Tödliche Aktien
miteinander gesprochen haben. Nach allem, was er Gina angetan hat, ist das ja vielleicht auch verständlich.« Er seufzte und blickte einen Augenblick auf das Meer hinaus. »Aber Sie und Ihr Vater sind die beiden wichtigsten Aktionäre von FairSystems. Wenn Sie beide sich nicht einig sind über das, was mit FairSystems geschehen soll, dann muß ich als Aufsichtsratsvorsitzender darauf bestehen, daß Sie einen Konsens finden. Eine derartige Ungewißheit kann das Unternehmen nicht verkraften.«
Er sah mich an und sagte langsam und mit großem Nachdruck: »Mark, Sie müssen mit ihm sprechen.«
Einen Augenblick lang erwiderte ich seinen Blick. Er hatte recht.
»Okay«, sagte ich und schlug meinen Ball ins Rough.
Die Sonne glänzte auf Detective Superintendent Donaldsons kahlem Schädel, während er kerzengerade am alten Eichentisch in Richards Küche saß. Schlaff hockte Kerr neben ihm. Alle tranken wir Tee aus großen Bechern.
»Wir sind bei unseren Nachforschungen etwas weitergekommen«, sagte Donaldson. »Angesichts dieser neuen Entwicklung hätten wir Ihnen gerne noch ein paar Fragen gestellt.«
»Bitte sehr!« sagte ich interessiert.
»Wir haben die Tatwaffe gefunden. Ihr Bruder wurde durch einen Schlag mit einer Axt getötet, wahrscheinlich als er sich umdrehte, um seinen Angreifer anzublicken. Wir haben die Axt in einer Hecke an einem Weg entdeckt, nicht weit von der Straße nach Glenrothes.«
»Genau, ich erinnere mich an eine Axt. Als ich Richard im letzten Winter besucht habe, hat er Holz gehackt«, sagte ich.
»Würden Sie die Axt wiedererkennen?« fragte Donaldson.
Ich dachte einen Augenblick nach und schüttelte den Kopf. »Nein, ich weiß wirklich nicht mehr, wie sie ausgesehen hat.«
»Macht nichts. Wir sind uns ziemlich sicher, daß Ihr Bruder seinen Mörder gekannt hat. Es gibt keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen. Die Vordertür und viele Möbelstücke in der Küche sind sorgfältig abgewischt worden. Das läßt darauf schließen, daß Ihr Bruder den Täter in die Küche gelassen und dann mit ins Bootshaus genommen hat.«
Ich hörte gespannt zu.
»Wahrscheinlich war es keine vorsätzliche Tat«, fuhr Donaldson fort. »Die Axt war einfach zur Hand. Wäre der Mord geplant gewesen, hätte der Mörder seine Waffe mitgebracht. Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, daß etwas gestohlen wurde, obwohl wir da nicht ganz sicher sein können.«
»Irgendwelche Fingerabdrücke?« fragte ich.
»Nein«, sagte Donaldson. »Wie gesagt, in der Küche ist alles mit einem Tuch abgewischt worden. Wir haben auch keine Textilfasern gefunden.«
»Und haben Sie einen Verdacht?«
Donaldson hob die Augenbrauen. »Immer mit der Ruhe. Eine Morduntersuchung braucht ihre Zeit. Viele Beamte und viel Zeit. Aber wir schaffen es schon.«
Ich setzte eine Miene auf, die der Zurechtweisung Rechnung trug.
»Nun, wir haben erfahren, daß Mr. Fairfax am Freitag, also einen Tag vor seinem Tod, eine Auseinandersetzung mit David Baker, einem seiner Mitarbeiter, gehabt hat. Offenbar war Baker so wütend, daß er gleich darauf nach Hause gefahren ist. Sie haben erwähnt, Ihr Bruder habe mit Ihnen in den letzten Wochen ein paarmal über Probleme bei FairSystems gesprochen?«
Ich nickte.
»Hat er dabei jemals David Baker erwähnt?«
»Nein. Ich hatte noch nie von ihm gehört, bis Walter Sorenson ihn vor ein paar Tagen erwähnt hat.«
»Ihr Bruder hat also keine Andeutungen gemacht, daß Baker etwas mit seinen Problemen zu tun habe?«
»Nein, kein Wort.«
»Aha«, sagte Donaldson und warf einen Blick auf seine Notizen. »Und was ist mit BOWL?«
»BOWL?«
»Ja. Eine Abkürzung für Brave Old World League – Liga für die Schöne Alte Welt. Eine Gruppe von Umweltschützern, die glaubt, der technische Fortschritt werde die Gesellschaft zugrunde richten. Besonderen Anstoß nehmen sie an der Virtuellen Realität.«
»Ich glaube, Richard hat mal von solchen Leuten gesprochen«, sagte ich. Das Gespräch war schon einige Monate her. Ich kramte in meinem Gedächtnis. »Hat sich nicht einer seiner Mitarbeiter der Gruppe angeschlossen. Doug? Dougie? Oder so ähnlich?«
»Richtig«, sagte Kerr. »Doogie Fisher. Er hat für FairSystems gearbeitet, bis er im letzten Jahr zu BOWL gegangen ist. Die Organisation arbeitet im verborgenen. Es handelt sich eher um eine Gruppe von Einzelgängern in England und Amerika, die sich zu einem Datennetz zusammengeschlossen haben. Offenbar haben die meisten mal beruflich mit Technik zu tun
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