Tödliche Aktien
Tod waren sie wahrscheinlich unersetzlich.
An der Rückseite des Geräts tastete ich nach dem Kabel. Ich zog, bekam es aber nicht heraus. War es verschraubt? In diesem Fall blieb mir nicht genügend Zeit, um es zu lösen.
Keine Schraube, nur ein Klemmstecker. Von dem Gerät bei Harrison Brothers wußte ich, wie er funktionierte. Blind tastete ich in Dunkelheit und Rauch, auf der Suche nach Ansatzpunkten für beide Finger.
Es dauerte ewig! Klick! Die eine Seite war lose. Klick! Die andere Seite. Ich riß das Gerät vom Schreibtisch und stürmte zur Tür. Nach ein paar Schritten verhakte sich mein Fuß in einem harten, metallischen Gegenstand, und ich stürzte zu Boden, den Computer gegen die Brust gepreßt.
Ein schreckliches Brausen erhob sich, als sei ein Hurrikan in den Bootsschuppen gefahren. Das ganze Dach stand in Flammen. Die Balkenkonstruktion brannte. Die Hitze war unerträglich und versengte mir Gesicht und Hände. Das Flammengeräusch schwoll zum Gebrüll an.
Mühsam kam ich wieder hoch.
Aber ich stand noch nicht richtig, als ich einen heftigen Schlag im Rücken spürte. Einen Augenblick konnte ich nicht mehr atmen. Als ich wieder nach Luft schnappte, füllten sich meine Lungen mit Rauch statt mit Luft.
Verzweifelt mühte ich mich, auf die Füße zu kommen und meinen Körper samt der Last hochzustemmen, die ihn niederdrückte. Es war wie der vierzigste Liegestütz, wenn der neununddreißigste der absolut und endgültig letzte war, für den die Kräfte reichten.
Ich schaffte es nicht. Wieder schnappte ich nach Luft, und diesmal war es aus irgendeinem Grund tatsächlich Luft und kein Rauch. Dort, wo die Haut an Gesicht und Händen der Hitze ausgesetzt war, spürte ich stechende Schmerzen.
Ich hatte höchstens noch ein paar Sekunden zu leben.
Ich warf mich auf dem Boden hin und her, wand mich, trat um mich und unternahm verzweifelte Anstrengungen, um mich von dem Balken zu befreien.
Plötzlich spürte ich, daß sich die Last auf meinem Rücken wie durch ein Wunder ein wenig verringerte. Und ich hörte eine Stimme rufen: »Sehen Sie zu, daß Sie hier rauskommen!«
Unter Hustenkrämpfen, die kein Ende nehmen wollten, und schwarzen Schatten, die mein Bewußtsein immer wieder einzuhüllen drohten, stieß ich wild mit den Beinen um mich, bis ich mich unter dem Balken hervorgewunden hatte. Irgendwie kam ich auf die Füße, schnappte den Computer und warf mich durch die offene Tür. Starke Hände fingen mich auf und zogen mich fort von der Hitze, dem Lärm und dem Gestank.
Ich keuchte und spürte, wie mir wunderbare, kühle Luft die Lungen füllte. Man legte mich auf den Rücken. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich meine Brust wild hob und senkte, während mein Körper versuchte, die Nachwirkungen von Hitze, Schmerz, Rauch und Adrenalinschüben zu verarbeiten.
Über mir tauchte das Gesicht von Jim Robertson auf, der Bart schwarz, das Haar versengt und das Gesicht verschmiert von Ruß und Schweiß.
»Ist mit ihm alles in Ordnung?« fragte er.
»Ja. Der kommt durch«, antwortete eine Stimme.
Ich ließ den Kopf ins Gras sinken, schloß die Augen und überließ mich dem Schock.
An die nächsten Stunden kann ich mich nur undeutlich erinnern. Die Feuerwehr traf ein, ein Rettungswagen kam. Ich wurde in die Notaufnahme eines Krankenhauses gebracht und befand mich kurz darauf in einem sauberen, frisch bezogenen Bett. Fast augenblicklich fiel ich in tiefen Schlaf. Erst spät am Vormittag erwachte ich, müde und steif, aber offenbar nicht schwer verletzt. Die linke Hand war verbunden und schmerzte. Eine Verbrennung. Sonst sah ich keine Verbände. Krankenschwestern tauchten auf und brachten mir Tee und Toast. So lag ich etwa eine Stunde, während meine Kräfte langsam zurückkehrten. Ich versuchte aufzustehen, aber man sagte mir, ich müsse liegenbleiben, bis ein Arzt nach mir gesehen hätte.
Endlich tauchte eine Ärztin auf. Sie sah einige Jahre jünger aus als ich. Trotz Eile und Müdigkeit war sie freundlich.
»Nun, Mr. Fairfax, wie ich höre, haben Sie ziemliches Glück gehabt«, sagte sie und blickte auf meine Krankenkarte. »Ihnen fehlt weiter nichts. Die Verbrennung an Ihrer Hand wird in den nächsten Tagen abheilen, und ich glaube nicht, daß Ihr Rücken ernstlich Schaden genommen hat. Sie können das Krankenhaus verlassen, wenn Sie fertig sind. Draußen wartet eine junge Dame auf Sie.«
Einen Augenblick dachte ich, Karen hätte irgendwie erfahren, was mir zugestoßen war, und sei nach Schottland
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