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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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nichts Schlimmeres zugegeben hatte, als daß er ohne meine Erlaubnis mit Yoshi gefrühstückt hatte. Trotzdem war Kerr dankbar für den Hinweis.
    »Immerhin haben wir damit eine neue Spur. Und die brauchen wir weiß Gott. Doogie Fisher ist nicht beizukommen. Je härter wir ihm zusetzen, desto mehr Spaß scheint es ihm zu machen. Der Scheißkerl genießt die Rolle des Märtyrers.«
    »Glauben Sie, David könnte Richard umgebracht haben?«
    Kerr ließ einen abgrundtiefen Seufzer hören und streckte sich. »Weiß ich nicht«, sagte er. »Aber wir werden’s schon rauskriegen.«
    Es war ein langer, harter Tag gewesen. Ich war froh, daß David nicht mehr in der Firma war. Jetzt gab es niemanden mehr, der meine Chefposition in Frage stellte. Aber es lagen schwierige Aufgaben vor uns.
    Ich ging auf ein Glas Bier in den Inch Tavern und nahm die Fotos von Yoshi mit. Das lieferte den Stammgästen reichlich Gesprächsstoff. Wieder einmal tat die gemütliche Atmosphäre ihre Wirkung. Gegen zehn ging ich. Die Dämmerung setzte gerade ein. Ich ging den Hügel hinab zu der kleinen Brücke über dem Flüßchen.
    Die Brücke war schlecht beleuchtet, so daß große Teile der Straße im Schatten lagen. Geheimnisvoll gurgelte das Wasser unter dem Steinbogen. Ich sah mich um. Weit und breit niemand zu sehen. Das nächste Haus war dreißig Meter entfernt, alle Fenster dunkel.
    Plötzlich beschlich mich Angst. Ich blieb stehen. Was machte ich hier? War ich verrückt? Als ich hier das letztemal entlanggegangen war, hatte man mich beinahe umgebracht. Ich hätte das Auto nehmen oder mich nach Hause begleiten lassen müssen.
    Damals war ich angetrunken gewesen. Jetzt war ich nüchtern. Ich konnte zurückgehen und um eine Begleitung bitten. Nein. Das war lächerlich.
    Irgend jemand hatte es auf mich abgesehen. Irgend jemand hatte Richard umgebracht. Irgend jemand versuchte, FairSystems zu ruinieren. Irgend jemand unternahm alle Anstrengungen, auch mich umzubringen.
    War es David Baker? Doogie? Jemand, den ich überhaupt nicht kannte?
    Wer es auch war, würde er es schaffen, daß ich von nun an in ständiger Angst lebte?
    Nein, das würde er nicht!
    Ich betrachtete die Brücke. Auf ihr befand sich wohl mit Sicherheit niemand. Wenn jemand da war, verbarg er sich unter dem Brückenbogen. Ich mußte nur rasch genug hinübergehen, dann würde ich ihn hören und konnte davonlaufen, bevor er mich erreicht hatte.
    Und wenn er einen Revolver hatte?
    Lächerlich. In Kirkhaven läuft man nicht mit einem Revolver herum.
    Also atmete ich tief durch und überquerte die Brücke mit raschen Schritten. Nichts tat sich. Alles, was ich hörte, waren das Meer und der Fluß.
    Aber wenn jemand versuchte, mir Angst einzujagen, dann konnte er zufrieden sein: Er hatte Erfolg.
    Am nächsten Morgen wartete ein halbes Dutzend E-Mails auf mich. Zwei waren interessant. Eine war von Susan, die mir mitteilte, daß Steve Schwartz angerufen hatte. Ein Rückruf sei nicht erforderlich, aber ich solle bei ihm vorbeischauen, wenn ich das nächste Mal in London sei.
    Sehr interessant!
    Die zweite war von Sorenson.
    Ich kann einfach nicht glauben, daß David wirklich in der von Ihnen beschriebenen Weise mit Onada unter einer Decke gesteckt hat. Aber wenn es so ist, haben Sie vollkommen recht: Er muß gehen.
    Allerdings hinterläßt er eine empfindliche Lücke im Management. Angesichts seines Ausscheidens bin ich noch besorgter, was die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens angeht. Ich habe darüber mit Graham Stephens gesprochen, und er teilt meine Bedenken. Also wenn Sie bis zum nächsten Mittwoch keine Mittel aufgetrieben haben, sehe ich mich zu meinem Bedauern gezwungen, Konkurs anzumelden. Ich hoffe nicht, daß es nötig sein wird.
    Viel Glück.

    Ich seufzte tief. Kein Ausweg in Sicht. Wir hatten Donnerstag, und in den nächsten fünf Tagen war kein Wunder zu erwarten. Ich rief meinen persönlichen Kontobeauftragten an.
    Ich teilte ihm mit, daß ich den besprochenen Kredit in Anspruch nehmen wolle. Neunzigtausend Pfund. Das hieß, daß auf Inch Lodge erneut eine Hypothek aufgenommen werden mußte. Und daß die Beleihung meines Londoner Hauses bis an die äußerste Grenze ging. Mit der bereits laufenden Hypothek machte das eine hübsche monatliche Belastung aus. Ich versicherte ihm, daß ich weitere großzügige Tantiemen von Harrison Brothers zu erwarten hätte. Für die Bewilligung reichten die Unterlagen, die ich für die erste Hypothek beigebracht hatte, noch aus. Binnen einer

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