Tödliche Aktien
überzeugen. Um es allein zu versuchen, fehlte ihnen ein bißchen der Mut. Da habe ich ihnen geholfen.
Wir nannten das Unternehmen Cicero Scientific. Es war eine tolle Sache. Das technische Know-how steuerten die beiden Freunde bei. Ich kümmerte mich um die anderen Bereiche. Vier Jahre später haben wir das Ganze für achtzig Millionen Dollar an Softouch verkauft.«
Phantastisch! Achtzig Millionen Dollar! Da war für Sorenson mit Sicherheit ein hübscher Batzen abgefallen. Plötzlich wurde mir klar, daß dieser kräftige Mann, der da neben mir ging, wahrscheinlich der reichste Mensch war, dem ich je begegnet war.
Beim Namen Softouch klingelte es bei mir. »Ist Softouch nicht vor ein paar Jahren durch die Zeitungen gegangen?« fragte ich. »Gab es da nicht irgendwelche Schwierigkeiten?«
Die Begeisterung schwand aus Sorensons Stimme. »Stimmt«, sagte er.
Ich hatte den Eindruck, daß er das Thema nicht vertiefen wollte. Mit einem Siebenereisen schlug ich den Ball sauber und exakt in einen Bunker. Mist, verdammter! Manchmal brauchte ich drei Schläge, um aus einem solchen Sandloch herauszukommen.
»Gar kein schlechter Schlag«, meinte Sorenson. »Sie haben bloß Pech mit dem Wind gehabt.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Was haben Sie danach gemacht?« fragte ich.
»Na ja, ein halbes Jahr lang habe ich eigentlich nichts anderes getan als Golf gespielt, aber auf die Dauer hat mich das Geschäftsleben doch zu sehr gereizt. Da habe ich mir ein Portfolio von interessanten Unternehmen in Amerika und Europa angelegt und bei ihnen im Aufsichtsrat mitgewirkt. Manchmal habe ich auch Geld in die Firmen gesteckt. Ich verstehe mich als eine Art Trainer. Ich glaube, ich kann die Fähigkeiten von Menschen mobilisieren. Im Laufe der Zeit habe ich viele Firmen erlebt, einige, die Erfolg hatten, und andere, die gescheitert sind. Diese Erfahrungen kann ich weitergeben.«
In dieser Rolle konnte ich mir Sorenson sehr gut vorstellen. Er war ein guter Zuhörer, hatte aber auch Autorität. Wenn er daran glaubte, daß man etwas schaffen könnte, dann schaffte man es wahrscheinlich auch.
»Und wie schneidet FairSystems im Vergleich zu all den Unternehmen ab, die Sie erlebt haben?« fragte ich.
Er wandte sich mir zu. »Ganz ehrlich, Mark, da steckt eine Menge drin. Mehr als in den meisten anderen. Und Virtuelle Realität wird der Computermarkt der nächsten zehn Jahre sein.«
»Das hat Richard auch immer gesagt. Aber ich wollte ihm das nie so recht glauben.«
»Das hätten Sie aber tun sollen. In den letzten zwanzig Jahren sind die meisten Fortschritte in der Computertechnik dadurch erzielt worden, daß man immer mehr Rechenleistung auf immer kleineren Chips untergebracht hat. Trotzdem muß man auch heute noch ein Computerfreak sein, um richtig mit den Geräten umgehen zu können. Vorhin habe ich über graphische Benutzeroberflächen gesprochen, über die Art und Weise, wie sich Menschen mit Computern verständigen. Darum wird es bei den nächsten entscheidenden Entwicklungen gehen. Und Virtuelle Realität ist die absolute Benutzeroberfläche, die beste, die sich denken läßt. Wenn sich jemand vollkommen in einer computererzeugten Welt befindet, mit ihr sprechen, auf ihre Objekte zeigen kann, dann ist der Computer keine Barriere mehr. Computer und Benutzer werden eins. Dann werden ganz neue Tätigkeitsfelder erschlossen werden, davon bin ich überzeugt. Jede schöpferische Aktivität, jede Kommunikation zwischen Menschen, die sich an verschiedenen Orten befinden, wird sich durch Virtuelle Realität enorm verbessern lassen.«
Langsam gingen wir auf den Bunker zu. »Man hört von all den naheliegenden Anwendungen für Konstruktion, Unterhaltung, Ausbildung und so fort. Aber die wirklich entscheidenden Anwendungen können wir uns noch nicht einmal vorstellen, weil wir noch nicht lange genug in einer Welt mit Virtueller Realität leben. Das ist genau wie bei allen anderen neuen Technologien – Elektrizität, Telefon, Computer. Bevor man nicht eine Zeitlang mit ihnen gelebt hat, weiß man noch gar nicht, wozu sie zu gebrauchen sind.«
Mißtrauisch sah ich Sorenson an. Aber er machte sich nicht über mich lustig. Er meinte es ehrlich.
Ich stieg hinab in den Bunker und hackte ein paarmal in den Sand. Schließlich eierte der Ball hinaus.
Meine Gedanken wanderten wieder zu Richard. Und ich stellte endlich die Frage, die mich seit einer Woche beschäftigte. »Wissen Sie, warum Richard umgebracht worden ist?«
»Keine Ahnung«, sagte
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