracht, Augen zu beobachten, und diese sahen unschuldig drein. Leicht beunruhigt, etwas

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