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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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»Angelogen?«
    »Ja, angelogen. Ich weiß, daß Sie heute morgen mit Yoshi im Balbirnie House gefrühstückt haben. Walter Sorenson hat Sie gesehen.«
    Ganz kurz sah ich Ärger in Davids Augen aufblitzen. Er verabscheute es, sich erwischen zu lassen. Doch dann hatte er sich wieder gefangen. »Tut mir leid, ich durfte Ihnen davon nichts erzählen«, sagte er kaltblütig.
    »Und warum nicht?«
    »Yoshi hatte ausdrücklich verlangt, daß ich allein komme. Und ich konnte mich wirklich nicht darüber mit ihm streiten. Dazu ist er ein viel zu wichtiger Kunde. Er hat darauf bestanden, daß Sie nichts davon erfahren.«
    Glatt wie ein Stück Seife war dieser Kerl! »Und was wollte er mit Ihnen besprechen?«
    Nun hatte David wieder Oberwasser. »Er hat mir mitgeteilt, daß Onada Industries FairSystems ein Kaufangebot unterbreiten werde, und er wollte wissen, was ich davon hielt.«
    »Und was haben Sie davon gehalten?«
    »Wie Sie wissen, war ich von Anfang an für einen Verkauf. Das habe ich Yoshi mitgeteilt und auch, daß Sie wahrscheinlich ablehnen würden.«
    Soweit hörte sich das ganz glaubhaft an. Doch es war viel wahrscheinlicher, daß David dieses Treffen in der Annahme verabredet hatte, er werde einen Tag nach der Hauptversammlung auf dem Chefsessel sitzen. Das hätte er ruhig zugeben können. Es wäre vielleicht ein bißchen peinlich gewesen, aber David sah keineswegs peinlich berührt aus. Im Gegenteil, er tischte mir seine Geschichte höchst unverfroren auf. Ich war mir sicher, daß er irgend etwas anderes verheimlichte. Aber was?
    Dann fiel mir der Verdacht ein, den Rachel gehabt hatte, als David so versessen darauf war, das Unternehmen zu verkaufen. Damals hatten wir an Jenson Computer gedacht, nicht an Onada, aber der Gedanke selbst war vielleicht doch richtig gewesen.
    »Haben Sie irgendeinen Deal mit Onada gemacht, David?«
    Treffer! Davids Augen wichen mir einen Augenblick aus, und dann nahm sein Gesicht einen Ausdruck gekünstelter Unschuld an. »Einen Deal? Aber nein. An was für ein Geschäft denken Sie?«
    »Oh, ich weiß nicht. Eine Abmachung, nach der Sie FairSystems Onada Industries in die Hände spielen und im Gegenzug den Chefposten kriegen.«
    »Nein!« sagte David, aber seine moralische Entrüstung war ein bißchen zu rechtschaffen.
    »Genau das haben Sie getan, einen schlauen, beschissenen Deal, nicht wahr?« Ich rückte ihm ein bißchen näher auf die Pelle. »Geben Sie’s zu!«
    Plötzlich waren wir nicht mehr zwei geschäftliche Konkurrenten, sondern zwei Männer, die sich wütend anstarrten. Ich war größer als David, und ich war kräftiger. Und er war sich mit einemmal nicht mehr sicher, daß ich davon keinen Gebrauch machen würde.
    Er wußte, daß ich es wußte.
    Er wich zurück, oder vielmehr, er ging zur anderen Seite des Raums. »Und was wäre, wenn ich’s getan hätte? Mit Onada hätte dieses Unternehmen eine echte Zukunft. In fünf Jahren werden die Japaner die Virtuelle Realität sowieso beherrschen. Wenn die sich etwas in den Kopf setzen, schaffen sie es auch. Sie sind doch nur ein Amateur, Sie wissen doch gar nicht, was Sie tun. Die Firma wäre weit besser dran, wenn ich sie leiten würde. Das ist keine Frage, jedenfalls nicht für die Japaner.«
    »Und was haben Sie ihnen über das Unternehmen erzählt, David? Kennen sie alle unsere Entwicklungspläne?« Plötzlich war ich sehr froh, daß David nicht in die Einzelheiten von Projekt Plattform eingeweiht war. Ich empfand nur noch Verachtung für ihn. »Sie machen mich krank! Sie haben alle verraten, die hier arbeiten. Sie sind entlassen. Packen Sie Ihre Sachen, und machen Sie, daß Sie vom Werkgelände verschwinden!«
    »Zum Teufel mit Ihnen! Ich tue nur, was wirtschaftlichen Sinn macht. Wenn das Ihnen und Richard nicht paßt, dann ist das Ihr Problem!«
    Richard hatte es nicht gepaßt. Richard? Ich erinnerte mich an den Riesenkrach, den die beiden am Tag vor Richards Tod gehabt hatten.
    »Richard hat gemerkt, daß Sie hinter seinem Rücken mit Onada verhandelten! Er hat Sie deswegen zur Rede gestellt, nicht wahr?«
    David sagte jetzt nichts mehr.
    »Jede Wette, daß er Sie an diesem Nachmittag rausgeschmissen hat«, fuhr ich fort. Davids Gesicht blieb ausdruckslos. Vielleicht ein Schatten von Unsicherheit in seinen Augen. »Nur war er tot, bevor er Taten folgen lassen konnte. Praktisch, nicht?«
    David sah mich nur an.
    »Haben Sie meinen Bruder umgebracht?« fragte ich ruhig.
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, erwiderte

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