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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Lande?«
    »Das weiß ich nicht. Aber das mußte er auch gar nicht. Vielleicht hat er jemanden gefunden, der ihm die Schmutzarbeit abgenommen hat.« Ich überlegte, wer in Frage kam. »David Baker vielleicht. Sergeant Cochrane hat gesagt, David habe kein Alibi für den Samstag.«
    Rachel schauderte und schüttelte den Kopf. »Ich kann das alles nicht glauben. Mag sein, daß Carl Jenson ein bißchen verrückt ist, und mag sein, daß David Baker ein falscher Hund ist, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß die jemanden umbringen. Mit beiden arbeite ich seit Jahren zusammen.«
    Resigniert hob ich die Hände. »Ich weiß, was Sie meinen. Aber Morde geschehen nun mal, und die Mörder tragen kein Erkennungszeichen auf der Stirn.«
    Schweigend hingen wir unseren Gedanken nach. »Einen gibt es, der verrückt genug ist, einen Mord zu begehen«, meinte Rachel schließlich.
    »Doogie?«
    »Genau.«
    »Ich kann mir schon vorstellen, daß er dazu fähig ist.« Unwillkürlich schlug ich die Beine übereinander, als ich an mein letztes Zusammentreffen mit ihm und seinem Hund dachte. »Aber es sieht nicht so aus. Sergeant Cochrane hat gesagt, er hätte sich am Samstag morgen ins Internet eingeklinkt.«
    Rachel zog die Stirn kraus. »Woher weiß die Polizei das?«
    »Ich glaube, Cochrane hat gesagt, sie hätten bei den Leuten nachgefragt, die das Netz organisieren. Wahrscheinlich muß er sich irgendwo einloggen, und das wird dann wohl aufgezeichnet.«
    »Das ist zwar richtig«, sagte Rachel, »aber es ist kinderleicht, den Vorgang zu türken. Vor allem für jemanden wie Doogie. Er brauchte nur einen seiner Internet-Kumpel zu bitten, sich unter seinem Namen einzuloggen, und er kann während dieser Zeit tun, wozu er Lust hat. Das würde man nie herausfinden.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Also könnte Doogie es doch gewesen sein.«
    »Klar.«
    »Na gut, egal, wer es ist. Jedenfalls werd’ ich dafür sorgen, daß er nicht so davonkommt. Er hat Richard umgebracht. Das kann ich nicht mehr ändern, aber seine Firma kriegt er nicht. Das lasse ich nicht zu.«
    Rachel blickte auf, überrascht von der jähen Wut in meiner Stimme. Plötzlich sah sie besorgt aus. »Mark?«
    »Ja? Was ist?«
    »Wenn Sie recht haben und Richard umgebracht worden ist, weil er irgend jemandem im Wege war, der ein Auge auf FairSystems geworfen hat …«
    »Ja?«
    »Na ja, dann könnten Sie das nächste Opfer sein.«
    Sie hatte recht. Mir war der Gedanke auch schon gekommen, aber ich hatte versucht, ihn nicht an mich heranzulassen. Er jagte mir Angst ein, und das steigerte meinen Zorn nur noch.
    Eine Zeitlang schwiegen wir. Langsam legte sich die Wut. Es war ein warmer Abend, und immer mehr Gäste begannen uns draußen an den Tischen Gesellschaft zu leisten. Ein plötzlicher Windstoß wirbelte Papierservietten auf und Rachels krause Mähne durcheinander. Als sie sich die Haare aus dem Gesicht strich, lächelte sie mich an. Ihre sichtliche Sorge um mich fand ich rührend. Ich gewöhnte mich langsam an ihre Gesellschaft.
    Was für eine Beziehung mochten Richard und Rachel gehabt haben? Ich nahm an, daß er Rachel mir gegenüber erwähnt hatte, aber ich hatte nicht darauf geachtet. Ob er wohl zur Kenntnis genommen hatte, was für eine ungewöhnliche Frau sie war? Ich stellte mir vor, wie sie über komplizierte Probleme der Virtuellen Realität sprachen. Er hörte ihr ruhig und aufmerksam zu. Wie hatte sie sich ihm gegenüber verhalten? Kühl und nüchtern? Oder hatte sie ihm auch das strahlende Lächeln geschenkt, das ich gelegentlich aufschimmern sah? Im Geiste sah ich, wie diese warmherzigen Augen bewundernd auf ihm ruhten.
    Gern hätte ich mehr von ihr gewußt. Ich fragte sie nach ihrer Familie. Sie gab bereitwillig Auskunft.
    »Ich bin in Hillhead aufgewachsen, einem der ›besseren‹ Viertel von Glasgow. Meine Eltern waren Lehrer an der Schule dort. Für Physik und Mathematik, falls Sie das interessiert. Bis ich dreizehn war, war ich eine richtige Musterschülerin, dann bin ich völlig ausgeflippt.«
    »Verdammt früh, oder?« fragte ich.
    »Nicht für Glasgow. Ich habe die Schule geschwänzt, geraucht, getrunken. Mit fünfzehn fing ich an, Drogen zu nehmen. Ich hatte das Zeugnis voller Sechsen.« Rachel leerte ihr Glas.
    »Mit sechzehn hab’ ich Heroin gespritzt. Ein paarmal. Ich fand es toll.« Sie seufzte. »Dann hatte meine beste Freundin einen Zusammenbruch. Sie hing seit etwa einem Jahr an der Nadel. Ihre Eltern brachten

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