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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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kommt, spielt er gern, aber keine Sorge, Sie kriegen schon keine Scheibe an den Kopf. Er hat Angst vor Anzügen.« Das alles wurde in einem einzigen Atemzug hervorgestoßen.
    »Hast du ihm von FairRender erzählt?« fragte er Rachel.
    »Nein. Nur zu!« sagte sie.
    »Wir haben gerade die Entwicklung eines neuen Graphikchips für unsere nächste Systemgeneration abgeschlossen. Das ist eine heiße Sache. Sehen Sie hier.« Damit führte er mich an einen großen Bildschirm, der mit gelben Notizzetteln vollgeklebt war. Er setzte sich und betätigte den Mausknopf rasch wie eine Morsetaste. Auf diese Weise rief er eine Sequenz sehr komplizierter Zeichnungen ab, so rasch, daß sie aussahen wie einer der ersten Zeichentrickfilme. Dabei erzählte er mir unablässig was von Z-Puffern, Cachegestützter Oberflächenverarbeitung, massiver Parallelvernetzung, Gouraud-schattierten Vielecken und vielem mehr. Noch ein letzter Mausklick, und er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Erwartungsvoll sah er mich an: »Nun, was halten Sie davon?«
    Ich überlegte einen Augenblick, nickte und sagte: »Sehr hübsch.«
    »Sehr hübsch? Was soll das heißen?« rief Keith aus. »Das ist das absolut Geilste, was es gibt!«
    Rachel lachte. »Es ist wirklich ziemlich gut. Dieser winzige Chip erzeugt die Bilder, die man für die Virtuelle Realität braucht, auf eine vollkommen neue Art. Er ist weit besser als alle Konkurrenzprodukte. Gegenwärtig muß der Computer bei der Erzeugung eines virtuellen Bildes – also während er rechnet – gewaltige Datenmengen in seinem Speicher parat halten. Dadurch wird der Vorgang verlangsamt. Mit FairRender können wir alle Berechnungen direkt auf dem Chip ausführen, ohne daß wir die Daten speichern müssen.«
    »Das heißt?«
    »Das heißt, wir sind in der Lage, virtuelle Bilder viele Male schneller zu erzeugen als alle anderen. Und wir haben uns das Verfahren patentieren lassen.«
    »Das«, sagte ich und lächelte Keith an, »ist wirklich das absolut Geilste.«
    »Na, dann sehen wir uns doch mal an, was wir damit zustande bringen«, sagte Rachel.
    Sie führte mich zu einem korpulenten Mann mit einem verfilzten schwarzen Bart, der ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift »I’m lost in the Myst« trug, was immer das heißen mochte.
    »Hallo, Terry«, sagte sie.
    Terry sah auf. »Hallo, Rachel, alles klar?« Er hatte einen breiten Yorkshire-Akzent.
    Rachel wandte sich mir zu. »Terry arbeitet an einem Projekt für eine führende amerikanische Einzelhandelskette. Sehen Sie dort!«
    Ich sah Terry über die Schulter. Auf dem Schirm tauchte die exklusive Modeabteilung eines Textilgeschäftes auf. Terry betätigte einige Tasten, und ein raffiniertes schwarzes Abendkleid rückte in den Vordergrund. »Das kostet fünftausend Eier. Mal anprobieren, Rachel?« fragte Terry.
    »Klar.«
    Der Bildschirm zeigte einen eleganten Ankleideraum. Und schon tauchte Rachel in dem tief ausgeschnittenen Kunstwerk auf. Während sie auf und ab ging, zeigten die Spiegelbilder das Kleid aus jedem Blickwinkel. Ihre Figur war atemberaubend, zumindest auf dem Bildschirm. Ich konnte es mir nicht verkneifen, einen raschen Blick auf den übergroßen Pullover neben mir zu werfen. Rachel bemerkte es und errötete. Es war ein hübscher Anblick, ein zartes Glühen, das vom Hals zu den blassen Wangen aufstieg.
    »Im Moment ist es nur ein Marketing-Gag«, sagte sie rasch, um ihre Fassung wiederzugewinnen. »Aber in fünf Jahren, wenn wir alle solche Systeme zu Hause stehen haben, wer weiß, vielleicht ist es dann die ganz normale Art, Kleidung zu kaufen.«
    »Wir haben Techniken zur Körperkartierung entwickelt, mit deren Hilfe sich das Bild eines wirklichen Menschen aus jedem Blickwinkel reproduzieren läßt«, sagte Terry. »Wollen Sie mich mal in ganzer Schönheit sehen?«
    Ich erhaschte noch einen kurzen Blick auf Terrys behaarten Bauch, der über eine winzige grellgrüne Unterhose fiel, bevor mich Rachel weiterzog. »Terry ist ein As, aber leider etwas durchgeknallt.«
    Etwas abartig, so ein Programmierer, der den ganzen Tag am Computer hockte und hübsche Frauen an- und auszog. Und zum Schluß zog er sich selbst ein knappes Höschen an. Ziemlich abartig.
    Rachel zeigte mir noch die Arbeit einiger anderer Programmierer. Einer entwickelte die dreidimensionale Wiedergabe einer Ölquelle und ein anderer ein System, das Menschen, die unter Höhenangst litten, helfen sollte, ihre Panik zu überwinden.
    »Probieren Sie das mal aus!« sagte sie und zeigte

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